Anmerkungen zum gestrigen Artikel

25.11.2016 19:48

Ich habe ja gestern einen Artikel von KenFM hier zitiert, der mir heute gar nicht aus dem Kopf ging und meine "Lage", oder mein Erlebtes sehr gut beschrieben hat. Ich habe studiert, war dort Zweitbester des Jahrganges, habe dann einen Job gesucht. Erster Punkt: Hartz4, da musste ich rein, weil ich ja zwischen Studium und Job von etwas leben musste. Dort wurde ich in der Leistungsabteilung behandelt wie der letzte Assi. Wir, ich und mein Kumpel, der mit mir studierte, haben mal einen Fehler gemacht bei irgendeiner beschissenen Angabe, da kam gleich ein böser Brief. "Sie haben widerrechtlich..." und dann gings aber ab. Und man bekommt sofort vermittelt: "Selber Schuld!".

Angelika Fischer hat mir damals eine Seite der BOKU Wien gezeigt, wo auch Jobs angeboten wurden, dort fand ich dann etwas und bin nach Österreich gezogen. Genau das, was gestern im Artikel beschrieben wurde. Von verlässt alles Vertraute und geht wegen der Arbeit in die Fremde. Dort war ich dann 5,5 Jahre. Und dort war es schon auch ein Hamsterrad. Zumal wenn man auch Leistungsträger ist und Verantwortung übernehmen will und kann. Nach 5,5 Jahren war ich dann auch wirklich fertig. Aber man kann da der Firma gar keine Vorwürfe machen, die ist ja auch in der Tretmühle und muss immer zusehen, dass genug zu tun ist und dass alle bezahlt werden können. Meinen damaligen Chef habe ich auch als sehr sozial und bemüht erlebt, immer auch alle zu behalten, auch wenn es mal knapp war, das war schon vorbildlich, aber man ist ja dennoch in der Gesamtsituation verstrickt. Und der Job ist ja extrem vielschichtig und auch spannungsgeladen und sehr konflikträchtig. Das hat ja viele ausgezehrt. Und ich habe damals auch oft gedacht: am Besten wäre es, man wäre ein Roboter, dann würde vieles leichter gehen.

Ich erinnere mich oft an Emails, die mir Kollegen-Planer noch um 22.xx Uhr geschickt haben, oder wie fertig manche ausgesehen haben. Wie soll das gut gehen am Ende?

Klar, einige waren knallhart und haben gesagt, ich gehe um vier. Aber die Arbeit, die liegen blieb, musste dann jemand anderes machen, weil Neueinstellungen waren zu teuer und wenn sie nicht erledigt wird, nun, dann geht die Firma den Bach runter. Und ich sage ja immer: Einer muss sich krummmachen und die Schippe in die Hand nehmen, sonst wirds nichts.

Aber bei der Arbeitsbelastung ging natürlich auch alles Private irgendwie über Bord. Ich war meist am Wochenende froh NICHTS machen zu können. Jeglicher Termin hat den Erholungswert massiv geschmälert, so dass ich irgednwann auch NICHTS mehr gemacht habe, außer Sport oder etwas, wozu ich spontan Lust hatte. Nur, so kannste ja keine Beziehung führen. Aber unter Woche war es oft so stressig, dass ich das freie Wochenende einfach gebraucht habe.

Es war im Grunde die totale Selbstausbeutung. Ich hatte Kollegen von den technischen Bauaufsichten, die konnten nicht mehr schlafen. Sind um vier aufgestanden und ins Büro marschiert. Das war nicht mehr gesund alles. Und bei vielen gabs dann wirklich auch "Hass" auf die "Faulenzer". Dass die vielleicht einfach auch Pech hatten und arbeiten wollen, dass sieht man dann garnicht mehr. Alsodas betrifft ni cht nurdie Niedriglöhner, sondern auch die in den mittleren Schichten, wo es von unten und oben drückt.

Und aussteigen? Ok, habe ich ja jetzt mal gemacht, aber auch da hat der Artikel Recht, geht nur mit finanziellem Background (ich hatte ja jeden Cent gespart).

Und so sitzt man wirklich irgendwie in der Zwickmühle. Entweder wieder zurück ins Hamsterrad, oder andersweitig Kohle ranschaffen.

Deswegen fand ich den Artikel auch so überaus treffend und die Situation gut beschreibend.

Na schauen wir mal. Ich finde es zumindest sehr gut, dass zunehmend mehr Menschen sensibilisiert werden. Und wie immer wird sich eine sehr gute Lösung finden. Sowohl für mich persönlich als auch gesamtgesellschaftlich. Und da freue ich mich auch drauf.

:-)

Wie gesagt, es geht um Heilung!

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