Destruktive Natur

01.06.2018 12:23

Gerade bei Wetteronline gefunden: www.wetteronline.de/wetterticker?postId=post_201806015475614

Also wie gesagt, Unwetter gab es auch früher, aber anscheinend werden sie häufiger und destruktiver.

Seit 17 Jahren gibt es in Deutschland ein dichtes Netz von 1000 Wetterstationen und die entsprechenden, aufsummierten Radardaten. Für diesen Zeitraum können wir die Frage also beantworten. Die Auswertung bestätigt den Eindruck: Ja, es ist tatsächlich so. Seit 2000/2001 gibt es eine signifikante Zunahme von Starkregen in Deutschland.

www.welt.de/vermischtes/article176806147/Starkregen-und-Gewitter-sind-heute-heftiger-als-frueher-DWD-Meteorologe.html

Und an anderen Stellen bleibt es trocken.

Das Gefühl, dass das Wetter regelrecht erstarrt, hat anscheinend folgenden Hintergrund:

Ein Beispiel ist der Zusammenhang zwischen schmelzendem arktischen Eis und Hitzewellen in Europa, wie eine Studie des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung 2015 ergab. Besonders betroffen von der Klimaerwärmung ist die Arktis. Dort schrumpft wegen der weltweiten Erwärmung derzeit das arktische Meereis wesentlich schneller als durchschnittlich.  Die eisfreie dunkle Meeresoberfläche strahlt aber weniger Sonnenlicht ins All zurück als es das weiße Eis tun würde. Die Folge: Wasser und Luft erwärmen sich. Dadurch verringert sich der Temperatur-Unterschied zwischen der kalten Polarregion und dem wärmeren Rest der Nordhalbkugel. Der Temperatur-Unterschied treibt wiederum Luftströme in mehreren Kilometern Höhe an, die Jetstreams.

"Die Hitze-Extreme nehmen nicht einfach nur deshalb zu, weil wir den Planeten erwärmen, sondern weil der Klimawandel zusätzlich Luftströme stört, die wichtig sind für die Entstehung unseres Wetters. Die verringerten täglichen Schwankungen, die wir beobachten, führen zu länger anhaltenden Wetterlagen. Und diese lassen Extreme entstehen, die sich über Wochen erstrecken."

Dim Coumou, Potsdam Institut für Klimafolgenforschung

www.br.de/themen/wissen/wetter-extremwetter-klimawandel-100.html

Lernt der Mensch draus?

Der Ausstoß an Treibhausgasen muss verringert werden, um den Klimawandel aufzuhalten. Doch statt weniger blasen wir immer mehr Kohlendioxid in die Atmosphäre. Wieder ist ein neuer CO2-Höchststand erreicht.

Allen wissenschaftlichen Warnungen und politischen Willenserklärungen zum Trotz setzt sich der Anstieg der Konzentration an Treibhausgasen in unserer Atmosphäre ungebremst fort. Zum ersten Mal ist der Anteil an Kohlendioxid im September 2016 nicht unter 400 ppm (parts per million: Teilchen pro eine Million Teilchen) gesunken. Das haben Forscher am Mauna Loa Observatorium und des Global Greenhouse Gas Reference Networks gemessen.

www.br.de/klimawandel/co2-emissionen-steigende-kohlendioxid-100.html

Na ja, Ökologie und Ökonomie passen eben nicht zusammen. Alles Wirtschaftswachstum und aller Wohlstand basiert auf der Verbrennung von Kohle, Öl und Gas. Das ist eine ganz einfache Wahrheit. Und da man keinen Hauch einer anderen Idee hat, wie man es anders machen könnte, wird eben so weitergemacht.

Interessant ist folgendes:

Während in Spanien die Emissionen aufgrund der Wirtschaftskrise schrumpften, stieg in Deutschland der CO2-Austoß.

Muss man sich klarmachen: entweder Wohlstand, schickes Auto, großes Haus, Energieverbrauch, Arbeitsplätze in der Industrie, Bauboom, Aufschwund, Einkommen... oder intaktes Klima.

Sowie die Wirtschaft schrumpft, gibt es Arbeitslosigkeit, Armut, Pleiten, eine abwärtsführende Spirale. Siehe Griechenland. Aber auch weniger CO2 Ausstoß. Geht es allen gut, sprich gibt es Wirtschaftswachstum, leidet das Klima.

Ergo: Ökonomie und Ökologie passen derzeit einfach nicht zusammen. Entweder oder, statt sowohl als auch.

Im Grunde müsste man die Weltbevölkerung auf einer erträglichen Stufe stabilisieren, Bildung etablieren, dann auf eine gartenkulturbasierte Ernährung umstellen, Fruchtwälder anlegen, Nusswälder dito. Das sind solche gigantischen Aufgaben. Der Landwirt Paul Kaiser, den ich hier im Blog schon öfters erwähnt hatte, hat ja mal in Gambia gelebt und dort mit Wissen und Tatkraft mehr Ertrag gehabt bei gleichzeitig viel geringerem Wasserverbrauch als die Einheimischen. Solche Projekte müsste man flächendeckend nach vorne bringen.

Viele Probleme sind ja auch hausgemacht. Wüstenbildung zum Beispiel. Das hat auch viel mit nicht angepasste Viehherden zutun, mit dem Abholzen von Wäldern usw usw... so hat man es Jahrtausende gemacht, aber nun funktioniert es eben durch die Zunahme der Rinderherden nicht mehr.

Nun kann man eben nicht einfach hingehen und den Leuten das vorschreiben. Hier braucht es ganz sensible Rangehensweisen. Man muss Rückschläge verkraften können und dennoch bereit sein, weiter zu machen. Ich habe das ja hier erlebt, wie lange es dauert, bis sich altes Denken ändert. Aber wenn Erfolge da sind, dann überzeugt das auch.

Statt dessen geben wir weltweit Billiarden für Rüstung aus.

Na ja, es hat eben immer alles mit dem Bewusstsein zu tun. Und das ist eben noch nicht so weit.

Ich halte sogar die ganzen Ökoprojekte, die es so gibt, für Alibimaßnahmen. Es wird ja schon Geld ausgegeben, um bestimmte Sachen zu schützen und erhalten oder gar wiederherzustellen. Aber das sind aus meiner Sicht eher Spielereien. An die wirklichen Ursachen traut man sich nicht ran. Eben weil man kein Konzept hat, was man statt Kapitalismus zu betreiben, tun könnte. Das weiß man nicht. Und wie man da hinkommt, weiß man schonmal garnicht.

Wie muss man ein System umstellen, sodass es nachhaltig wird und für alle gedeihlich?

Ich glaube fast, weil die Politik vor dieser Aufgabe erlahmt und entmutigt zurückschreckt, bleiben sie bei dem, was sie haben. Weiter so! Und die Bevölkerung wird zwar unruhig, kann aber mit Konsum noch beruhigt werden. Wetterkapriolen? Supermärkte sind voll und das aufkommende ungute Gefühl kann man sehr gut mit Konsum unterdrücken und für die, die keine Kohle haben, gibt es immernoch Glotze, Computerspiele und Pornos.

Und so macht man eben, aus Mut und Hoffnungslosigkeit weiter, statt Neues anzupacken.

Genau das fordert der Maaz ja so händeringend: eine breite Diskussion darüber, wie wir anders weiterleben können, denn wenn wir so weiter machen, kann es nur schlimmer werden.

Wo man hinschaut, es wird im Grunde überall genau das Gegenteil von dem getan, was wir machen müssten.

Statt ein neues, nachhalitges Geldsystem zu etablieren, pumpen wir Billionenn in den Erhalt des aktuellen.

Statt die Dörfer und damit die kleinen Gemeinschaften zu stärken, wachsen die Städte wie Metastasen in die Landschaft.

Statt den Kindern ihre Kreativität zu lassen, rauben wir sie und sperren sie in Schulen, wo sie genormt werden.

Statt das die Bevölkerung schrumpft, wird sie künstlich über Migration aufgeblasen, nur um weiter Wachstum zu generieren.

Statt das die Menschen wieder lernen, naturgemäß zu gärtnern, werden sie in Büros gestopft, wo sie sinnlose Arbeiten machen müssen, um zu überleben.

Satt das wir den Stromverbrauch reduzieren, brauchen wir auch bei den erneuerbaren Energien Wachstumsmärkte.

Wo man hinschaut...

Ich tröste mich mit Laotse:

In des Übels Übertreibung, liegt des Übels Heilung!

So, Wetter ist wieder schön.

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