Road-Trip IV

19.10.2015 13:08

Kommen wir mal zu einem weiteren Reisebericht. 

Nach unserer Nacht unter freien Himmel sind wir dann morgends los Richtung Valencia. Wir sind zumeist Landstrasse gefahren, weil die Autobahn kostenplichtig ist. Man kommt durch schöne Berglandschaften, fährt durch endlose Orangen- und Zitronenhaine und so manche schöne Burg oder Ortschaft liegt auf dem Weg. 

Wir haben uns dann entschieden, ab Valencia nicht weiter an der Küste entlang zu fahren, sondern mehr durch das Inland zu reisen. So sind wir erst Richtung Albacete gefahren. Und von dort weiter auf der N322 Richtung Süden. Auf dem Weg sahen wir am Weg eine Burg (www.montesa.es/), und da es sowiewo grade Essenszeit war, haben wir uns entschlossen, dort einfach mal Station zu machen. Wie sich rausstellte, war es die richtige Entscheidung, denn die Burg mit dem vorgelagerten Dorf war wirklich einen Besuch wert. Von hier hatte man einen herrlichen Blick in das weite Tal. 

Nach einer längeren Pause ging es dann weiter. Spanien wartet im Hinterland wirklich mit einigen sehenswerten Landschaften auf. Blutrote Erde, Steineichenwälder, offene Landschaften, Ebenen (La Mancha) und Berge finden sich. Man fährt teilweise durch endlose Olivenwälder. Wer kann, sollte sich das unbedingt mal geben!

Schlussendlich sind wir dann wirklich abseits der normalen Wege gelandet und sind durch eine interessante Berglandschaft gefahren. Sogar Feigen haben wir hier noch gefunden. Die Natur war im Tal noch recht grün, da es einen kleinen Fluss gab. Die Orte waren sehr urig, zum Teil schon verfallen und alles in allem war es Spanien von einer sehr ursprünglichen Seite.

Irgendwann gegen Nachmittag haben wir dann eine Burg mit einer kleinen Stadt (Segura de la Sierra), mitten in den Bergen gesehen und haben wieder entschieden, dort mal hinzufahren. Vorab haben wir noch ein uriges Dorf mit dem Namen La Puerta de Seguro besichtigt. Über eine echt abenteuerliche Strasse ging es dann hoch Richtung Burg. Als wir endlich oben ankamen im Dorf, wartete schon ein Parkplatzwächter auf uns, der uns einwies. Wow, scheint ja echt was los zu sein hier, und offensichtlich kommen einige Tourister her um die Burg zu besichtigen. Wir haben dann gefragt, wie genau man denn nun dort hoch kommt und eine Frau hat es uns verraten. Sie meinte noch, wir sollen uns beeilen, es sei bald zu ende. Wir haben es dann so interpretiert, dass die Burg wohl bald schliesst. Und so haben wir uns dann auch etwas mit dem restlichen Aufstieg beeilt. Nur um dann plötzlich mitten in einem Volksfest zu stehen, dessen grösste Attraktion ein Stierkampf war. Wir waren wirklich echt überrascht. Damit hätte ja niemand gerechnet! Der junge Torrero wurde auch gleich zweimal auf die Hörner genommen, die Blaskapelle hat freudig musiziert und nach ein paar Minuten hat man den Stier mit einem langen Säbel erledigt. Die Menschen haben applaudiert, weisse Taschentücher geschwungen, dem Stier wurden die Ohren abgeschnitten, der Torrero hat sie eine paar jungen Mädels zugeworfen, welche sie nicht fangen konnten und dann wurde die arme Kreatur ins Schlachthaus gefahren, nur um dem nächsten Kampf Platz zu machen. Es ist schon irgendwie abgefahren, wenn man sowas mal aus nächster Nähe sieht. Das war ja Spanien pur! 

Wir sind dann weiter hoch zur Burg, welche wiederum einen herrlichen Blick auf die Landschaft bot. Beim Abstieg hat uns dann ein Spanier auf Deutsch angesprochen, wie wir das Spektakel fanden. "Grausam" war die Antwort. Er war da ganz unserer Meinung. Es stellte sich dann heraus, dass er seit Jahren in Berlin lebt und nur auf Besuch da war. Im Laufe des Gespräches konnte er auch meine These bestätigen, dass auch in Spanien die Dörfer sterben. Die Jungen gehen weg wenn sie können und die Alten bleiben und sterben irgendwann weg. Die Entwicklung ist natürlich auch angesichts der beruflichen Aussichten nachvollziehbar. Aber dennoch irgendwie deprimierend. Dieser Trend ist ja europaweit zu beobachten. 

 

Als es dunkel wurde, sind wir dann weiter gefahren. Irgendwann haben wir uns dann wieder ein Plätzchen zum übernachten gesucht und die zweite Nacht unter einem klaren, aber auch kalten Sternenhimmel verbracht. 

 

Viele Bilder finden sich hier: www.pixum.de/meine-fotos/album/7210484

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