Immer wieder die Zigarettenbilder

10.06.2017 21:01

Heute beim Arbeiten habe ich etwas Radio gehört und bei einer Meldung ist mir wieder fast die Schippe aus der Hand gefallen.

Um das gehts:

Trinkwasser könnte wegen der hohen Nitratbelastung durch die Landwirtschaft deutlich teurer werden. Davor warnen Experten des Umweltbundesamtes. Verbraucher müssten sich demnach darauf einstellen, dass der Wasserpreis um bis zu 45 Prozent steigen werde, wenn nicht demnächst weniger Dünger auf die Felder gebracht werde.

www.mdr.de/nachrichten/wirtschaft/trinkwasserp reise-koennten-erheblich-steigen-100.html

Ja gut, dass war zu erwarten angesichts der Landwirtschaft in ihrem derzeitgem Zustand.

Bliebe die Belastung so hoch wie derzeit, müssten die Wasserversorger zu teueren Reinigungs- und Aufbereitungsmethoden greifen. Auf eine vierköpfige Familie kämen dann Mehrkosten von bis zu 134 Euro im Jahr zu, berechnete das UBA.

Und hier könnte ich schon wieder aus dem Koffer hopsen. Wieso wird das einfach auf ALLE umgelegt? Wieso müssen das auch die zahlen, die sich von Bioprodukten ernähren, die sich ihre Sachen zum Teil selber anbauen oder wie auch immer nichts mit dieser Landwirtschaft zu tun haben?

Auch die müssen dann die höheren Preise zahlen, obwohl sie sich zum Teil schon so verhalten, dass dadurch die Nitratbelastung sinkt.

Hier braucht es ganz andere Modelle!

Und zwar Preise mit ökologischer Wahrheit. Als erstes muss der Verursacher, also die Landwirtschaft, die höheren Kosten tragen. Die müssen für Wasseraufbereitungsanlagen zahlen, denn sie verunreinigen das Grundwasser. Nun kann man argumentieren, dass die Verbracher billige Lebensmittel wollen. Ja, aber nicht ALLE!

Legt man die Kosten für die Aufbreitungsanlagen den Verursachern um den Hals, so müssen die die Kosten an den Kunden weiter geben. Sofort würden die so erzeugten Produkte teuer. Und zwar ordentlich! Und Bioprodukte sehen plötzlich garnicht mehr so teuer aus. Und dann muss der Kunde mal wirklich das zahlen, was es in Wahrheit halt kostet, wenn man die ganzen Folgekosten wie eben Wasserreinigung vom Nitrat einrechnet. Und das ohne ein besseres Produkt zu bekommen. Das hätte wirklich eine Lenkungswirkung. Und würde Bewusstsein schaffen: Ja Leute, das sind eben die wahren Kosten von dem, was Du da konsumierst. Die Preise bisher sind Fantasiepreise gewesen. Illusion.

So aber hängt man es den Wasserkunden um den Hals, und zwar ALLEN, egal ob die schon umweltbewusst leben, oder nicht. Egal, da wird kein Unterschied gemacht. Und noch ein Effekt tritt ein: die Bauern können weiterhin billig produzieren, denn die Folgekosten trägt die Allgemeinheit. Und Arme, die gibts ja in Deutschland in Millionenhöhe, müssen dann sogar noch billigere Lebensmittel kaufen, denn irgendwo müssen sie die höheren Kosten ja einsparen.

Nein, es braucht Preise mit ökologischer Wahrheit!

Also Preise, wo die Folgekosten eben mit eingepreist sind.

Aber das macht man natürlich nicht. Da wird der Bauernverband Sturm laufen und auch genau die Verbraucher, die an Illusions-Preise gewöhnt sind und es ebenfalls als normal ansehen, dass die Allgemeinheit ihre bisherige Lebensweise subventioniert.

Ich halte diese Verallgemeinerung, also das breit schmieren von Problemen für eine grandiose Sauerei! Es bestraft auch die, die sich schon korrekt verhalten und lässt im Grunde alles beim Alten. Und es trifft auch wieder die Armen. Die haben ja weitaus weniger finazielle Spielräume und die trifft es mal wieder besonders hart.

Die Politik hat nach jahrelangem Ringen reagiert und im Frühjahr strengere Düngeregeln beschlossen. Dazu gehören Obergrenzen für Stickstoffeinträge in Gebieten mit kritischen Wasserwerten und längere Zeiträume, in denen keine Düngemittel ausgebracht werden dürfen.

Für die Stickstoff- und Phosphatdüngung in der Nähe von Gewässern sollen Abstände ausgeweitet werden, die frei bleiben müssen.  In Gebieten mit kritischen Werten können die Länder Extra-Vorgaben machen. Umweltschützern und den Wasserversorgern geht das nicht weit genug.

Ja, das ist ja auch Unsinn! Bürokratisch, mit Kontrollen verbunden, schwer zu kontrollieren. Also Scheiße.

Dabei ist die Lösung ganz einfach: die Umweltfolgekosten einfach auf die Verursacher umlegen, die dann die Preise erhöhen müssen und somit trifft es genau die, die den Schlamassel verursachen, weil die dann plötzlich für ihre Sauereien auch wirklich mal bezahlen müssen. Und zwar sie alleine! Und es lässt ihnen aber die Chance, eben durch den Kauf von Alternativprodukten ebenfalls in die richtige Richtung zu gehen. Und die, die eh schon bewusst leben, lässt man in Ruhe, ja belohnt sie in gewisser Weise. Im derzeitigen System ist ja der Ehrliche, der Fleissige, der Idealist und der Verantwortungsbewusste der Dumme.

So. Und was passiert? Die Wasserverbraucher müssen zahlen, nicht die Landwirte und die Kunden, die die so erzeugten Produkte kaufen. ALLES müssen blechen. Das ist wieder das Prinzip Zigarettenbilder. Auch die Nichtraucher werden belästigt.

So kann man unmöglich eine Agrarwende organisieren. So zementiert man den Staus Quo, fummelt da etwas an den Werten rum, fingert etwas an den Gesetzen und Düngeverordnungen und am Ende muss es die Allgemeinheit zahlen, um die Verursachen nicht zu belasten.

Die Bankenrettung war genauso organisiert. Das alles folgt dem Prinzip "Gewinne privatisieren und Verluste / Folgekosten sozialisieren."

Schade dass sich die Grünen, die ja sowas eigentlich als Kernthema hatten, nun vor allem um allerlei Sachen wie Gleischstellung, Feminismus, Veggydays, Migranten, Schwule, Lesben und Frühsexualisierung der Kinder kümmern. Und deswegen nicht mehr Wähler finden. Wenn man die wählt, dann kriegt man vielleicht sauberes Wasser, aber in den Schulen spielen sie mit Dildos und üben mit 12 Jahren im Theaterspiel Analverkehr. Das ist ja auch alles vollkommen verrückt geworden.

Alle anderen Parteien werden es der Allgemeinheit umhängen. Die haben alle keinen Mut, hier das Richtige zu tun. Die Forderung nach Preisen mit ökologischer Wahrheit war ja schon eine alte Forderung, als ich vor 10 Jahren an der Hochschule Anhalt studierte.

Es hat sich seitdem nichts gebessert. Im Gegenteil!

Die nächste Meldung, die genau den Schlamassel zeigt: www.mdr.de/exakt/tierwohl-104.html

Ein 600-g-Nackensteak für 1,99 Euro - das Angebot löste auf Facebook einen Shitstorm aus. ALDI versucht sich zu rechtfertigen und argumentiert u. a. mit seinem Engagement für die "Initiative Tierwohl".

Ein User hat es erkannt:

Von preisWERT kann bei diesem Angebot sicher keine Rede sein. Das ist einfach nur billigster Dreck, für dessen Produktion alles und jeder bis zum Anschlag ausgebeutet wurde - am meisten die, die sich am wenigsten wehren können: die Tiere.

Und die Leute kaufen das, eben weil es billig ist. Die Meisten schalten beim Gang durch die Aldi-Tür den Verstand aus und es zählt nur noch der Preis. Und deswegen brauchen wir Preise mit ökologischer Wahrheit, dass zumindest mal die ökologischen Folgekosten (wir sprechen nicht mal von den sozialen) mit eingepreist werden. Und dann gibt es schlagartig kein Billig-Fleisch mehr. Oder zumindest nicht so billig. Und die Bio-Produkte sind im Vergleich eben ganz anders aufgestellt als jetzt.

Wer keine oder nur geringe Auswirkungen auf die Umwelt hat, sollte auch entsprechend belohnt werden.

So aber bleibt eine im Grunde parasitäre Lebensweise weiter bestehen. Geht ja noch weiter: Flugverkehr, Autosfahren, Strompreise ... das kann man ja in allen Bereichen sehen. Zum Beispiel Feinstaub: die gesundheitlichen Folgekosten zahlt auch der S-Bahnfahrer. Strompreise: einige Industrien zahlen nicht das was sie müssten, hier springt ebenfalls die Allgemeinheit ein, auch die, die nicht von dieser Industrie profitieren.

Es würde, wenn man das wirklich alles mal einpreist und nicht parasitär der Allgemeinheit aufhalsen würde, schlagartig einige Korrekturen im System geben. Und nicht zum Schlechteren.

Da traut sich aber keiner ran.

Also bleibt es im Grunde wie es ist. Und man muss zahlen, auch wenn man damit nichts zu tun hat. Das ist fast eine Art Sippenhaft.

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