Nochmal was zur genetischen Anpassung Teil 3 [Ergänzung]

30.11.2018 12:36

Im Grunde ist das Thema gerade ziemlich spannend, weil durch die Recherche wirklich auch einige Irrtümer, die bisher so bestanden, ausgeräumt werden konnten.

Natürlich bleibt vieles Spekulation, vieles bleibt weiterhin im Dunkeln, vieles kann man so oder so interpretieren, aber wenn man sich wirklich mal an die Fakten hält, dann muss man eben sagen, dass die am weitesten zurückliegenden Vorfahren des Menschen, also die, wo man es zumindest einigermaßen noch annehmen könnte, keine Affen waren, die sich wie die Schimpansen und Bonobos, sondern sich viel mehr omnivor ernährten.

Schimpansen und Bonobos ernähren sich heute im tropischen Regenwald so:

Calculé par Goodall (1986) Chimpanzees of Gombe, page 233

Futter Prozent
Früchte 59,4
Blätter 21,3
Samen 5,1
Blüten 4,1
Insekten 4,2
Fleisch 1,4
Anderes 4,5

www.wildchimps.org/deutsch/ueber-schimpansen/was-sie-essen.html

Hier sieht man die überwiegende Frugivorie, sprich den doch recht hohen Anteil an Früchten, der nicht ganz 2/3 der Ernährung ausmacht. Nun leben Schimpansen nicht nur im Gombe-Nationalpark, sondern haben auch andere Regionen des afrikanischen Regenwaldes erobert. Dort mögen die Anteile zu den hier genannten differenzieren, grundsätzlich sind aber wohl Früchte und Nüsse die Hauptnahrungsquelle:

Schimpansen sind Allesfresser, die sich aber zum überwiegenden Teil von Pflanzen ernähren. Früchte und Nüsse stellen den Hauptbestandteil der Nahrung dar, daneben verzehren sie auch Blätter, Blüten, Samen und anderes Pflanzenmaterial. Schimpansen fressen aber auch regelmäßig Insekten und verschiedene kleine Säugetiere (wie etwa Fledermäuse, kleine Primaten und Ducker). 

de.wikipedia.org/wiki/Schimpansen#Ern%C3%A4hrung

Bonobos, die nächsten Verwandten des Menschen und des Schimpansen, haben folgende Ernährungsweise:

Bonobos sind Allesfresser, die sich aber überwiegend pflanzlich ernähren. Früchte machen den Hauptbestandteil der Nahrung aus, Blätter und Kräuter der Bodenvegetation ergänzen insbesondere in fruchtarmen Zeiten den Speiseplan. Daneben nehmen sie auch Insekten und andere Wirbellose zu sich. Entgegen früheren Annahmen jagen auch Bonobos gelegentlich kleine bis mittelgroße Wirbeltiere, wobei die Jagd im Gegensatz zu den Gemeinen Schimpansen von den Weibchen durchgeführt wird. Ducker (kleine Waldantilopen) galten bis vor kurzem als ihre Hauptbeute. 2008 wurde jedoch entdeckt, dass sie auch andere Primaten wie Schopfmangaben jagen

de.wikipedia.org/wiki/Bonobo#Nahrung

Bisher hat man ja immer angenommen, dass eben unsere Vorfahren sich mehr oder weniger so ernährten wie heute die Schimpansen und Bonobos, bevor sie dann durch Klimaveränderungen gezwungen wurden, den Regenwald zu verlassen und sich an andere Habitate anzupassen. Auch dachte man, dass sich die Affen, aus denen später Schimpanse, Bonobo und Mensch hervorging, wie die heutigen Schimpansen bewegten.

Beides scheint falsch zu sein.

Wenn man, wie gesagt, es bleibt vieles im Dunkeln, aber wenn man annimmt, dass Sahelanthropus, Orrorin und vor allem Ardipithecus entweder gemeinsame Vorfahren waren, oder zumindest ähnlich wie die gemeinsamen Vorfahren waren, dann sieht man, dass sich die viel mehr omnivor ernährten (dickerer Zahnschmelz) und sich darüber hinaus auch anders bewegten (kein Knöchelgang).

Für uns ist es wichtig zu wissen, dass sich Spezialisierung der Schimpansen und Bonobos auf vorwiegend Früchte erst später entwickelte.

Martin Sauer [CC BY-SA 3.0 or GFDL], from Wikimedia Commons

  Das bedeutet eben, dass ein "wie die Affen essen" vor diesem Hintergrund wohl eben nicht zum Richtigen führt, sondern vielleicht sogar Probleme macht, weil sich der Mensch eben an andere Umweltbedingungen angepasst hat, während sich Schimpanse und Bonobo den Früchten zuwandten (und die Gorillas den härteren Pflanzen). Diese Spezialisierung scheint erst später erfolgt zu sein.

Schon aus der äußerlich erkennbaren Beschaffenheit der Zähne und aus der Dicke ihrer Zahnschmelz-Schicht konnte abgeleitet werden, dass Ardipithecus ramidus weder an besonders harte, abrasive noch an besonders weiche, vorwiegend aus Früchten bestehende Kost angepasst war und somit am wahrscheinlichsten als omnivor gelten kann.

und

Der Zahnschmelz der hinteren Backenzähne von Ardipithecus ramidus ist dünner als der von Australopithecus, aber etwas dicker als der Zahnschmelz beider Schimpansenarten. Daraus wurde abgeleitet, dass Ardipithecus ramidus vermutlich omnivor war, also – anders als die Schimpansen – nicht auf Früchte als Nahrungsquelle spezialisiert war, aber auch – anders als die Gorillas und die Australopithecinen – nicht auf stark faserhaltige Kost. Dies wiederum führt den Forschern zufolge zu dem Schluss, dass die Nahrungsgewohnheiten der Schimpansen und Gorillas sich erst nach der Trennung ihrer Entwicklungslinien von jener der Hominini entwickelt haben.

Wir stammen also (höchst wahrscheinlich) nicht von Arten ab, die sich damals wie die heutigen Schimpansen und Bonobos ernährten, sondern von mehr omnivoren Arten.

Das heisst nicht, dass sie keine Früchte fraßen, das taten sie sicherlich, aber wahrscheinlich nicht in dem hohen Maße, wie es die heutigen Schimpansen und Bonobos tun.

So.

Jetzt haben wir mal 3 Millionen Jahre menschliche Evolution behandelt (wobei es eben weiterhin in der wissenschaftlichen Welt umstritten ist, aber gut...).

Vor 7 Mio. Jahren -> Sahelantropus.

Vor 6 Mio. Jahren -> Orrorin

Vor 5 Mio. Jahren -> Ardipithecus

Alle lebten sie schon nicht mehr in den tropischen Regenwälndern Afrikas, sondern in gemischten Habitaten mit unterschiedlichen Strukturen.

Das ist doch schonmal eine Aussage und erschüttert so ein bisschen das, was man bisher so angenommen hat.

Kommen wir nun zum nächsten Schritt in der Evolution:

7. Die Australopithecinen

Schaut man sich den Stammbaum des Menschen genauer an, so sieht man, dass wir nun zu den Australopithecinen kommen, die eine recht artenreiche Gattung darstellen.

Zu den durch Fossilienfunde relativ gut bekannten, bereits aufrecht gehenden Vorfahren des Menschen gehören die Australopithecinen, speziell die Gattung Australopithecus. In welchen verwandtschaftlichen Beziehungen ihre Arten zueinander und zu den Arten der Gattung Homo stehen, ist allerdings noch immer unklar. Australopithecus anamensis gilt heute als „die früheste unzweifelhafte Hominini-Art“;[15] eine der bedeutendsten Australopithecus-Fundstätten in Südafrika gilt daher als eine Wiege der Menschheit. Besonders bekannte Einzelfunde sind Lucy und das jugendliche, weibliche Skelett DIK 1-1 (beide gehören zu Australopithecus afarensis) sowie das Kind von Taung (der Schädel eines Australopithecus africanus).

de.wikipedia.org/wiki/Stammesgeschichte_des_Menschen#Australopithecinen

Mal zur Orientierung, wo wir uns nun befinden:

(Quelle: de.wikipedia.org/wiki/Stammesgeschichte_des_Menschen#/media/File:Stammbaum_der_Entwicklung_des_Menschen.png)

Bwd [Public domain], from Wikimedia Commons

Jetzt haben wir mit A. anamensis wohl den ersten "wirklichen" Vorfahren des Menschen. Berühmt wurde hier das Individuum "Lucy". Gelebt haben die gefundenen Individuen vor 4,35 bis 3,89 Millionen Jahre.

7.1 Australopithecus anamensis

Konzentrieren wir uns mal auf Australopithecus anamensis, der vor rund 4 Millionen Jahren lebte und im Stammbaum als Vorfahr gelistet wird. Wir können in diesen Rahmen keine wissenschaftliche Diskussion über Verwandtschaftsbeziehungen klären, noch können wir hier andere Theorien wie die Schöpfungsgeschichte einbeziehen, oder ob das generell alles falsch ist, sondern hier geht es einzig und alleine darum zu klären, an was die jeweiligen Vorfahren genetisch angepasst waren. Und dazu müssen wir eben den aktuellen Stand des Irrtums (=Wissenschaft) heranziehen.

Diese "genetische Anpassung" hat sich, wie wir sehen, ja immer wieder auch verändert. Einfach weil sich die Lebenswelt auch immer wieder veränderte. Die Natur formt ihre Kreaturen. Und hat eben auch den Menschen zu dem gemacht, was er heute ist.

Jetzt schauen wir mal, wo und wie A. anamensis lebte:

Die Vormenschen der Gattung Australopithecus entstanden wahrscheinlich vor über 5 Millionen Jahren. Sie haben mit den Vorfahren der heutigen Schimpansen einen gemeinsamen Urahnen.

Es scheint eine allgemeine Ähnlichkeit mit Ardipithecus ramidus zu bestehen, obwohl genauere Vergleiche aufgrund der wenigen Fossilien, die man von beiden Arten kennt, schwierig wären. Beide Arten haben während ihrer Evolution menschenaffenähnliche Schädel und Gebisse bewahrt, während die postcranialen Knochen fortschrittlicher wirken und in ihrer Form mehr oder weniger menschenähnlich sind.

Direkte Linie? Man weiß es nicht. Ich lasse mal die ganzen Klassififikationskriterien weg und schaue nach dem, wo A. anamensis lebte und wie er sich ernährte:

Der Zahnschmelz ist sehr dick und die Backenzähne sind an der Zungen- und Backenseite erweitert, was zu einem kleineren Längen- und Breitenverhältnis bei diesen Zähnen führt,

Frugivoren haben eher dünnen Zahnschmelz. Weiter auf Wikipedia:

Seine großen Eckzähne stehen schräg zur Kaufläche, und auch die Backenzähne sind recht groß, was auf den Verzehr relativ grober pflanzlicher Nahrung schließen lässt. 2013 erbrachte eine Isotopenanalyse der Zähne von Funden aus dem Turkana-Becken, dass Australopithecus anamensis einen hohen Anteil von relativ weichen C3-Pflanzen konsumierte.

Um sich mal ein Bild zu machen:

„Während der Schädel eher menschaffenähnlich wirkt, ist der Bau der Extremitäten nur mit Mühe von dem des modernen Menschen zu unterscheiden. Im Gegensatz zur späteren Art Australopithecus afarensis war der aufrechte Gang bei dem früheren Australopithecus anamensis offenbar schon voll entwickelt. Für diese paradoxe Situation gibt es nur zwei Erklärungsmöglichkeiten: Entweder gehören die in Kanapoi gefundenen Oberschenkelknochen nicht zu Australopithecus anamensis oder Australopithecus anamensis ist kein direkter Vorfahre von Australopithecus afarensis. Im zweiten Fall eröffnet sich die höchst spannende Aussicht, dass die ersten Angehörigen der Gattung Homo vielleicht sogar direkt auf Australopithecus anamensis zurückzuführen sind.“

Wie gesagt, die ganze Verwandschaftsgeschichte ist eher unklar. Aber das sind eben nun mal die Fossilien, die man gefunden hat und daraus kann und muss man dann erstmal die jeweiligen Schlüsse ziehen:

Ähnlich wie beim sehr viel älteren Sahelanthropus tchadensis ließen Begleitfunde der zunächst entdeckten Individuen am Turkanasee (unter anderem von fossilen Antilopen, speziell von Kudus) darauf schließen, dass Australopithecus anamensis in einem Habitat lebte, das teils aus Buschland, teils aus Savanne bestand, typisch für so genannte Galeriewälder; es wurden keine Fossilien gefunden, die auf offene Wasserflächen schließen lassen.

Die Fundstücke aus der Afar-Region wurden von den Forschern um Tim White dahingehend gedeutet, dass Australopithecus anamensis in Bezug auf viele anatomische Merkmale zwischen Ardipithecus ramidus und Australopithecus afarensis stehe. Die relativ großen Zähne wurden auch bei diesen Funden als eine Anpassung an relativ harte Pflanzennahrung gedeutet, wie dies von einer zwar primär waldbewohnenden, zumindest aber am Rande einer Steppenlandschaft heimischen Art zu erwarten sei.

Fassen wir zusammen: alle der bisher im Stammbaum (7 Mio. - 3,9 Mio. Jahre) der Menschen geführten Arten waren eher omnivor denn frugivor oder passten sich sogar an harte Pflanzennahrung an. Sie lebten auch nicht im tropischen Regenwald, sondern besiedelten andere Habitate Afrikas.

Das heisst nicht, dass diese Arten nie Früchte fraßen! Aber sie hatten wohl nicht diesen hohen Früchtekonsum (knapp 60%), wie ihn die heutigen Schimpansen und Bonobos haben, sondern sie fraßen deutlich weniger Früchte und dafür eben andere Sachen.

Für Ardipithecus ramidus gibt Dr. Alice Roberts "Früchte, Blätter, Samen, Nüsse, wahrschelich ergänzt mit Insekten, Eiern und kleinen Säugern".

Im Buch "Die Anfänge der Menschheit" von Dr. Alice Roberts.

7.2 Australopithecus afarensis

Australopithecus afarensis aus dem mittleren und späten Pliozän Äthiopiens, Tansanias und Kenias ist nach Australopithecus anamensis eine der ältesten und primitivsten Arten von Australopithecus. Der Vormensch lebte eine relativ lange Zeitspanne vor 4,5 bis 2,8 Millionen Jahren in den baumbestandenen Savannen des Rift Valleys in Ostafrika. Diese frühen Hominiden waren in Bezug auf die Körpergröße extrem geschlechtsdimorph, wobei die kleinsten Individuen ein Gewicht von nicht mehr als 30 Kilogramm erreichten, die größten wahrscheinlich doppelt so viel.

www.evolution-mensch.de/thema/arten/afarensis.php

Auch hier weiß man nicht genau, ob er nun wirklich ein Vorfahr des Menschen war. Offensichtlich existierten zu dieser Zeit einige Arten gleichzeitig, aus denen sich die Menschen schlussendlich entwickelt haben könnten.

Wenn man sich den Stammbaum anschaut, dann sieht man, dass zwischen 4.0 und 2.5 Mio Jahren eine Vielzahl an Arten entdeckt wurden, die möglicherweise die direkten Vorfahren der Menschen sind.

Und dennoch kann es sein, dass KEINER von diesen Arten ein direkter Vorfahre war, sondern eben nur Seitenlinien der Entwicklung, die dann irgendwann ausstarben.

Hierzu gehören A. bahrelghazeli, A. deyiremeda, Kenyantrophus platyops und weitere Arten, deren Fundorte zum Teil weit von afrikanischen Osten entfernt liegen. Man vermutet, dass die Hominiden weiter verbreitet waren als vermutet. Und aus einer dieser Arten wird sich eben irgendwann der Mensch entwickelt haben.

Schauen wir uns einfach der Vollständigkeit halber mal an, wo die jeweils lebten und was die, soweit man das sagen kann, fraßen, sprich an welche Art der Rohkost die angepasst waren zu dem Zeitpunkt.

A. afarensis war etwa 30 bis 50 kg schwer und erreichte eine Körpergröße von 1,20 m. Die Größe des Gehirns entsprach weitgehend der heutiger Schimpansen, jedoch sind die Backenzähne deutlich größer als bei Schimpansen von ähnlicher Statur. Die Art war daher wohl auf die Zerkleinerung recht grober Pflanzenteile spezialisiert, wie man sie in den an den tropischen Regenwald anschließenden Savannen findet. Aus der Anatomie der Schulterblätter und der Arme kann man Rückschlüsse auf eine noch vorhandene Fähigkeit zum Klettern in den Bäumen ziehen. Die Fingerknochen der Hand waren stärker gebogen als beim heutigen Menschen. Überwiegend dürften diese Vormenschen jedoch aufrecht gegangen sein.

(...)

Die Umwelt von Hadar vor dreieinhalb Millionen Jahren scheint ein Mix aus Savanne und Waldland gewesen zu sein, und nicht nur Grasland, wie viele Forscher ursprünglich angenommen haben. Der Nahrungserwerb dürfte relativ unspezialisiert gewesen sein. Früchte, Beeren, Nüsse, Samen, Schösslinge, Knospen und Pilze standen zur Verfügung. Unterirdische Wurzeln und Knollen konnten ausgegraben werden. Im Wasser und am Boden lebende kleine Reptilien, Jungvögel, Eier, Weichtiere, Insekten und kleine Säugetiere wurden vermutlich auch nicht verschmäht. Einige wichtige Unterschiede zwischen dem Gebiss des frühen A. afarensis aus Laetoli und der jüngeren Fundstücke aus Hadar könnten mit der verschiedenartigen Umwelt zusammenhängen, in denen die Gruppen lebten.

Also auch hier: Früchte ja, aber eben nicht nur und nicht in den hohen Prozentsätzen, wie sie in den tropischen Regenwäldern zu finden sind. Dafür gab es eben andere Sachen. Es zeichnet sich da schon langsam ein Bild, oder?

Weiter auf Wikipedia:

In Hadar wurden im Zusammenhang mit Australopithecus afarensis die Überreste von zahlreichen fossilen Tierarten geborgen, darunter urtümliche Paviane (Parapaio), Fleckenhyänen (Percrocuta), Hyänen (Chasmoporthetes), Säbelzahnkatzen (Megantereon und Homotherium), Mäuse (Saidomys), Kurzhalsgiraffen (Sivatherium) sowie Verwandte der heutigen Gnus (Damalops) und der Antilopen (Praedamalis); es wurden nur wenige reine Waldbewohner entdeckt. Die Artenzusammensetzung ist demnach „typisch für Mosaiklandschaften mit Grasflächen, Gehölzen sowie geschlossenen Busch- und Baumbeständen an Wasserläufen und in Gebirgstälern.[34] Die Region von Hadar war zur Zeit des Australopithecus afarensis – in einer Höhe von 2400 Metern – deutlich kühler als in Laetoli und wies vermutlich auch Wälder auf.

Und was sagt die Wikipedia zur Ernährung?

Zur Nahrungsaufnahme von Australopithecus afarensis lagen lange Zeit nur indirekte Befunde vor, abgeleitet aus der äußerlich erkennbaren Beschaffenheit der Zähne. Die Eckzähne und Backenzähne der Australopithecus afarensis zugeschriebenen Fossilien sind kleiner und weniger stark abgenutzt als jene von Australopithecus africanus, woraus auf eine weniger hartfaserige Kost als bei A. africanus geschlossen wurde. Allerdings fällt auf, dass die Schneidezähne häufig „stark mitgenommen sind. Demnach dienten vor allem die vorderen Zähne zum Zerkleinern der Nahrung [...]. Die mikroskopische Untersuchung zeigt, daß zu Lebzeiten Zähne abgebrochen sind, vermutlich durch das Beißen auf Nüsse und andere kleine harte Gegenstände. Die Kanten der Schneidezähne zeigen bei genauer Untersuchung Streifen von vorn nach hinten. Möglicherweise zog A. afarensis also Pflanzenteile zwischen den Zähnen hindurch.“[35] 2013 erbrachte eine Isotopenanalyse der Zähne von 20 Funden aus Hadar and Dikika, dass Australopithecus afarensis – im Unterschied zu Australopithecus anamensis, der sich vor allem von weicheren C3-Pflanzen ernährte – einen hohen Anteil von Gräsern und anderen C4-Pflanzen konsumierte.

de.wikipedia.org/wiki/Australopithecus_afarensis#Lebensraum_und_Nahrung

Man muss es nochmal wiederholen: immer wieder haben sich die Arten angepasst, haben sich wieder anders ernährt, aber immer waren sie damit überlebensfähig und bei bester Gesundheit. Denn nur deswegen haben sie überlebt und konnten sich erfolgreich fortpflanzen. Und offensichtlich haben diese Arten, die man in die Ahnenreihe der Menschen stellt, nie (wieder?) diese hohen Anteile an Früchten gegessen, wie es wahrscheinlich ihre Vorfahren der Gattung Dryopithecus hatten, aus denen sich ja später die Hominiden entwickelt haben sollen (Proconsul). Oder wie es die Bonobos und Schimpansen später wieder haben sollten.

7.3 Kenyanthropus platyops

3.3 - 3.5 Millionen Jahre.

Backenzähne mit starkem Zahnschmelz

(...)

Die zahlreichen Funde fossiler Hornträger lassen auf eine Landschaft schließen, die durch Übergänge zwischen Savannen- und Buschlandschaften gekennzeichnet war und bei der auch Wasserläufe und Seen mit Galeriewäldern existierten.

de.wikipedia.org/wiki/Kenyanthropus_platyops

7.4 Australopithecus africanus

Folgt man der oberen Abbildung der Linie der Australopithecinen, dann hat sich aus A. afarensis A. africanus entwickelt, der für die Zeit vor 3 bis 2,5 Millionen Jahren nachgewiesen wurde.

Schaut man sich die Literatur an, so sieht man auch hier wieder, wie uneins man sich hier ist.

Von welchen Vorläufer-Arten Australopithecus africanus abstammt und in welcher Nähe er zu den unmittelbaren Vorfahren des Menschen steht, ist ungeklärt. Die Art wird häufig – als Gegenpol zu den sogenannten „robusten Australopithecinen“ – auch als graziler Australopithecus bezeichnet.

de.wikipedia.org/wiki/Australopithecus_africanus

Im Stammbaum nach Friedrich Schenk, siehe Abbildung oben, geht A. africanus aus A.afarensis hervor, aber genau weiss man es nicht. Und man weiß auch wieder nicht, ob diese Art nun wirklich ein Vorfahr des Menschen ist, oder eine ausgestorbene Seitenlinie, wie man auch für die robusten Arten der Gattung Australopheticus annehmen kann. Aber zu denen später mehr.

Nehmen wir an, er ist ein Vorfahre, dann ist wieder interessant, wo er lebte und wie er sich ernährte:

Begleitfunde deuten darauf hin, dass Australopithecus africanus – wie andere Australopithecinen – „bewaldete Habitate“ im Übergang zu Savannen bevorzugte und „eine enge Verbindung zu den breiten Uferzonen der Flüsse und Seen“ aufrechterhielt.

Und zur Ernährung:

Die im Vergleich zum Menschen relativ großen Backenzähne werden als Anpassung an eine relativ harte Pflanzennahrung – darunter zumindest zeitweise hartschalige Samen – gedeutet.[6] So ergab eine Computeranalyse der Fossilien Sts 5 und Sts 52 a (eines gut erhaltenen Oberkiefers), dass das Gebiss und der Bau der Gesichtsknochen geeignet waren, ähnlich wie bei den heute lebenden Javaneraffen hohem Druck standzuhalten.[7]

Für Australopithecus africanus wurde ferner anhand der Beschaffenheit der Zähne nachgewiesen, dass er sich zu mehr als 50 Prozent seiner täglichen Kalorienzufuhr von C3-Pflanzen und zu einem weiteren erheblichen Anteil von C4-Pflanzen ernährte.[8] Diese überwiegend aus Blättern, Früchten und Samen bestehende Nahrung wurde – möglicherweise abhängig von der Jahreszeit – ergänzt durch Fleisch;[9] diese Kombination von pflanzlicher und tierischer Nahrung unterschied Australopithecus africanus vermutlich sowohl von Paranthropus robustus, der wesentlich stärker auf harte Pflanzenkost spezialisiert war, als auch von den frühen Vertretern der Gattung Homo, die einen höheren Anteil an Fleisch verzehrten.

Also wieder keine überwiegenden Frugivoren, sondern stark omnivor mit zum Teil auch sehr harten Sachen in der Auswahl. Früchte gab es natürlich je nach Saison und Vorhandensein, sie waren aber, so lässt es sich aus der Zahnanalyse schlussfolgern, nicht die Hauptnahrung.

Hier noch eine andere Quelle:

Zähne und Ernährung

Von Australopithecus africanus kennt man sehr viele Zähne, wenn auch nicht so viele wie von Australopithecus afarensis. Sie zeigen im Vergleich zu A. afarensis mehrere wichtige Unterschiede. Vergleicht man die Größe der Zähne, beginnend mit Australopithecus anamensis über Australopithecus afarensis bis zu Australopithecus africanus (ohne Verwandtschaftsverhältnisse ausdrücken zu wollen), so nimmt die Größe der Eckzähne kontinuierlich ab, die Größe der Backenzähne hingegen nimmt in dieser Reihenfolge leicht zu.

Im Verhalten waren sich Australopithecus africanus und A. afarensis wahrscheinlich sehr ähnlich. Die Bedeutung der Eckzähne als Waffen, wie bei den Menschenaffen üblich, nimmt also immer mehr ab. Die größer werdenden Mahlzähne deuten darauf hin, dass A. africanus seine Nahrung stärker kauen mußte als A. afarensis. Allgemein ernährten sich beide von weicherer, weniger grober Kost als der spätere Australopithecus robustus. Es scheint so, als ob die Nahrungsmittel der südafrikanischen Homininen saisonal unterschiedlich war, wobei der Schwerpunkt auf einer aus Früchten bestehenden Nahrung liegt, die mit Samen und anderen harten Pflanzenteilen zerkaut wurde.

Erinnert etwas an die Jäger- und Sammler Afrikas, die eben auch ganz unterschiedliche Saisonalitäten haben und hier entsprechend immer wieder zwischen ganz unterschiedlichen Ernährungsweisen wechseln. So wie die Natur eben "liefert".

Interesant, das nur nebenbei bemerkt, ist die Abnahme der Eckzähne, die eben darauf hinweist, dass sich die Männer immer besser verstanden und weniger in Konkurrenz zueinander standen. Hier kommen wir zum Thema Sexualität und Liebe. Da scheint auch beim Menschen etwas bonobohaftes in den Genen zu stecken.

Evolution funktioniert ja oft so, dass sich aus einem gemeinsamen "Potential" dann unter unterschiedlichen Umweltbedingungen unterschiedliches Verhalten entwickelt. Während die Schimpansen mit den Gorillas um Nahrung konkurrieren und deswegen, so vermutet man, viel patriachalischer und brutaler sind, haben sich die Bonobos in einer Region der Fülle ohne Konkurrenz zu den "liebenden" Affen entwickelt. Der gemeinsame Vorfahr hatte wohl beide "Optionen" als Anlagen in sich.

Der Mensch hat ja zu den Bonobos die genetisch engste Verwandtschaft unter den "Menschenaffen".

Wahrscheinlich ist unser ganz natürliches Liebesleben auch weitaus offener und lustvoller als das, was wir heute so erleben. Das ist ja ebenfalls alles vollkommen verwirrt (durch die Kochkost, durch Macht- und Herrschaftsstrukturen usw.) und gepanzert (siehe W.Reich) und wir wissen im Grunde nicht, wie unsere natürliche Ernährung aussieht, noch wissen wir, wie unser ganz natürliches Liebesleben funktioniert und aussieht.

Deswegen braucht es eben den Blick in die Vergangenheit, der aber auch nur bedingt weiterhilft.

Was wir sehen ist, dass wir bei allen untersuchten Arten bisher keine Arten fanden, die eine überwiegende Frugivorie praktizierten, sondern alle waren bisher eher omnivor und sogar an härtere Pflanzenkost angepasst.

7.5 A. bahrelghazali, A.deyiremeda und A.garhi

Australopithecus deyiremeda ist die neue Artbezeichnung (Haile-Selassie, 2015) eines frühen Homininen, der vor 3,3 bis 3,5 Millionen Jahren im Norden Äthiopiens lebte, etwa zur selben Zeit und im selben geografischen Gebiet wie Australopithecus afarensis. "deyiremeda" bedeutet in der Sprache der ortsansässigen Afar "naher Verwandter".

Die Burtele-Kieferknochen zeigen in vielen Aspekten große Ähnlichkeit mit A. afarensis, aber es gibt auch deutliche Unterschiede: einige der Zähne haben unterschiedliche Wurzelstrukturen, die Zähne sind generell kleiner, die Wangenknochen zeigen mehr nach vorne, der Unterkiefer ist größer und einige Zähne haben einen dickeren Zahnschmelz, was auf eine härtere, stärker abrasive Nahrung hindeuten könnte.

Und weiter zur zweiten Art, wo man eben auch nicht weiß, ob es eigenständige Arten sind, oder ob die Fossilien zu A.africanus gezählt werden müssen.

Australopithecus bahrelghazali ist eine neue Artkennzeichnung, die nur von wenigen Forschern anerkannt wird.

Bei dem Fundstück handelt es sich um einen Unterkiefer mit 7 Zähnen (KT12/H1), der aufgrund bekannter Fossilien, die im gleichen Horizont gefunden wurden, auf ein Alter zwischen 3,0 und 3,5 Millionen Jahre datiert worden ist.

Zur Ernährung gibt es keine Informationen.

und zuletzt...

Australopithecus garhi wurde in Äthiopien auf der Bouri-Halbinsel (Hatayae Member) gefunden. Er lebte vor etwa 2,5 Millionen Jahren, ging aufrecht und gehört zur Gruppe der grazilen Australopithecinen.

Der Name der Art ist abgeleitet von „garhi“, was in der Afar-Sprache für „Erstaunen, Überraschung“ steht; Australopithecus garhi bedeutet also ungefähr „der überraschende südliche Affe“. In welchem Verwandtschaftsverhältnis Australopithecus garhi zu den unmittelbaren Vorfahren des Menschen steht, weiß man noch nicht.

Es gibt jedoch auch einige Merkmale, die sich signifikant von früheren Australopithecinen unterscheiden. Dazu gehören die weit vorne positionierten Wangenknochen, ovale, große Vorbackenzähne (Prämolare) und riesige Backenzähne (Molare), sowie die Kombination seiner Merkmale, z.B. die extreme Größe der Zähne, besonders der hinteren, mit einer primitiven Schädel-Morphologie.

Hier sind nochmal eine Million Jahre vergangen und mit A. garhi wurde ein weiterer "graziler" Australopithecus nachgewiesen. Der ist schon interessant, weil:

Neben Schädel-, Gebiss- und Langknochenresten wurden im selben Fundhorizont auch Steinwerkzeuge entdeckt. Dies wirft die Frage auf, ob die Werkzeugkultur bereits bei Australopithecinen einsetzte oder ob die Funde zur Gattung Homo gerechnet werden müssen.

Und:

Einige Forscher vermuten, dass A. (Pr.) garhi Steinwerkzeuge hergestellt hat (Heinzelin et al., 1999), denn ganz in der Nähe fand man Tierknochen, die auf eine Schlachtung hinweisen (Schnittspuren) sowie einige primitive Steinwerkzeuge. Doch ob diese tatsächlich das Werk der "Garhi Gruppe" ist, bleibt umstritten, denn aus der Region des "middle Awash" sind auch frühe Vertreter von Homo bekannt, die dort um die gleiche Zeit oder nur wenig später gelebt haben (Kimbel et al., 1997).

Australopithecus garhi lebte ungefähr 700.000 Jahre später als Lucy, die zur Art Australopithecus afarensis gehört hatte. Bisher lassen sich jedoch noch keine klaren Aussagen machen über die Größe von Australopithecus garhi und die Art und Weise, wie er sich fortbewegte, da nur einzelne Stücke von Arm- und Beinknochen gefunden wurden. Doch andere interessante Erkenntnisse über das Leben von Australopithecus garhi lieferten die übrigen Funde. In denselben Schichten steckten einfache Steinwerkzeuge und Knochen von rinder- und schweineartigen Tieren - und Spuren an den Knochen, die nach Ansicht der Forscher nur von einer künstlichen Manipulation stammen können. Kerben an einem Rinderunterkiefer oder zerschlagene Unterschenkelknochen zeugen davon, dass sich Australopithecus garhi möglicherweise bereits als Metzger betätigte. Mit seinen Faustkeilen zerlegte und filetierte er offenbar große Tierkörper, und mit großen Steinen verschaffte er sich Zugang zum Knochenmark der Kadaver.

Da kommt also die Vorliebe für Knochemark her!!! :-)

Derek Nance fand das Knochenmark ja immer das Beste von allem und auch andere omnivore Rohköstler finden das. Anscheinend reicht das eben auch bis tief in die Vergangenheit.

Ob Australopithecus garhi selber jagte, Fallen stellte oder einfach die Kadaver verstorbener Tiere nutzte, lässt sich aus den Fossilien nicht ersehen. Aktive Jagd, allerdings ohne künstliche Waffen, kennt man jedoch von den nächsten Verwandten des Menschen, den heutigen Schimpansen und Bonobos. Das gleichzeitige Vorkommen einer Steinwerkzeug- und einer höheren Technik der Fleischgewinnung wertet die Forschungsgruppe als mögliches Anzeichen der Entstehung der Gattung Homo in Ostafrika aus dem Vorläufer Australopithecus afarensis.

Der "Überraschungs-Südaffe" lebte, wie die geologischen und ökologischen Daten ergeben haben, am Ufer eines Sees. Dort weideten Herden von Huftieren, und im Wasser tummelten sich unter anderem viele Welse. Australopithecus garhi könnte bereits ein Dasein gefristet haben, das sich nur wenig von demjenigen der Vertreter der alt-steinzeitlichen Olduvai-Kultur im ostafrikanischen Tansania unterschied.

Hochinteressant und hier kann man wirklich eine Art Abfolge / Entwicklung sehen, die sich dort in Afrika über Millionen von Jahren hinzog.

Anscheinend haben unsere Vorfahren dann vor 2,5 Millionen Jahren angefangen, zunehmend auch das Fleisch größerer Tiere und das Knochenmark als Nahrungsquelle zu nutzen.

Aber es ist eben viele noch Spekulation. Man hantiert hier eben nur mit ein paar Fossilien. Mehr nicht. Aber auch nicht weniger.

7.6 Die robusten Arten der Australopithecinen

Folgt man dem Stammbaumdiagramm von Schenk, dann sieht man, dass nun eine die Stammesgeschichte nicht geradlinig verläuft, sondern dass nun mit den robusten Arten der Gattung Australopethicus eine Seitenlinie entstand, die wahrscheinlich nicht als Vorläufer des Menschen gilt und die nur der Vollständigkeit halber hier behandelt wird.

Ebenfalls zu den Australopithecinen wird die Gattung Paranthropus gestellt, deren Vertreter ein extrem robustes Gebiss aufweisen. Als Ursache dieser Anpassung gilt eine Klimaveränderung (Abkühlung) vor rund 2,5 Millionen Jahren; ausgelöst wurde sie zum einen durch die vor 2,7 Millionen Jahren beginnende Vergletscherung der Arktis, zum anderen durch die plattentektonische Hebung Ostafrikas. Beides bewirkte eine Verringerung der Niederschlagsmengen und in der Folge eine weitgehende Versteppung des angestammten Lebensraums der Vorfahren von Paranthropus.[42] Eine solche savannenartige Landschaft bot in erster Linie Nahrung für grasfressende Paarhufer und Wiederkäuer, die es vorher schon, meist in kleineren Formen, als Laub äsende Waldbewohner gab. Diese traten nun bald in großen Herden auf, und weil sie zahlreicher wurden, konnten sich auch Raubtiere und Aasfresser vermehren. So differenzierten sich zwei Typen von Hominini.

Scheinbar ist das so der nächste Meilenstein in der Geschichte der Menschheit. Durch Klimaveränderungen entstanden nun die großen Huftierherden, die wir heute noch von Ostafrika kennen und die dort typisch sind.

Und auch die Linie der Hominiden spaltete sich:

Der eine Typus entstand als Folge einer Anpassung an eine nunmehr – im Vergleich zum Laub der Wälder – hartfaserige Nahrung in der Savanne.[42] Paranthropus boisei, Paranthropus robustus und Paranthropus aethiopicus entwickelten in dieser ökologischen Nische eine gewaltige Kaumuskulatur und entsprechend mächtige Backenzähne. Ihre Kaumuskeln setzten an dem hohen Scheitelkamm des Schädels an.

Wir brauchen diese Arten nicht weiter betrachten, nur vor dem Hintergrund, wie genetische Anpassung funktioniert. Hinsichtlich Früchtekonsum sind sie eher uninteressant.

Genetische Anpassung aber sieht eben so aus: harte Nahrung und dann haben die enorme Kaumuskeln entwickelt, die dann an Knochenkämmen auf dem Kopf ansaßen.

P.boisei:

Eine 2011 publizierte Untersuchung kommt zum Ergebnis, dass Paranthropus boisei mit etwa 77 ±7 % mehr C4-Pflanzen in seinem Stoffwechsel umgesetzt hat als alle bisher untersuchten Homininen und demzufolge auf Gräser spezialisiert war.

P.robustus:

Eine genaue Untersuchung von Zähnen eines Oberkiefers aus der Swartkrans-Höhle mit Hilfe der Laserablation ergab, dass dieses Individuum jahreszeitlich wechselnde Nahrung zu sich genommen haben muss: zeitweise relativ weiche Blätter von Laubbäumen und zeitweise relativ harte Samen- und andere Pflanzenteile von Gräsern, vergleichbar mit den heute lebenden Steppenpavianen

P.aethopicus:

Auch die großen und stark abgenutzten Backenzähne des Schwarzen Schädels und dessen Knochenkamm – an dem starke Kaumuskeln ansetzten – weisen auf einen Lebensraum hin, in dem vor allem harte Pflanzenkost als Nahrung diente. Die großen Schneidezähne haben möglicherweise dazu gedient, Rinde von Pflanzenstängeln abzuschälen. Für den Zeitpunkt des erstmaligen Auftretens von Paranthropus aethiopicus vor 2,8 Millionen Jahren wurde auch für mehrere andere Tierarten eine Veränderung ihrer Bezahnung (Verdickung des Zahnschmelzes) nachgewiesen, ferner Anhaltspunkte für häufigere Dürreperioden im Gebiet des heutigen südlichen Äthiopien.

Damit hätten wir diesen Teil der Familie mal recht kurz und bündig abgehandelt.

Zu der Zeit gab es eben anscheinend diese Trennung der Linien. Einmal in diese robusten Arten, die sich an die härteren Lebensbedingungen dadurch anpassten, dass sie mehr und härtere Pflanzenkost verwerten konnten, und dann in die, die anscheinend anfingen zu jagen, was angesichts der Großtierherden auch Sinn machte und aus der sich dann die Arten der Gattung "Homo" entwickelte.

Der zweite Typus fing die Folgen des Klimawandels ab, indem er zu einer Ernährungsweise überging, die mehr und mehr auch Fleisch als Nahrung einbezog.[42] Da diese Individuen weder die Fähigkeit besaßen, als Raubtier größere Beutetiere zu stellen noch über Klauen oder Zähne verfügten, die geeignet gewesen wären, ein großes Beutetier zu töten oder aufzubrechen, dürfte sich ihre Nahrung auf Aas und Beuteraub beschränkt haben. Sehr wahrscheinlich kam es hier zum ersten Gebrauch von Steinwerkzeugen, indem Steine dazu benutzt wurden, das Mark erbeuteter Röhrenknochen freizulegen.

Im Grunde alles vollkommen nachvollziehbar und logisch. Und damit einhergehend hat sich auch die Verdauung und eben auch die genetische Anpassung immer wieder verändert und an neue Begebenheiten angepasst.

Umstritten ist, welcher Gattung und welchen Arten diese ältesten Steinwerkzeuge zuzuordnen sind: „Von einigen Forschern wird die Ansicht vertreten, dass die Herstellung von Oldowan-Geräten dem Australopithecus zuzuschreiben sei und dass der Gebrauch von Werkzeugen nicht als ausschließlicher Anhaltspunkt für die menschliche Art angesehen werden dürfe. Es ist möglich, dass auch die Australopithecinen zu einer groben Steinbearbeitung fähig waren.“[43] Ein breites Formenspektrum von Steinwerkzeugen „und ihre systematische Herstellung mit Hilfe anderer Werkzeuge, also mit künstlich erschaffenen Geräten“ sei allerdings erst den Arten der Gattung Homo zuzuschreiben.

Ein später Vertreter der Gattung Australopithecinen ist Australopithecus sediba, der 2010 von Lee Berger erstmals beschrieben wurde und vor etwa 2 Millionen Jahren lebte. Er zeigt sowohl affenähnliche Merkmale als auch solche des modernen Menschen.

[Ergänzung!]

7.7 Australopethicus sediba

Australopithecus sediba ist eine Art der ausgestorbenen Gattung Australopithecus, die vor rund zwei Millionen Jahren im Gebiet des heutigen Südafrika lebte. „Das rekonstruierte Skelett zeigt viele affenähnliche, aber auch einige ‚moderne‘, der Gattung Homo zuzuordnende Merkmale. So konnte Australopithecus sediba gut klettern, aber auch aufrecht auf zwei Beinen gehen, wenn auch wohl sehr wackelig.

Lebensraum:

Die Analyse des Habitats von Australopithecus sediba wurde bisher noch nicht publiziert; in einem Interview verwies Lee Berger jedoch auf die zahlreich gefundenen Pflanzenfresser-Fossilien und erwähnte, dass der Fundort vor zwei Millionen Jahren bewaldet gewesen sei.[22]

Begleitfunde von Dinofelis und Megantereon sowie von fossilen Vorläuferarten der Schabrackenhyänen und der Afrikanischen Wildhunde, der Pferde, der Schweine, der Klippspringer und der Hasen wurden – neben den stratigraphischen Befunden – als Beleg dafür interpretiert, dass alle Tiere zu Lebzeiten in ein Höhlensystem stürzten, das oberseits Öffnungen hatte.

Ernährung:

Diesen Untersuchungen zufolge zeigen die Zähne komplexere Abnutzungsspuren, als man sie bei anderen Arten der Australopithecinen nachwies. Hierzu passt der Befund, dass im Zahnstein versteinerte Überreste von Baumrinde nachweisbar waren, sogenannte Phytolithe (insgesamt 38), die erstmals bei einem frühen Vormenschen untersucht wurden. Die Isotopenanalyse ergab, dass überwiegend C3-Pflanzen und nur in sehr geringem Maße auch C4-Pflanzen verzehrt wurden; die Ernährung bestand demzufolge überwiegend aus faserreichen Teilen von Bäumen, Sträuchern und Kräutern, seltener aus Gräsern.

Als bemerkenswert wurde in der Studie herausgestellt, dass trotz der geringen Probengröße Pflanzenreste von zahlreichen unterschiedliche Pflanzen gefunden wurden, was auf eine sehr abwechslungsreiche Kost schließen lasse. Verglichen mit heute lebenden Tieren ähnele diese Ernährungsweise am ehesten derjenigen von Schimpansen und Giraffen, verglichen mit Befunden zu fossilen Arten der Hominini am ehesten derjenigen von Ardipithecus ramidus. Die Analyse wurde ferner dahingehend interpretiert, dass Australopithecus sediba vermutlich noch überwiegend in Wäldern lebte.[37] Laut Lee Berger handelt es sich „um den ersten direkten Beweis dafür, was unsere frühen Vorfahren in den Mund nahmen und kauten – was sie aßen.“

Die Stellung von A.sediba im Stammbaum des Menschen ist laut Quelle umstritten. Manche meinen, es sei ein Link zwischen den Australopithecinen und den nachfolgenden Hominiden (Arten der Gattung "Homo"), während andere da vorsichtiger sind und meinen, es sei ein südafrikanischer Ast der späten Australopithecinen.

Andere meinen, er gehöre zu A.africanus. Anscheinend ist es auch ein jugendliches Exemplar gewesen, was immer schwierig ist, einzuordnen, weil sich vieles eben noch verändert.

Im Unterschied zu Lee Berger und den anderen Autoren der Erstbeschreibung, die 2010 beide Fossilien als mögliche Übergangsform zwischen Australopithecus und Homo interpretieren und dies 2011 bekräftigten,[7] sind andere Paläoanthropologen zurückhaltender. Sie weisen, wie beispielsweise Tim White und Ron Clarke, darauf hin, dass es sich um einen späten, südafrikanischen Seitenast der Australopithecinen handeln könne, der neben bereits existierenden Vertretern der Gattung Homo gelebt habe, hieß es in einem Begleitartikel zur Erstbeschreibung.[42]

Hintergrund dieser vorsichtigeren Interpretation ist, dass eines der ältesten zur Gattung Homo gestellten Fossilien, der von Friedemann Schrenk entdeckte Unterkiefer eines Homo rudolfensis (Inventarnummer UR 501), auf ein Alter von 2,4 Millionen Jahre datiert wurde und somit deutlich älter ist als die Funde von Australopithecus sediba. Ferner wurde der gleichfalls zu Homo gestellte Oberkiefer AL 666-1 aufgrund einer direkt über ihm liegenden Vulkanascheschicht sicher auf ein Alter von 2,3 Millionen Jahre datiert.[43] Zudem hätten die neuen Funde nur relativ wenige Merkmale mit Homo gemein, so dass diese Kritiker – wie zuvor – Australopithecus afarensis den Status einer Vorläuferart der Gattung Homo zuschreiben.

de.wikipedia.org/wiki/Australopithecus_sediba

Anscheinend ist dies Art jünger ist als die ganannten Arten der Gattung "Homo" und ist somit wohl ein Seitenast der Linie.

So....

Damit haben wir nun 5 Millionen Jahre Evolutionsgeschichte des Menschen mal genauer analysiert und haben gesehen, dass all diese Arten nicht mehr in tropischen Regenwäldern lebten und auch keine überwiegenden Frugivoren mehr waren (wenn sie es denn je waren).

Alleine daraus kann man schon ableiten, dass ein hoher Früchtekonsum so nicht in unseren Genen liegt! Natürlich haben diese Arten immer auch Früchte konsumiert, aber eben nicht zu diesen hohen Prozentsätzen (60% und mehr).

Fakt ist auch: seit Millionen von Jahren war keine der Arten vegan. Vielleicht gab es vegetarische Arten, man kann aber eher von einer omnivoren Ernährungsweise ausgehen.

Über den größten Teil unserer Entwicklungsgeschichte waren wir Rohköstler.

Wann das Kochen genau einsetzte, wird dann in den weiteren Teilen zu betrachten sein.

Der Anteil von Fleisch scheint vor 2 Millionen Jahren zugenommen zu haben. Burger spricht hier von "jüngeren" Nahrungsmitteln und das die dadurch Probleme machten. Fakt ist aber, dass genetische Anpassung immer "perfekt" ist. Einfach weil alle, die nicht angepasst sind, weniger fit sind und ihre Gene im Konkurrenzgeschehen nicht weitergeben können.

Somit MUSS es zwingend logisch eine genetische Anpassung hin zu vermehrtem Fleischkonsum gegeben haben, der, Stand der Wissenschaft, vor ca. 2 Millionen Jahren infolge einer Klimaveränderung begann. Das erklärt dann auch, wieso heute noch Menschen mit einer karnivoren Diät mittelfristig besser klar kommen und größere Erfolge haben, als vergleichsweise Menschen auf einer veganen Diät oder auch eine Diät, die eher zur überwiegenden Frugivorie neigt.

Nach meiner jetzigen Erkenntnis und auch aufgrund meines Wissens über die Evolution (Freund von mir ist Evolutionsbiologe) gibt es sowas wie "unvollständige" Anpassung nicht. Jede Generation ist in der Natur immer gesund und fit und nur die fittesten und somit angepasstesten Individuen sind dann auch die, die ihre Gene weitergeben.

Ob es in den letzten 2 Millionen Jahren wieder ein Mehr an Früchten in der Ernährung gab, muss abgewartet werden und ist Teil der nächsten Betrachtungen.

Alle Arten, die wir hier bisher betrachtet haben, waren NICHT an einen ausgesprochene Früchtekosnum ähnlich der Schimpansen und Bonobos angepasst. Eine Anpassungerscheinung ist eben die Dicke des Zahnschmelzes und der zeigte bei jeder hier untersuchten Art, dass die Ernährung weitaus abwechslungsreicher und mehr omnivor war, als es bei den Schimpansen und Bonobos der Fall ist. Die sind an eine eher früchtebetonte Ernährung angepasst und haben deshalb einen dünneren Zahnschmelz, weil die Nahrung an sich weicher ist.

Die vorliegenden Daten zeigen eben, dass wir seit mind. 7 Mio. Jahren nicht mehr im tropischen Regenwald leben und seitdem auch immer omnivor waren mit offensichtlich eher mäßigen und saisonalen Fruchtkosum.

Während also unsere Vorfahren nie wieder diese hohen Fruchtkonsum hatten (und wenn, dann eher Beeren), den vergleichsweise Schimpansen und Bonobos haben, erhöhte sich anscheinend ab -2 Mio. Jahren der Fleischkosnum, der bei Jägern und Sammlern in Afrika bis heute vergleichsweise hoch ist.

Fisch war vielleicht auch schon lange auf dem Speiseplan, da oft Uferbereiche von Seen und Flüßen besiedelt wurden. Insekten gehören aller wahrscheinlichkeit auch zur Ur-Nahrung der Menschen.

So, weiter dann im Teil 4, der sich mit der eigentlichen Gattung "Homo" beschäftigen wird.

Am Ende wird eben die Frage stehen, was jeder Mensche essen sollte und wie die "perfekte" Diät aussehen muss. Wahrscheinlich gibt es die aber nicht und jeder muss immer wieder für sich selber herausfinden, was für ihn passt. Dazu braucht es eben auch etwas Experimentierfreude und den Mut, bisher Gegebenes in Frage zu stellen.

Es soll eben am Ende irgendwo eine gewisse Klarheit stehen, keine Ideologie.

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