Nochmal was zur genetischen Anpassung Teil 2

29.11.2018 00:18

Alle Rohkostrichtungen, aber auch viele alternative Ernährungsformen wie Paleo oder Keto oder Low-Carb, beziehen sich immer irgendwie auf die Evolution des Menschen. Egal, ob es sich dabei um Instincto handelt, wo man sich wieder wie die letzten gemeinsamen Vorfahren ernähren will, die irgendwo in den Regenwäldern Afrikas hockten, egal ob es die Ur-Kost ist, die vegan ist und sagt, wir waren damals reine Pflanzenfresser, egal ob die Paleos, die den Bereich der Steinzeit anschauen und hier die Lösung suchen.

Immer wird irgendwo mit der Evolution des Menschen argumentiert.

Deswegen ist es wirklich mal ganz interessant zu schauen, wie denn nun diese Evolution wirklich ausgesehen hat. Als Quelle nehme ich da ganz einfach mal die Wikipedia her, die in diesen wissenschaftlichen Fällen zumeist recht brauchbar ist.

Nun ist diese Evolution aber alles andere als klar. Man findet immer mal wieder irgendwo ein paar Fossilien, oft nur einen Zahn oder einen Kieferteil und strickt dann daraus eine ganze Geschichte, dass dies nun ein direkter Vorfahr des Menschen sei. Wirklich wissen tut das keiner, was auch immer wieder zu entsprechenden Disputen in der Wissenschaftswelt führt.

Gestern hatte ich in Teil 1 mal geschaut, wie sich der Mensch quasi von seinen Anfängen irgendwo in den Urwäldern des tropischen Afrikas vor 50 Millionen Jahren bis zu den ersten aufrechtgehenden Arten des Tribus Hominini entwickelte.

Fassen wir nochmal zusammen:

  • Bereits vor 30 Mio. Jahren lebten die ersten Menschenaffen in den afrikanischen Regenwäldern; einige Populationen breiteten sich vor 15 Mio. Jahren nach Asien und Europa aus.
  • Geologische Prozesse im Zusammenhang mit der Entstehung des Afrikanischen Grabens führten, beginnend vor ca. 10 Mio. Jahren, zu Klimaänderungen, in deren Folge die ausgedehnten Regenwälder durch baumbestandene Savannen und Buschland verdrängt wurden.
  • Vor ca. 8 Mio. Jahren, „als die klimatischen Bedingungen im ausgehenden Miozän durch zunehmende Trockenheit sich weiter verschlechterten, fanden sich einige Menschenaffen-Populationen an der östlichen Peripherie des Regenwaldes entlang der nahrungsreichen Uferzonen im Regenschatten des sich entwickelnden Afrikanischen Grabens wieder.“ Am Rande des tropischen Regenwalds habe sich daraufhin die Entwicklungslinie der Hominini von jener der anderen Menschenaffen getrennt.
  • Die zu den Hominini führenden Individuen haben Friedemann Schrenk zufolge „mit der Fortbewegung am Boden experimentiert“; der aufrechte Gang habe sich – „mit einer zum Hangeln geeigneten Körperkonstruktion“ – entwickelt, weil „der Weg von Baum zu Baum offensichtlich am Boden zurückgelegt“ wurde. Zwar sei ein solches Verhalten auch bei anderen (heute noch lebenden) Menschenaffen zu beobachten: „Ardipithecus ramidus war offensichtlich hierbei jedoch am erfolgreichsten.“
  • de.wikipedia.org/wiki/Savannen-Hypothese

Fazit: die meiste Zeit lebten diese affenartigen Vorfahren in den Bäumen tropischer Regenwälder. Anfangs von Afrika bis nach Asien, später dann, während der sogenannten Vallesium-Krise, als es kühler wurde, veränderte sich auch der Wald und der Regenwald zog sich wieder nach Afrika und Asien zurück. Es starben viele Arten aus, während in Afrika die Arten, aus denen sich dann die Menschenaffen und die Menschen entwickelten, weiter existierten. In Asien wiederum überlebten die Arten, aus denen sich dann der Orang-Utan entwickelte.

Als Vallesium-Krise (engl.: Vallesian Crisis) wird ein abrupter Wechsel von Flora und Fauna vor rund 9,6 Millionen Jahren bezeichnet, der unter anderem für die Säugetiere belegt ist. [1] Die Veränderungen der Artenzusammensetzung wurde zunächst im Vallès-Penedès-Becken nachgewiesen und war die Folge einer erheblichen Veränderung des Klimas in Europa und im nördlichen und östlichen Afrika. Von der spanischen Mittelmeerregion ausgehend verschwanden in West- und Mitteleuropa die subtropischen, immergrünen Wälder infolge allmählicher Abkühlung; an ihrer Stelle folgten laubabwerfende Bäume und in einigen südlichen Regionen Steppen. Dies hatte unter anderem zur Folge, dass die meisten bis dahin in Europa lebenden Gattungen der Menschenartigen – darunter Dryopithecus, Ankarapithecus und Graecopithecus – ausstarben.[2] Als Ursache des Klimawandels gilt eine Veränderung von Meeresströmungen, die wiederum in Zusammenhang gebracht wird mit der Auffaltung des Himalaya und des tibetischen Hochlands.

So. Und jetzt steigen wir so langsam mal runter von den Bäumen und fangen an, die Savannen Afrikas zu erobern. Das begann vor ca. 7 Millionen Jahren. Und damit sind wir also ganz am Anfang der Menschwerdung angelangt: www.evolution-mensch.de/thema/stammbaum/images/stammbaum2.pdf

4. Sahelanthropus tchadensis

de.wikipedia.org/wiki/Sahelanthropus_tchadensis

Folgt man der Literatur, bzw. dem Stammbaum des Menschen, so ist das unser ältester Vorfahr. Natürlich ist dies auch umstritten, genau sagen kann man das natürlich nicht, aber nehmen wir mal an, er wäre es.

Alle wissenschaftliche Haarspalterei mal beiseite: wo lebte Saheltropus tchadensis?

Er ging schon aufrecht, bewegte sich also nicht mehr wie Schimpansen oder Bonobos, sondern lief schon auf zwei Beinen. Die Ursachen dafür liegen bis heute im Dunkeln!!! Man vermutet folgendes:

  • Die von Ardipithecus ramidus bekannte Körperkonstruktion (Anm.: der lebte vor 4,4 Millionen Jahren), dessen Begleitfunde auf eine abwechslungsreiche Landschaft aus Wäldern, Gebüschen, Feuchtgebieten und Savannen-ähnlichen Bereichen schließen ließ, könnte also der Ausgangspunkt für die Entwicklung der zweibeinig-kletternden Fortbewegungsweise der Australopithecinen gewesen sein. Erst zwei Millionen Jahre später, als tatsächlich die Savannengebiete besiedelt wurden, erwies sich der bereits in lichten Wäldern entwickelte aufrechte Gang als vorteilhaft für das Überblicken weiter Gebiete und für das Tragen von Lasten.

Wie sah seine Lebenswelt aus? An was hat er sich angepasst, nachdem seine Vorfahren anscheinend die reinen tropischen Regenwälder verliessen, in denen sich dann (aus einem anderen Teil der Population?) die Schimpansen, Bonobos und Gorillas entwickelten, während sich in den Mischhabitaten und später in der Savanne die Menschwerdung vollzog? Wo stand der in der Nahrungspyramide? Von was lebte dieser früheste Vorfahr?

Die Umwelt von Sahelanthropus konnte anhand der Fossilienfunde von anderen Tier- und Pflanzenarten relativ genau – aber vorwiegend indirekt – erschlossen werden.[16] So wurden in unmittelbarer Nachbarschaft zu seinen Knochen unter anderem die Überreste von mehr als zehn Arten von Süßwasserfischen, von Amphibien, Krokodilen und Wasserschildkröten geborgen, aber auch einige Knochen von anderen Primaten sowie zahlreiche Knochen von Nagetieren, Elefanten, Giraffen, Pferden, Schweinen und Hornträgern. Als häufigste Raubtiere (sowohl hinsichtlich der Anzahl aufgefundener Individuen als auch der Artenzahl) wurden fossile Hyänen ausgegraben. Fast alle gefundenen Fische weisen verwandte Arten im heutigen Tschadsee auf, einige der fossilen Fische waren länger als ein Meter; Vogelarten fehlten in den Fossilien führenden Schichten.

Die Sedimente, in denen Sahelanthropus und die gleich alten fossilen Tiere eingebettet waren, ließen einerseits auf eine sandige Dünenlandschaft schließen, andererseits auf flache Gewässer, deren Fläche sich nach starken Regenfällen erheblich ausdehnen konnte. Die Existenz großer Fische stellt jedoch zugleich einen Beleg dafür dar, dass die Seenlandschaft auch dauerhafte, tiefere Wasserflächen umfasst haben muss. Viele der anderen aufgefundenen Tierarten sowie zahlreiche Pflanzenfossilien belegen, dass die Wasserflächen von Galeriewäldern und daran anschließenden Savannen umgeben waren. Den Funden zufolge lebte Sahelanthropus also in einer dünn bewaldeten Landschaft, die der unmittelbaren Umgebung des heutigen Tschadsees ähnlich gewesen sein dürfte. Diese ökologischen Befunde trugen dazu bei, dass die sogenannte Savannen-Hypothese – ein Versuch, das Entstehen des aufrechten Ganges bei den Hominini aus dem Leben in einer Savannen-Landschaft zu erklären – widerlegt wurde.

Wir haben also hier die ersten Vorfahren, die nicht mehr reine Regenwaldbewohner waren, sondern sich in einer abwechslungsreichen Landschaft bewegten, die aus sich verändernden Wasserflächen, Galeriewäldern, Savannen und Übergangsbereiche bestand.

Wir sollten hier nochmal genau hinschauen, denn dies ist so eine Art Meilenstein in der Entwicklung des Menschen. Schauen wir nochmal auf eine andere Quelle:

Nach Ansicht vieler Forscher hat sich vor rund 10 Millionen Jahren in Ostafrika das Klima allmählich gewandelt, so dass die Umwelt allmählich von feuchten Regenwaldgebieten in trockene Savannenbiotope überging. Infolge dieser klimatischen Veränderungen haben sich die ursprünglichen Homininen-Population in die zu den heutigen Menschenaffen und dem Menschen führenden Linien aufgespalten.

Die Erfolgsgeschichte der Gattung Mensch beginnt offenbar damit, dass einige pliozäne Menschenaffen beim Wechsel vom tropischen Regenwald- zum Savannenbiotop den aufrechten Gang entwickelten. Dabei vermuten die Wissenschaftler, dass sich die Fähigkeit zur zweibeinigen Fortbewegung bereits in den Wäldern entwickelte, deren Schutz sie erst allmählich verließen, um in die offenen Landschaften vorzustoßen.

www.evolution-mensch.de/thema/nahrung/nahrung.php

Sahelanthropus tchadensis ist hier das älteste Fossil des aufrecht gehenden Vorfahren.

Man kann annehmen, das sich diese Art abwechslungsreich von dem ernährte, was die Natur zu bieten hatte. Sprich, wir haben es hier nicht mit einem Spezialisten zu tun, sondern mit einem Wesen, dass alle zur Verfügung stehenden Nahrungsquellen genutzt hat. Früchte, Blätter, Insekten, vllt.Vogeleier, vllt Eidechsen.

Aber vielleicht hat er auch nur Blätter und Pflanzennahrung zu sich genommen, wie es die Gorillas überwiegend tun. Hier kann man nur mutmaßen. Auf jeden Fall gab es hier eine genetische Anpassung weg von den reinen tropischen Regenwäldern, hin zu einer abwechslungsreicheren Landschaft mit mehr ökologischen Nischen und Übergangsbiotopen.

Hat er wie die Schimpansen schon gejagt? War er eher Pflanzenfresser? Wurden schon Muscheln und Fisch in den semiaquatischen Übergangsbereichen genutzt? Trifft vielleicht sogar die Wasseraffentheorie zu, die eine Art "missing link" zwischen Baumbewohnern und aufrecht gehenden Savannenaffen darstellt?

Für diese Phase der Evolution des Menschen bleibt vieles im Dunkeln. Hier darf also jeder so spekulieren, wie er möchte.

Was man aber immer im Auge behalten sollte: es gab nie eine "Fehlanpassung". Jede dieser Arten hat sich über lange Zeiträume perfekt an die natürlichen Bedingungen angepasst. Viele Instinctos oder andere Rohies meinen ja, dass mit dem Runterklettern von den Bäumen eine Art Rückschritt erfolgte. Eine Art "Vertreibung aus dem Paradies" und dass, wenn man die Ernährungsweise diese Urahnen simuliert, man wieder gesund und glücklich wird.

Dabei vergisst man, dass wir natürlich immer noch Spuren dieser Lebensweise in unseren Genen haben, aber dass es eben über die folgenden 7, 8 oder 10 Millionen von Jahren zu immer wieder neuen perfekten Anpassungen kam, denn nur so, survival of the fittest, also Überlebend des am besten Angepassten, war es möglich, die eigenen Gene weiter zu geben.

Und das bedeutet eben ganz klar, dass die Arten, die jetzt alle kommen, nicht mehr an das Leben im tropischen Regenwald angepasst waren, sondern sich, genau das ist Evolution, an andere Umweltbedingungen anpassten.

Und hierzu gehört eben neben der Körperstruktur, der Sozialstruktur auch die Ernährungsweise. Jede Art war immer zu ihrer Zeit perfekt angepasst, bis sich die Umweltbedingungen wieder änderten und sie entweder ausstarben, oder sie sich den neuen Bedingungen anpassten.

Es wurde dann neue Nahrungsquellen erschlossen, das Enzym- und Verdauungssystem passte sich an, die Zahnstruktur, Entgiftungsmechanismen wurden neu "entwickelt", man wurde mit neuen Feinden konfrontiert ... aber jede Stufe dieser Evolution war perfekt angepasst und schaffte es, aus dem Angebot an Nahrungspflanzen und -tieren so auszuwählen, dass die eigene Gesundheit immer wieder gesichert und die Nachkommen überllebensfähig waren. Denn nur gesunde Tiere pflanzen sich fort und nur gesunde Nachkommen erreichen ein Alter, wo sie sich selber fortpflanzen können.

Und seit mind. 10 Millionen Jahren sind wir KEINE tropischen Regenwaldbewohner mehr.

Man muss das verstehen!

Jede Art war immer perfekt an das jeweilige Ökosystem angepasst. Egal, ob die mutmaßlich frugivoren Altweltaffen, die bis vor 10 Millionen Jahre in den Bäumen des tropischen Regenwaldes lebten, oder die Arten, die sich dann infolge veränderter Umweltbedingungen gezwungen sahen, sich an neue Herausforderungen anzupassen. Umwelt und Arten sind immer eine ineinander verzahnte Einheit. Und wenn sich die Umweltbedingungen ändern, aus verschiedensten Gründen, wie Sonnenaktivität, Gebirgsbildung, veränderte Meeresströmungen, dann habensich diese Arten entweder mit angepasst,um dann wieder perfekt angepasst zu sein, oder sie sind ausgestorben.

Ob wir von frugivoren Altweltaffen abstammen, ist deswegen vollkommen irrelevant, weil es eben in der Zwischenzeit erhebliche Veränderungen gab und wir uns fragen müssen, an was sind wir HEUTE und JETZT angepasst?

An den tropischen Regenwald sicher nicht mehr...

Und genau das zeigen auch die aktuellen Karten der menschlichen Besiedelung der Erde. In den tropischen Regenwäldern leben mittlerweile die wenigsten Menschen.

Wir haben die tropischen Regenwälder vor 10 Millionen Jahre verlassen, dort haben sich die Orang-Utans, die Gorillas, die Schimpansen und die Bonobos entwickelt. Das ist quasi deren Reich! Die sind an das Leben dort PERFEKT angepasst.

Der Mensch ist nie wieder in diese Regionen zurückgekehrt, jedenfalls nicht in nennenswerter Stärke: cdn.freshplaza.com/2017/0110/maptodaylink.jpg

Natürlich gibt es Stämme, die auch heute noch da leben, die Pygmäen und viele andere Stämme, die auch gut angepasst sind (Malarieschutz etc.), aber das ist nur ein Teil der Menschheit, der überwiegende Teil lebt heute ausserhalb der tropischen Regenwälder bis hoch in die Arktis.

Daraus kann man folgern, dass die, nennen wir es mal "die maximal natürliche Ernährung" des Menschen sich eben auch entsprechend von der der Schimpansen, Bonobos und Gorillas unterscheidet. Vielleicht bei einigen Zweigen der Menschen nicht viel, bei anderen Gruppen vielleicht dramatisch anders. Der Mensch hat sich einfach in Laufe der letzten 10 Millionen Jahre immer wieder an andere Habitate angepasst, hat sich andere Nahrungsquellen erschlossen und hat bis zum Neolithikum immer mit der Natur gelebt und immer gesund und fit eine Generation nach der anderen produziert.

Schauen wir uns mal den nächsten möglichen Vorfahr an.

5. Orrorin tugensis

Gehen wir weiter im Stammbaum des Menschen, so kommen wir nun zu Orrorin tugensis.

6 Millionen Jahre - Die Oberschenkelknochen scheinen zu beweisen, dass die Entwicklung zum aufrechten Gang bereits begonnen hatte. Den fossilen Zähnen nach zu urteilen, handelte es sich bei den Mitgliedern der Spezies um schimpansenähnliche Menschenaffen, die möglicherweise schon den Weg zu den späteren Homininen eingeschlagen hatten. In der Fachwelt gibt es jedoch einige Meinungsverschiedenheiten bei der Frage, ob Orrorin tugenensis ein direkter Vorfahr der Australopithecinen (und damit des Menschen) war oder nicht. Die Lücke in der Fossildokumentation in Afrika bis vor ca. 6 Millionen Jahren schein Anlass für vielerlei Spekulationen zu sein. Die nach molekularbiologischen Hinweisen vor etwa 7 Millionen Jahren zu vermutende Abspaltung der afrikanischen Menschenaffen von der zum Menschen führenden Linie ist fossil bisher nicht zu belegen.

Und:

Diese Funde stammen aus dem Übergang von Messinium zum Zancleum, einer erdgeschichtlichen Epoche, in der die Weltmitteltemperatur ungefähr 4 °C höher war als heute.[40] Einer 2011 publizierten Studie zufolge waren die Lebensräume der frühen Hominini vor 6 Millionen Jahren Savannen mit allenfalls 40 Prozent Bedeckung durch Baumkronen

Nehmen wir an, dass wir es her mit einem direkten Vorfahren zu tun haben, dann hat auch diese Art nicht mehr in den tropischen Regenwäldern gelebt, sondern in eher offenen Landschaften.

Wie sie sich da ernährten bleibt im Unklaren.

6. Ardipithecus ramidus

Ardipithecus ramidus lebte vor ca. 5,2 - 4,4 Millionen Jahre.

Ardipithecus ramidus hatte relativ lange Fingerglieder, wie ein Menschenaffe, was nahelegt, dass er die meiste Zeit in den Bäumen verbrachte.  (...) die Autoren der 2009 veröffentlichten Studien sehen es schließlich als gesichert an, dass Ardipithecus ramidus sich am Boden aufrecht fortbewegen konnte, wenngleich in einer „primitiveren“ Weise als Australopithecus afarensis. (Anm. spätere folgende Arten der Gattung "Homo").

Die Fossilien zeigten zudem, dass sich Männchen und Weibchen in ihrem Körperbau weit mehr ähnelten, als als dies bei den späteren Australopithecinen der Fall ist. Große Unterschiede in der Körpergröße bezeichnet man als Sexualdimorphismus, der bei Ardipithecus wohl nur schwach ausgeprägt war.

Gebiss

Die Untersuchung der zahlreichen fossilen Zähne zeigte, dass die Eckzähne des Oberkiefers bei Ardipithecus ramidus annähernd gleich groß waren, wie die Eckzähne von weiblichen Schimpansen (Pan troglodytes) oder männlichen Bonobos (Pan paniscus). Allerdings fehle allen fossilen Eckzähnen die lange, dolchartige Krone der Schimpansen, so die Autoren der Studie aus dem Jahr 2009.

Diese auffällige, längliche Krone der oberen Eckzähne kennt man bei fast allen heutigen männlichen Primaten. Sie ist auch bei vielen fossilen Primaten nachweisbar und gilt als ein Merkmal, das die gemeinsamen Vorfahren aller heute lebenden Affen besaßen. Dieses Merkmal ist demnach bei Ardipithecus ramidus verloren gegangen und später bei den Vertretern der Gattung Australopithecus und Homo weiter reduziert worden.

Die Forscher schließen aus dieser anatomischen Besonderheit auf ein verändertes Sozialverhalten innerhalb der Gruppen der Vor- und Frühmenschen. Die dolchartigen Eckzähne werden von heutigen Primatenmännchen unter anderem als Waffe zur Klärung von Rangordnungen innerhalb der eigenen Gruppe und bei Kämpfen mit Individuen anderer Gruppen eingesetzt. Die dramatische Reduzierung der männlichen Eckzähne legt nahe, dass sich das Sozialverhalten, insbesondere das Imponiergehabe der Männchen verändert hat, schon lange bevor die Homininen ein vergrößertes Gehirn entwickelten und Steinwerkzeuge benutzten (Suwa et al. 2009).

Die haben wahrscheinlich vieles wie die Bonobos durch Sex geklärt. Wieso auch nicht? Irgendwo muss die Vorliebe des Menschen für Sex auch ausserhalb der eigentlichen Fortpflanzungszeiten ja herkommen. Auch Spielarten wie Gruppensex, Dreier usw. haben vielleicht schon tief in der evolutionären Entwicklung ihre Wurzeln und haben sich bis heute erhalten.

Das gibt uns eben auch einen Hinweis, wie die natürliche Sexualität des Menschen aussehen könnte. Denn nicht nur bezüglich Ernährung ist ja nun wirklich alles verwirrt, auch in der Hinsicht weiß doch keiner mehr, was eigentlich unser ganz natürlich-menschliches Sexualverhalten ist. Abseit von Moral, Prüderie, Vorschriften, kulturellen Überzeugungen, Abartigkeiten und Perversionen.

Was ist die einigermaßen natürliche Ernährung des Menschen und was die einigermaßen natürliche Sozialstruktur und was die einigermaßen natürliche Sexualität jenseits der ganzen Verwirrungen?

Weiter auf Wikipedia: de.wikipedia.org/wiki/Ardipithecus_ramidus

Der Zahnschmelz der hinteren Backenzähne von Ardipithecus ramidus ist dünner als der von Australopithecus, aber etwas dicker als der Zahnschmelz beider Schimpansenarten. Daraus wurde abgeleitet, dass Ardipithecus ramidus vermutlich omnivor war, also – anders als die Schimpansen – nicht auf Früchte als Nahrungsquelle spezialisiert war, aber auch – anders als die Gorillas und die Australopithecinen – nicht auf stark faserhaltige Kost. Dies wiederum führt den Forschern zufolge zu dem Schluss, dass die Nahrungsgewohnheiten der Schimpansen und Gorillas sich erst nach der Trennung ihrer Entwicklungslinien von jener der Hominini entwickelt haben.

Hochinteressant! Anscheinend haben sich die Schimpansen und Gorillas erst später zu dem entwickelt, was sie heute sind, auch in Bezug der Ernährung und die frühen Vorfahren waren weitaus mehr omnivor als gedacht!!

Das wirft nochmal ein ganz anderes Licht auf die Theorie der genetischen Anpassung an einen erhöhten Fruchtkonsum und lässt das Argument, dass wir uns "wie die Affen" ernähren sollten, in einem anderen Licht erscheinen. Die Schimpansen haben sich anscheinend erst nach der Trennung der Abstammungslinien in Richtung "mehr Früchte" entwickelt! Während wir noch sehen werden, wohin sich die Gattung "Homo" entwickelt hat. Das wollen wir ja hier klären.

Der mutmaßlich letzte gemeinsame Vorfahr von Mensch und Schimpanse war anscheinend sehr viel mehr omnivor und erst danach entwickelten sich Schimpansen/Bonobos und Menschen in ihre jeweilige Richtung.

Das wirft jetzt aber so manche Theorie über den Haufen, nicht wahr? :-)

Lebensraum

Anhand der Fundschicht konnte man nicht nur das Alter, sondern auch die Umwelt rekonstruieren, in der Ardipithecus ramidus lebte. Es handelt sich mit großer Wahrscheinlichkeit um stark bewaldetes, flaches Fluss-Schwemmland. Zu diesem Schluss gelangte man durch repräsentative fossile Überreste von Arten, deren heutige Entsprechungen in solchen ökologischen Umgebungen leben. Nachdem nun die Annahme bestätigt wurde, dass Ardipithecus ramidus ein Zweibeiner war, so ist nicht zuletzt durch diese Funde davon auszugehen, dass sich der aufrechte Gang der Homininen in einer Waldumgebung entwickelt hatte, und nicht erst, als die Savannen als Lebensraum erschlossen wurden.

Auf Wikipedia findet sich auch ein Bild der "typischen Landschaft", indem Ardipithecus ramidus gelebt hat.

Aus fossilen Knochenfunden anderer Tierarten hatten schon die Autoren der Erstbeschreibung geschlossen, dass das Habitat von Ardipithecus ramidus bewaldet und wasserreich gewesen sein muss. Die 2005 beschriebenen Funde des „Gona Paleoanthropological Research Project“ bestätigten diese Darstellung. Diese Funde stammten unter anderem von baumbewohnenden Schlank- und Stummelaffen, laubfressenden Kudus, Schweinen, Pferden und Nashörnern sowie – relativ selten – von grasfressenden Antilopen und Pavian-artigen Affen.

Die Nähe zu Wasser scheint schon damals gegeben gewesen zu sein.

 Als Ergebnis der Zusammenschau ihrer geologischen und botanischen Analysen schrieben die Forscher, „dass Ardipithecus ramidus nicht in einer offenen Savanne lebte, die man einstmals als das vorherrschende Habitat der frühesten Hominini angesehen hatte, sondern in einer Umwelt, die feuchter und kühler war als heute [im heutigen Afar-Dreieck] und Habitate aus geschlossenem Waldland und aufgelockertem Baumbestand umfasste.“[3] Zu gleichartigen Schlussfolgerungen kamen jene Studien, in denen die Vögel sowie die kleinen und die großen Wirbeltiere untersucht worden waren.

Wikipedia liefert auch einige Hinweise zur Ernährung:

Schon aus der äußerlich erkennbaren Beschaffenheit der Zähne und aus der Dicke ihrer Zahnschmelz-Schicht konnte abgeleitet werden, dass Ardipithecus ramidus weder an besonders harte, abrasive noch an besonders weiche, vorwiegend aus Früchten bestehende Kost angepasst war und somit am wahrscheinlichsten als omnivor gelten kann. 

(...)

Im Ergebnis bestätigten diese Messungen und Vergleiche, dass Ardipithecus ramidus sich seine Nahrung regelmäßig in Laubwäldern suchte und nur zu einem weit geringeren Teil in Grasland; dies unterscheidet ihn deutlich sowohl von Australopithecus africanus und Australopithecus robustus als auch von den frühesten Vertretern der Gattung Homo.

Also der "Ardi" ist nicht nur für die Evolutionsbiologen von enormer Bedeutung ...

Im Fachmagazin Nature hieß es, das Fossil „ermögliche erstmals einen umfassenden Blick auf die Biologie einer Art in zeitlicher Nähe zum letzten gemeinsamen Vorfahren der Menschen und der anderen Menschenaffen“;[19] es trage dazu bei, dass die bisherige Darstellung der frühen Evolution der Hominini „umgeschrieben“ werden müsse.

... sondern auch für die Rohköstler, die sich immer auf die Evolution berufen und einen hohen Fruchtkonsum mit Blick auf die Bewohner tropischer Regenwälder befürworten, hat Ardi enorme Bedeutung.

Die "Spezialisierung" der Schimpansen und der Bonobos auf Früchte scheint erst nach der Trennung von der Entwicklunsglinie der Menschen erfolgt zu sein, während die letzten gemeinsamen Vorfahren wohl viel mehr omnivor waren.

Man kann also nicht mehr einfach die Schimpansen als "Vorbilder" heranziehen.

Und es zeigt sich ja auch, dass, als die modernen Menschen wieder in die tropischen Regenwälder einwanderten, sie nie diesen Konsum an Früchten haben, wie man es von Schimpansen und Bonobos kennt, sondern eher bei glukosereichen Knollen blieben und Früchte eher als Beikost nehmen. Das sieht man heute noch in Thailand und anderen tropischen Ländern mit vielen Früchten. Die Menschen selber dort essen garnicht so viele Früchte. Jedenfalls viel weniger als möglich wäre, sondern bevorzugen, gekocht zwar, aber dennoch, eher glukosreiche Lebensmittel und tierische Produkte.

Ein Erbe der Entwicklung des Menschen von seinen frühen Vorfahren bis heute?

Es vermischen sich natürlich hier die Effekte durch den Kochprozess, es ist eben ALLES verwirrt, aber man kann einige Ableitungen dennoch mal wagen.

Was man nicht weiss, ist die Ernährung der ganzen Arten, die vor "Ardi", Orroin und Sahleanthropus lebten (Proconsul-Gruppe). Im Grunde hat man da auch Fossilien gefunden, aber man hat schlichtweg keine Ahnung, ob diese Fossilien eben nun zur Linie der Menschen gehören, oder nicht!

Völlig unklar ist aufgrund der wenigen Funde bislang, welche afrikanischen Vorfahren den rund 7 bis 5 Millionen Jahre alten Gattungen Sahelanthropus, Orrorin und Ardipithecus unmittelbar vorausgingen und ob diese drei Gattungen von ihren Entdeckern zu Recht in die direkte Ahnenreihe der Gattung Homo gestellt wurden.

Jeder will den Urahn entdecken und deswegen wird da wohl auch jeder Zahn sofort als "Vorfahr des Menschen" durchs Dorf getrieben, obwohl man da schlichtweg nicht weiß, was da passierte.

Wie gesagt, es gab ja viele Gattungen in Afrika (de.wikipedia.org/wiki/Stammesgeschichte_des_Menschen#Weiterentwicklung_der_Menschenartigen), und später dann auch in Eurasien, wo man aber einfach nicht weiß, ob die nun Vorfahren der Linie der Menschen sind, oder nicht.

Vor rund 18 bis 15 Millionen Jahren trennten sich zwei Entwicklungslinien: Die eine führte zu den Gibbons (Hylobatidae), die andere zu einigen bereits im Miozän wieder ausgestorbenen Gattungen – wie Afropithecus, Kenyapithecus und Griphopithecus, Pierolapithecus, Dryopithecus und Oreopithecus – sowie zu den Menschenaffen,[15] das heißt zu den Orang-Utans (Ponginae) und zu den afrikanischen Großen Menschenaffen (Homininae: Gorillas, Schimpansen, Mensch).

Darunter finden sich Fruchtfresser, Fresser harter Kost, Fresser von faserreicher Pflanzenkost. Wer sich da nun (und ob überhaupt einer von denen) zu den Vorfahren des Menschen zählen lässt, bleibt vollkommen im Unklaren.

Vor dem Ardipithecus gab es noch Arten wie Ouranopithecus macedoniensis, der in Griechenland gefunden wurde und dessen Alter auf 10 Millionen Jahre geschätzt wird und eher harte Kost auf dem Speiseplan hatte.

https://de.wikipedia.org/wiki/Ouranopithecus_macedoniensis#Merkmale_und_Lebensraum

Man kann somit auch KEINE SERIÖSE Aussage treffen, welche Ernährungsform diese direkten Vorfahren hatten! Man weiß es schlichtweg nicht! Man kann spekulieren, aber eine wirklich seriöse Aussage ist da nicht möglich. Es kann sein, dass wir uns aus Fruchtfressern entwickelten, die dann zunehmend omnivor wurden, oder aus schon vorher eher omnivoren Arten oder aus groben Pflanzenfressern.

Darüber kann bisher keine wirklich seriöse Aussage getroffen werden.

Auch die Verbindung von Sahelanthropus, Orrorin und Ardipithecus zur Linie des Menschen bleibt weiterhin unklar, bzw. unsicher.

Die verwandtschaftlichen Beziehungen zwischen Sahelanthropus, Orrorin und Ardipithecus sowie die Beziehungen dieser drei Arten zu den späteren Hominini sind jedoch umstritten.

Es liegt eben soweit zurück, dass es immer schwieriger wird, hier direkte Abstammungslinien zu konstrumieren.

Diese Funde stammen aus dem Übergang von Messinium zum Zancleum, einer erdgeschichtlichen Epoche, in der die Weltmitteltemperatur ungefähr 4 °C höher war als heute.[40] Einer 2011 publizierten Studie zufolge waren die Lebensräume der frühen Hominini vor 6 Millionen Jahren Savannen mit allenfalls 40 Prozent Bedeckung durch Baumkronen; um 3,6 Mio. Jahre vor heute betrug die Baumbedeckung 40 bis 60 Prozent, und im Übergang vom Pliozän zum Pleistozän nahm sie wieder ab, so dass vor 1,9 Millionen Jahren Flächen mit einer Baumbedeckung von mehr als 50 Prozent nahezu verschwunden waren

Was man aber weiß: die Vorfahren des Menschen waren keine reinen Regenwaldbewohner mehr, sondern entwickelten sich offensichtlich in der eben zitierten Umwelt. Das lässt eben auch auf andere Ernährungsweisen als bei reinen Regenwaldbewohner schließen. Früchte wird es immer gegeben haben, aber wahrscheinlich in anderen Mengen, als es die Regenwaldbewohner Afrikas und Asiens zur Verfügung hatten, wobei sich das anscheinend auch erst später spezialisierte.

Weiter dann im 3.Teil.

Dann kommen wir zu den Australopithecinen. Ab da wird es dann langsam klarer.

Fazit: die Ursprünge des Menschen liegen mehr oder weniger im Dunkeln. Man kann deswegen alles und nichts rein interpretieren und jeder kann sich nun seine Theorie der Genetischen Anpassung zurechtlegen. Seriöse Aussagen sind aber nicht möglich, im Gegenteil, es ist sogar zu vermuten, wenn man Sahelanthropus, Orrorin und vor allem Ardipithecus als direkte Vorfahren ansieht, dass man von der überwiegenden Frugivorie, wie sie bei den Bonobos und Schimpansen auftritt, und die als "natürliche Ernährung" von vielen Rohkostautoren genannt wird, Abstand nehmen muss.

Auch eine Erkenntnis.

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