Gedanken beim Laufen

01.05.2017 19:40

Gestern war ich 10,2 km und heute 9,4 km laufen. Mit Google Maps kann man das ja genau berechnen. Cooles Tool.

Ansonsten müsste es nun langsam mal wieder regnen. Ist schon wieder so arschtrocken und gleichzeitig windig, so dass die Feuchtigkeit schnell ausgesaugt wird. Apropos saugen: ein Nachbar, ein alter Landwirt, meinte, dass es erst so schlimm geworden ist, seit die hier die ganzen Windräder aufgestellt haben. Natürlich Quatsch! Oder vielleicht doch nicht?

Heute beim Laufen hatte ich dann aber einen interessanten Gedanken: was, wenn da was dran ist? Letztes Jahr meinte ein anderer alter Bauer, dass keine einzige Regenfront über den Harz gekommen ist. Da muss ich etwas ausholen: wir liegen hier im Regenschatten des Harzes und haben deswegen von Haus aus schon niedrige Niederschlagsraten. 480mm ist der Schnitt, was nicht viel ist. Der Harz zwingt die Wolken aufzusteigen, so dass sie sich schon in den Bergen abregnen.

Dennoch gab es immer ausreichende Niederschläge, auch wenn Trockenheit hier nicht unbekannt ist (tatsächlich ist es sogar eine der trockensten Regionen Europas, wie ich mal las).

Nun hat man hier in Sachsen-Anhalt hunderte Windräder aufgestellt. Und die nehmen natürlich Energie aus der Luftströmung. Der Eingriff in die natürliche Luftströmung mag vielleicht nur minimal sein, aber vielleicht reicht das aus, zumindest bei bestimmten Wetterlagen, dass die Sogwirkung der aus dem Harz abfließenden Luft minimiert wird, so dass die Wolken tatsächlich nicht über den Harz kommen.

Also nochmal zum Mitdenken: die Luft steigt auf, regnet sich ab und fällt dann als trockenere Luft wieder ab, wenn sie über den Berg ist. Diese abfließende Luftströmung entfaltet natürlich auch eine gewisse Sogwirkung. Wenn die Windräder Energie aus dieser abströmenden Luftströmung nehmen, so ist es zumindest theoretisch denkbar, dass es deswegen hier weniger regnet.

Das müsste man natürlich mal genau untersuchen. Es müsste dann in anderen Gegenden, zum Beispiel im Harz, mehr regnen.

In einem Artikel über Windkraft habe ich mal gelesen, dass man theoretisch mit Windkraftanlagen einen ganzen Hurrican lahmlegen kann, einfach weil man die ganze Energie "absaugt". Die Anzahl der Windräder wäre natürlich gigantisch, aber daran sieht man, dass Windräder einen Einfluß auf die Luftströmungen hat. Wie groß der ist, müsste ich mal eruieren und ob das wirklich ausreicht, um hier Probleme zu verursachen.

Aber vielleicht nehme ich da mal Kontakt mit einem Experten auf. Sollte es ja an einer Uni mal geben.

Lese gerade, dass Windkraftanlagen tatsächlich einen nicht unerheblichen Einfluß auf die Windgeschwindigkeiten haben. Zumindest wird es vermutet (schaut mal hier).

Durch Deutschland weht ein immer schwächerer Wind. Wurden beispielsweise in Osnabrück in den 1960er-Jahren noch im Jahresmittel Windgeschwindigkeiten von 3,7 Meter pro Sekunde gemessen, sind es inzwischen nur noch 3,2 m/s. Ein Rückgang von über 13 Prozent. An fast allen Wetterstationen im Binnenland, die die Meteorologen des Bonner Wetterdienstes Donnerwetter.de analysiert haben, sieht der Trend ähnlich aus. „An den meisten Orten hat die mittlere Windgeschwindigkeit sehr deutlich abgenommen“, berichtet Dr. Karsten Brandt. Und er hat einen Verdacht: „Wir glauben, dass die in den letzten 15 Jahren immer massiver ausgebauten Windkraftanlagen die Windgeschwindigkeit beeinflusst haben.“

Wow... 13%. Das ist kein Pappenstil. Das ist ungefähr 100mal mehr als ich vermutet habe. Ich dachte, der Einfluß liegt bei unter einem Prozent. Vielleicht ein Zehntel Prozent. Aber 13%, das ist enorm!

Das ist nicht nur für die Investoren der grünen Windenergie ein Problem, meint der Donnerwetter.de-Meteorologe: „Der schwächere Wind sorgt für einen geringeren Luftaustausch. Dieser wiederum treibt die Schadstoffkonzentration in unserer Luft in die Höhe. Vor allem im Sommerhalbjahr bedeutet der fehlende Wind auch mehr Hitze im Binnenland und weniger Land-Seewind-Zirkulation. Dazu kommt auch noch, dass durch die Generatoren die Luft erwärmt wird, wie weitere Studien gezeigt haben.“

Na das haben wir ja zunehmend. Hitze. Die Frage ist jetzt wirklich, wie die Auswirkungen sind. Sachsen-Anhalt hat ja sehr viele Windkraftanlagen.

Bisher gilt der Wind als eine - wenn auch unbeständige und schlecht berechenbare - fast unerschöpfliche Energiequelle. Dass man durch die Windräder etwas seiner Energie abschöpft, galt als zukunftsweisende Errungenschaft. „Doch dass der Mensch dem Wind so viel Energie nimmt“, so das Fazit des Klimatologen, „über diese Konsequenzen sollten wir wohl vor dem weiteren Ausbau der Windenergie noch einmal nachdenken.“

Das Ganze ist ja alles hochkomplex. Vielleicht gibt es wirklich "von-hinten-durch-die-Brust-ins-Auge-Effekte", die dazu führen, dass es hier immer trockener wird und dass der alte Bauer sogar Recht hat, wenn er bemerkt, dass es seit den vielen Windrädern immer schlimmer wird.

Vielleicht überlagern sich da auch Effekte. Ich kann da auch nur spekulieren.

Auf jeden Fall sieht man mal wieder, dass es keine sauberen Energien in dem Sinne gibt. ALLES hat seine Nachteile. Vom Tod der Fledermäuse und Vögel ganz zu schweigen, aber vielleicht müssen die mal die Windkraftanlagen abbauen, weil wir hier sonst vertrocknen. Dass wäre dann eine Ironie der Geschichte: um die mögliche Austrocknung durch den Klimawandel zu verhindern, hat man hunderte Windkraftanlagen gebaut und die führen dann schlussendlich vielleicht zu genau dieser zunehmende Austrocknung!

Wäre dann der Anakin-Skywalker-Effekt (man erzeugt durch sein Handeln genau das, was man verhindern möchte).

Da fällt mir auch etwas ein, was ein Kumpel immer sagte: "Erstens kommt man anders, und zweitens als man denkt."

Wir Menschen sind einfach zu sehr im "Schritt 1 Denken" verhaftet. Wir denken immer nur einen Schritt voraus, nicht zwei oder gar drei. Das ist mit allem so. Und dann kommen die Folgen, die man nicht bedacht hat. Ein Beispiel dazu: in den Zuckerrohrfeldern der Welt gibt es oft auch viele Schlangen. Mungos aus Indien fressen Schlangen, also setzen wir die zur Bekämpfung ein. Ergebnis: erstens kam es anders, und zweitens als man denkt. (bei Wikipedia sind es Rattenplagen, weswegen die ausgesetzt wurden, im Studium waren es Schlangen, was im Endeffekt auch egal ist, wichtig sind die Auswirkungen:

Er wurde durch den Menschen in zahlreiche Gegenden der Welt verschleppt, in denen er ursprünglich nicht vorkam. Man hat sich dadurch eine Bekämpfung von Rattenplagen erhofft. Allerdings führte diese Maßnahme zu viel schwerwiegenderen Problemen, da die Mungos die einheimische Tierwelt der neuen Gegenden gefährdeten oder sogar ausrotteten, in Hühnerställe einbrachen sowie Nahrung bei Menschen suchten und die Tollwut sowie andere Krankheiten übertrugen. Durch das Vertilgen insektenfressender Kleintiere nahmen auch Schadinsekten in verheerendem Ausmaß zu.

Dito mit den Erneuerbaren. Wir haben ein Problem mit den Fossilen Energieträgern? OK, setzten wir auf Erneuerbare. Die sind sauberer und umweltfreundlicher. Und jetzt? Nun, vielleicht kommt es hier auch anders, als man vorher dachte. 

Na schauen wir mal. Morgen solls ja nun endlich regnen.

—————

Zurück