Meine Herren, die Lage ist beschissen!

17.07.2017 22:11

Irgendwie gibt es bei mir gerade eine "Erkenntniskaskade" bezüglich meines Verständnisses des "Systems".

Heute las ich wieder irgendwo einen Artikel über die SPD und deren Absacken und auch dass die Merkeln wieder Kanzlerin werden wird im Herbst. Ich las dann die Kommentare und irgendwie kommt mir das alles nur noch witzlos vor. Dieses ganze Theater ist doch absurd, wenn man mal verstanden hat, wie es wirklich läuft.

Und das habe ich dann auch in einem Kommentar zum Ausdruck gebracht:

  Unser Land ist in einer gigantischen demokratischen Krise.

Auf der einen Seite haben wir eine Kanzlerin, die so flexibel in ihren Ansichten ist, dass fast kein Angriffspunkt vorhanden ist und die es immer wieder meisterhaft versteht, anderen Parteien ihre Themen wegzunehmen.
Und sie ist da auch absolut unideologisch. Grüne Themen werden geräubert (Atomausstieg), liberale Themen werden abgeräumt (Homoehe), sozialdemokratische Themen sowieso und sogar linke Themen werden einfach mal umgesetzt (Asyl für alle / Grenzen auf).

Man wundert sich, dass das geht, ohne nennenswerten Widerstand aus der eigenen Partei, aber das erklärt sich mit einem Wort: Machtgeilheit!

Die Konservativen sind keine idealistischen Linke, die lieber aus einer Partei austreten, oder eine Neue gründen, als etwas mitzutragen, was sie als falsch empfinden. Sie beklatschen auch eine Frau Honecker.. ähm Merkel mal 11 Minuten lang, nachdem diese dem Land riesige Probleme in Form der Migranten aufgehalst hat. Siehe jetzt wieder in Schorndorf.

Die Konservativen machen ALLES mit, solange es bedeutet, dass sie an der Macht bleiben. Nur darum gehts: Macht. Keine Inhalte, keine Überzeugungen, keine Ideale, keine Ideen, keine Visionen. Nur Macht um der Macht willen.
Man darf sich da von Figuren wie einem Bosbach nicht täuschen lassen. Die Parteimasse ist opportunistisch und bigott.

Auf der anderen Seite haben wir eine SPD, die im Lauf der Jahre vollkommen neoliberal durchgeknetet wurde und nun für TTIP, Niedriglohn und andere Sauereien steht. Und die sich dazu noch als Verbreiter von konsumfördernden Memen wie moderner Feminismus und Genderismus gebärden, was im Grunde nur dem System zu gute kommt, indem mit der Umsetzung dieser Agenden und Überzeugungen nur der Konsum angeregt wird.

Gleichzeitig haben sie ihre ehemalige Basis schlichtweg verraten und sich keine neue erarbeitet.

Nun könnte die SPD natürlich einen Kurs wie Sanders oder Corbyn einschlagen, aber das ist leider genau das Gegenteil von dem, was man wirklich will, zumindest in der Parteispitze!

Und so kommt am Ende nichts weiter raus als heiße Luft, weil man genau das nicht will, was aber notwendig wäre, um Erfolg zu haben.

Nun könnte man AfD, Linke, Grüne oder FDP wählen. Kann man. Aber auch diese Parteien sind mittlerweile zu reinen Systemparteien verkommen, bzw. waren es schon immer, die die kommenden und aktuellen Problem, die eine immer schneller laufende Megamaschine verursacht, nicht zu lösen vermögen.

Auch die Linken nicht. Denn sie sind genauso eine Systempartei! Sie geben dem Import von neuen Billigarbeitern und Neo-Skalven einem humanistischen Anstrich, sie verbreiten mit dem Neo-Feminismus und dem Genderismus Meme, die genau betrachtet nur den Konsum befeuern und sie bewegen sind in allen Landtagen in den Spuren ihrer Vorgänger: Investitionen, Arbeitsplätze, Konsum, Wachstum. Wirklich nachhaltige Alternativen? Fehlanzeige!

Hinzu kommt, dass die Medien ihren Job nicht mehr machen, oder ihn machen, dann aber aus einer bestimmten Interessenlage heraus, die eben nicht mehr der Mehrheit zu gute kommt.
Aber ohne pluralistische Medien, keine pluralistische Gesellschaft.

Es bleibt angesichts dessen nur zwei Möglichkeiten, die Demokratie zu beleben:
1. Parteien wählen, die noch echte Alternativen darstellen. Problem: es ist gefährlich. Alternativen sind Experimente und diese können den Run der Megamaschine empfindlich stören. Das ist also nur was für Leute mit einer gewissen Risikobereitschaft.
Für alle anderen ist das nichts, eben weil fast alle Menschen mittlerweile vollkommen vom reibungslosen Funktionieren der Megamaschine abhängen.

2. Nicht Wählen. Dem System die Energie entziehen. Sich statt dessen auf alternative Projekte konzentrieren, statt auf Änderung von oben zu warten, die NIE kommt. Zurückholen der Freiheit, sich dem System zu versagen.
Ist nur was für die ganz Entschlossenen, denn die Versuchung, immer wieder mit einer Stimmabgabe mit zu mischen ist groß, da auch die Hoffnung groß ist, dass sich vielleicht doch mal was ändert.

Fazit: das System hat mittlerweile alle etablierten Parteien mehr oder weniger durchmassiert, so dass man nur die Wahl zwischen verschiedenfarbigen Systemparteien hat. Systemparteien deshalb, weil keine es sich leisten kann, mit ihrer Politik den Lauf der Megamaschine zu stoppen, zu stören oder gar abzubremsen, weil sonst sofort alles crasht.

Die Medien sind ebenfalls zu Systemmedien verkommen. Aus den gleichen Gründen.

Die Wähler hängen von ihrer Existenz zu fast 100% vom reibungslosen Funktionieren des Systems "Megamaschine" ab. Ruckelt es, gibt es Massenarbeitslosigkeit und nachfolgende Verarmung / Verelendung wie jetzt in Griechenland.

Vor diesem Hintergrund wird Demokratie zur Farce, zum Theaterschauspiel, zum bunten Trallala.

Keine Partei kann es sich leisten (und hat es bisher auch gewagt), den Lauf der Megamaschine (Kredit+Zins - Investition - Produktion - Konsum - neuer Kredit - Investition - Produktion - wachsender Konsum - usw) zu stören. Auch keine Linken. Auch keine Ökologen. Auch keine Konservativen. Auch keine Sozialdemokraten. Und schon garnicht die Liberalen, die das ganze ja damals 1982 schon entfesseln wollten.

Und das Trotz all der Probleme wie zunehmende Kluft zwischen Arm und Reich. Artensterben und Klimawandel. Zerstörung der Familienstrukturen. Verarmung der Arbeiterschaft. Niedriglöhne. Zeitarbeit. Unbezahlte Praktika. Burn-Out Epedemie und was es nicht alles an Krisen gibt.

Wer immer noch denkt, er könne mir einem Kreuz auf einem Stimmzettel irgendwas bewegen / ändern / umbiegen, hat nicht verstanden, dass die Megamaschine nicht gestört werden darf. Wer das wagt, geht unter, siehe Griechenland und was dort aus Syriza geworden ist.

Wir haben wieder eine neue Deutsche DEMOKRATISCHE Republik mit gleichgeschalteten Medien, allerlei Systemparteien, Überwachung, Zensur und einer ewigen Vorsitzenden.

Nur ist es heute eben nicht mehr der Sozialismus, der uns zum Sieg verhelfen soll, sondern der entgrenzte Kapitalismus oder auch Neoliberalismus. Und in diesem System bewegen sich alle.

Was für eine Demorkratie soll das denn sein? Da kann man Schulz wählen, oder auch den Hund des Nachbarn, wenn der sich zur Wahl stellen würde. Das ist alles kein Unterschied.

Keiner kann es sich leisten, die Megamaschine in Frage zu stellen oder gar ihren Lauf abzubremsen. Sofort poppen die Krisen hoch wie Methanblasen vom Meeresgrund.
Und da das die meisten irgendwo auch spüren, wählen sie auch immer dieselben Systemparteien. Die lenken dann die ganze Sache mal etwas in die Richtung oder jene, aber wirklich etwas verändern tut sich nur in eine Richtung: noch mehr Wachstum, noch mehr Entfesselung, noch mehr Konsum und in weiterer Folge dann noch mehr Krisen.

Früher gab es hier im Sommer mal Mücken. Lange ist es her.

Je stärker die Megamaschine brummt, umso leiser wird die Natur.

Ich halte es also mittlerweile für vollkommen sinnlos, wählen zu gehen.
Ich lag vor ein paar Monaten mal abends im Bett und habe nachgedacht. Und dann wurde mir bewusst, dass ich ja Menschen Macht gebe. Das können allerlei verschiedene Menschen sein. Politiker, Chefs, Freunde, Feinde, Bekannte, Ex-Freundinnen oder Ex-Freunde, je nach dem ... immer wieder gibt man ja Menschen Macht.

Und so lag ich eines Abends eben im Bett und habe so eine Übung gemacht, die Macht wieder zu mir zurückzunehmen. Das kann man ja machen, ist ganz einfach. Einfach die betreffende Person vor dem inneren Auge vergegenwärtigen und dann die Macht als Energieball, als Farbe, als ein Gegenstand visualisieren. Und dann kann man demjenigen diese "Macht" auch wieder abnehmen.

Das ist eine Übung, die sehr befreiend und stärkend sein kann.

Und die mich nun zu dem Punkt geführt hat, wo ich erkannt habe, dass wählen derzeit immer nur den Falschen Macht verleiht. Also kann man es lassen. Zu DDR Zeiten waren Wahlen auch sinnlos und das Leben ging auch weiter. Es wurde gearbeitet, gelacht, geweint und alles das gemacht, was man heute auch macht.

Deswegen erschreckt mich das gerade auch nicht so.

Aber es ist interessant, wie sich das doch entwickelt hat bei mir.

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