Zwetschgen

10.10.2018 18:46

Soviel zum Thema Überfluß: www.swr.de/swraktuell/rheinland-pfalz/mainz/Mainzer-Zwetschgen-zu-klein,obst-bleibt-liegen-100.html

Riesige blaue Teppiche liegen teilweise unter den Bäumen der Obstplantagen in der Region. Es sind Zwetschgen, die keiner will. Sie sind zu klein, die Obstbauern finden keine Abnehmer.

Die Menschen sind schon etwas verwöhnt. Sowie etwas ein bisschen ausserhalb der Norm ist, angesichts des Wetters ja nichts ungewöhnliches, wills keiner mehr. Und dann vergammelt es eben.

Die vergangenen Monate seien viel zu trocken gewesen, erklärt Björn Hochhaus: „Wir hatten ausgangs eine sehr gute Blüte mit enorm vielen Zwetschgen an den Bäumen, die aber durch den fehlenden Niederschlag zu klein geblieben sind."

Mindestens 30 Millimeter Durchmesser fordert der Handel bei Zwetschgen - in diesem Jahr sind viele kleiner. Diese Zwetschgen müssten am Baum hängen bleiben, es gebe keine Abnehmer, so Hochhaus.

Deswegen haben wir hier unsere Bäume immer wieder gewässert.

2016 hatten wir ja schonmal so ein trockenes Jahr und nichts bewässert und am Ende waren die Äpfel auch alle klein, saftlos und manche sogar schrumpelig. Deswegen habe ich dieses Jahr gut was an die Bäume gekippt und siehe da, die Ernte war recht gut.

„Der Konsument möchte dicke Zwetschgen haben."

Ich wäre ja mal ganz froh gewesen, wenn es vor allem reife Pflaumen im Handel gegeben hätte, als ich mit Rohkost anfing. Die sind ja zumeist alle vollkommen unreif und schmecken dementsprechend. Gerade Zwetschgen kriegen ja erst im letzten Stadium kurz vor dem Umkippen ihr volles Aroma und können dann an Pflaumenmus mit Zimt und ähnliche Geschmacksbilder erinnern.

Mehr als 20 Prozent seiner Zwetschgen-Ernte konnte der Finther Bauer nicht verkaufen. Das Obst zum Selbstpflücken frei zu geben, darin sieht Hochhaus aber auch keinen Sinn. Das stoße in der Regel auf wenig Interesse.

Die Menschen sind mittlerweile voll und ganz aufs Shoppen programmiert. Nur so gibt es noch den Endorphinkick. Selber sammeln und selber pflücken macht Arbeit und man muss auch noch was bezahlen. Also da hat heute keiner mehr Lust (und Zeit) zu.

Deswegen wird das ja nicht gemacht. Ich sehe das ja auch an den Obstbäumen hier in der Umgebung. Die Kirschbäume vor Köthen hingen brechend voll. Man konnte die sogar mit der Hand erreichen, ohne eine Leiter oder ähnliches benutzen zu müssen. Aber selbst das ist schon zu viel. Ich habe da wirklich fast am Ende der Saison nur vollkommen jungfräuliche Bäume entdeckt, wo nicht eine Kirsche fehlte.

Will keiner, braucht keiner, pflückt keiner.

Also kommen sie dann irgendwann weg und nichts gleichwertiges wird mehr nachgepflanzt.

Dito zu den Apfelbäumen. Die hingen dieses Jahr auch voll.

Hat auch keinen interessiert.

Will keiner, braucht keiner, pflückt keiner.

Nur ganz selten mal sieht man ein paar Rentner, wie die, die uns die Nüsse klauen wollten. Aber das ist schon eine ganz große Ausnahmen.

Es ist eben einfacher, sich die Tüte Äppel oder Kirschen beim ALDI zu kaufen, statt da nun extra noch irgendwo hinzufahren und dort eben nur ein Produkt zu pflücken, statt gleich alles beisammen zu haben. Hinzukommt, dass eben kaum noch wer Trockenpflaumen macht oder wer will Pflaumenmus (geht bestimmt auch roh). Die Menschen kaufen ja zumeist nur das, was sie den Tag oder die Woche brauchen.

Tja... und dann vergammelt das eben.

Schlimm ist ja auch, dass viele Kinder da nichts mehr essen.

Man muss sich auch mal vorstellen, wie verängstigt die Menschen heute sind, wenn sie in die Natur rausgehen. Da werden keine Pilze mehr gesammelt, keine Beeren, Fallobst bleibt liegen. Man hat ja den Menschen wirklich auch viel Angst eingeflößt. Fuchsbandwurm!! Bakterien!!! Parasiten!!!!

Erinnert mich daran:

Der erste Märchenerzähler erzählt z.B. Geschichten, die von Aggressionen, Kriegen, Verbrechen, „Jeder gegen Jeden“ handeln, von Unfairness, Härte, Ellenbogeneinsatz usw. Dadurch werden entsprechende Werte und Verhaltensmuster als „normal“ hingestellt und regen zur Nachahmung an. (Ungünstige MEME werden verbreitet.)

Der erzählt auch Märchen von Menschen, die durch Viren, Bakterien und Parasiten drauf gegangen sind und macht den Menschen Angst vor der Natur. Und der erzählt auch Märchen, dass alles sauber und klinisch rein sein muss.

Er sagt gewissermaßen: „So müßt Ihr leben, wenn Ihr glücklich werden wollt.“ Und das ist unwahr, stellt eine Manipulation, eine Gehirnwäsche dar.

Genau. Und deswegen gehen die Menschen im Zweifel eben nicht mehr raus und sammeln. Sondern kaufen die gespritze Ware aus dem Supermarkt UND die ganzen Haushaltschemikalien, die dann auch noch den Nachwuchs verdummen lassen. Wir hatten das Thema ja schon mehrfach im Blog.

Björn Hochhaus sagt, er bewirtschafte seinen Betrieb mittlerweile mit einem enormen Risiko. Ein weiteres Problem sei, dass die Kosten für Ernte und Produktion durch den Mindestlohn immer weiter steigen würden. Gleichzeitig wollten die Kunden aber nicht mehr Geld für das Obst zahlen.

Weil es für sie a.) im Vergleich keinen Wert hat und b.) sie sich an die niedrigen Preise gewöhnt haben.

Es ist ja nun mal so, dass Früchte im Grunde heute nur so Beikost sind, die man mal ab und an ißt und zumeist auch noch unreif. Die Hauptnahrung ist Brot und allerlei abgepackte Kunstprodukte, wo man eigentlich nicht mehr erkennen kann, was das eigentlich mal war.

Obst ist heute eher Beilage. Der pro Kopf Verbrauch liegt laut dieser Quelle in Deutschland bei ~65kg im Jahr.

Das sind knapp 1,25kg pro Woche.

Im Vergleich: der Verbrauch an Schokoladenprodukten (gleiche Quelle) liegt pro Kopf bei ~9kg im Jahr, bei Marmeladen und Konfitüren bei 2,5kg, bei Limonaden bei ~26 Litern, bei Nuss/ Nougatcremes bei ~2kg und bei Süßwaren bei unglaubliche 27,3kg pro Kopf und Jahr.

Rechnet man das mal zusammen, dann sind das ~67kg an Süßkram pro Person und Jahr. Ein Liter Limonade sind ja auch ein Kilo Zuckerwasser, wenn man so will. 

Dazu kommen dann noch gesüßte Sachen wir Ketschup, Cola, Cornflakes, Kuchen usw...

Also vor dem Hintergrund ist es schon verständlich, wieso alle so krank aussehen (bis auf ganz wenige Ausnahmen) und wieso man Früchte nicht mehr wirklich wertschätzt.

Man muss nur mal schauen, was so an regionalen Früchten verzehrt wird pro Kopf und Jahr:

Aprikosen 0,8kg (das mache ich im vorbeigehen).

Kirschen 2,1kg (ist bei mir ein guter Nachmittag im Kirschbaum! lol).

Erdbeeren 3,6kg (na ja, das mache ich in einer Woche vielleicht).

Früchte haben für die Menschen schlichtweg als Ernährungsgrundlage oder Sommerkost oder wie man es auch nennen mag, keinen wirklichen Wert. Sonst würden sie nicht nur im Schnitt 1,2kg pro Woche essen, sondern entsprechend mehr. Tun sie aber nicht, weil sie eben mit den ganzen Zuckerprodukten und den Backwaren schon überlastet sind.

Also ich schreibe ja oft, dass man als Rohköstler nicht zuviele Früchte essen soll, weil das auch wieder Probleme macht. Aber für die Allgemeinheit wäre es sicherlich ein Schritt in die richtige Richtung, den Konsum an gesundem Obst mindestens mal zu verdoppeln, besser verdreifachen. Das sind dann pro Tag auch nur knapp 500 Gramm. Derzeit sind es ja nicht mal 200 Gramm pro Tag!!! Und dafür mal den ganzen Süßkram wegzulassen.

Und wie gesagt, wenn man sich einmal an so tiefe Preise gewöhnt hat...

Es wäre schon Unterstützung genug, wenn der Konsument endlich bereit wäre, für die gute, deutsche und regionale Ware ordentlich Geld zu bezahlen, dass die Landwirte ihre Kosten decken und ihre Familien ernähren können," so der Finther Bauer.

Geiz ist geil und schließlich will man ja auch die ganzen anderen schönen Sachen der Marktwirtschaft haben. Fussballtshirts für 100€ das Stück, die dann auch noch jedes Jahr anders designt werden, immer die richtigen modischen Klamotten, großes Auto, Flachbildfernseher, Urlaubsreisen de luxe, teures Smartphone ... da wird bei vielen am Essen gespart!

Das Essen entscheident für die Gesundheit ist, na ja, das ist bis heute nicht richtig im Bewusstsein angekommen. Also es wird zwar viel drüber geredet, es gibt viele Sendungen, überall Artikel in Zeitschriften usw usw... aber so richtig ist es nicht angekommen. Da reicht ein Blick in die Einkaufskörbe und die Gesichter der Menschen.

Und dann vergammeln da eben die Pflaumen, statt dass sich die Leute freuen, dass sie was sammeln können und deswegen klagen die Landwirte, viele geben ja auch auf und die Restlichen kommen immer mehr unter Rationalisierungs- und Vergrößerungsdruck.

Gesunde Sachen haben heutzutage im Massenbewusstsein einfach keinen Wert. Bei einzelnen Menschen ja, aber in der Masse stehen andere Produkte (Auto, Smartphones usw.) sehr viel höher im Kurs.

Dass der Konsum von Kohlenhydraten aus Quellen wie Limonaden und Backwaren am Ende auch zu massiven Überlastungen führen und deswegen Obst nicht mehr richtig schmeckt, ist ja selbst in der Wissenschaft bisher nicht bekannt.

Und von der ganzen Suchtproblematik wollen wir nicht schon wieder reden.

Wir leben auf vielen Ebenen ein süchtiges, gieriges, ausbeuterisches und narzisstisches, also zusammengefasst falsches Leben.

Und jeder spürt das auch, gerade und besonders im Bereich Ernährung. 

Die Heilung kann nur ein Zulassen von mehr Natürlichkeit auf allen Ebenen sein.

Derzeit gehts ja erstmal genau in die andere Richtung.

 

—————

Zurück