Ein paar Gedanken zu Memen.

14.02.2024 16:31

Ich hatte gestern schon angefangen, einen kleinen Beitrag zu schreiben, aber irgendwie hat sich der Computer aufgehangen. Was sehr sehr selten passiert.

Aber gut... es gibt gerade eh nicht viel zu sagen, oder zu schreiben.

Mir ist nur aufgefallen, dass die Menschen immer mehr daran arbeiten, aus Angst und weil sie zuviel Fernsehen schauen, bzw. sich gegenseitig auch bestärken, dass alle immer unzufriedener werden.

Was verständlich ist.

Wir leben im Kapitalismus. Im Kapitalismus geht es um die Akkumulation des Kapitals. Dazu braucht es Wirtschaftswachstum.

Und alles Wirtschaftswachstum hängt am Kaufakt. Irgendwer kauft irgendetwas.

Das ist der Motor dieses Systems. Und da alle daran hängen, ist auch jeder irgendwie daran interessiert, dass dieses System auch weiterläuft.

Folgendes muss man verstehen, um es zu verstehen:

www.rohkostwiki.de/wiki/Die_Memik

Genauso war die Menschheit zwar klug genug, das Dealen zu erfinden, aber bei weitem nicht klug genug, um zu erahnen, was nach den „blendenden“ Anfangserfolgen und Anfangsvorteilen so alles auf sie zukommen würde.

Es kam zu folgender, sich milliardenfach wiederholenden Grundkonstellation:

Zwei Groß-Wirte für „Fressen und Saufen“ konkurrieren um die beste Marktposition. Wer wird sie besetzen,- wer wird aussterben, selektiert werden, seinen Laden zumachen müssen, und wer wird weiterleben? (Variation und Selektion, die Grundmotoren der Evolution!)

Beide stellen sich einen altmodischen Fernseher hin, einen Märchen- und Sagenerzähler oder Mythenerzähler in Menschengestalt. (Heute arbeiten die Nahrungsmittelkonzerne jeweils mit bestimmten Fernsehsendern zusammen, die den Bürgern Märchen erzählen.)

Der erste Märchenerzähler erzählt z.B. Geschichten, die von Aggressionen, Kriegen, Verbrechen, „Jeder gegen Jeden“ handeln, von Unfairness, Härte, Ellenbogeneinsatz usw. Dadurch werden entsprechende Werte und Verhaltensmuster als „normal“ hingestellt und regen zur Nachahmung an. (Ungünstige MEME werden verbreitet.)

Er sagt gewissermaßen: „So müßt Ihr leben, wenn Ihr glücklich werden wollt.“ Und das ist unwahr, stellt eine Manipulation, eine Gehirnwäsche dar.

Der zweite Mythenerzähler erzählt z.B. Geschichten, die handeln von Dingen wie:

Mobbingfreie Fairness, von Tratsch und Klatsch freie Kooperation, Geben und Nehmen, Sich-Vertragen durch klare Verträge und deren Einhaltung, echte Gerechtigkeit durch „Brings vor die Gemeinde“, echte Demokratie, entspanntes, friedfertiges, liebevolles Miteinander, Wiederentdeckung ungeahnter Endorphinausschüttungs-Möglichkeiten durch gemeinschaftliches Singen, Musizieren, Tanzen, gemeinschaftliche Sportevents, Reziproker Altruismus (Gegenseitige Hilfe), Mutualismus (Wechselseitigkeit), Tit for Tat (Wie Du mir, so ich Dir), I´ll scratch your back, you´ll scratch my back, Diskussion der Körperfeindlichkeit, Diskussion stoffwechselgerechter = evolutionärer Gewordenheit gerechtwerdender Ur-Ernährung usw. ( = Günstige MEME!)

Er sagt gewissermaßen: „So müßt Ihr leben, wenn Ihr maximal glücklich und gesund leben wollt!“ Und das sind Wahrheiten, keine Manipulation und keine Gehirnwäsche! Eben günstige MEME.

Welches von den beiden Teams aus Nahrungsmittel-Wirt und Märchenerzähler wird selektiert, verschwindet von der Welt? Und welches beherrscht den Markt und damit die gesamte öffentliche Meinung und Werteentwicklung?

Beim zweiten Geschichtenerzähler mit seinen realistischen Memen entsteht ein Klima, in dem die Menschen sehr viel Spaß miteinander haben, auf natürliche Weise viele Endorphin-Ausschüttungen erleben. In Ihnen ist kein großer Endorphin-Mangel-Druck vorhanden, der sie Fressen und Saufen als Ersatzbefriedigungs-Versuche heranziehen läßt. Oft haben sie rund ums Wirtshaus so viel schöne Dinge mit Menschen zu tun, daß sie gar keine Zeit für Fressen und Saufen und andere (Konsum-) Süchte haben.

Alle wirklich wichtigen Dinge sind im Grunde umsonst. Was macht denn wirklich zufrieden und erfüllt? Gutes Essen, gute Beziehungen, magische Momente im Leben (Natur, Sonnenaufgänge, Musik), andere Menschen, mit denen man gut kommunizieren kann und wo man so sein kann, wie man ist.

Meine schönsten Kindheitserinnerungen sind banal einfach: Ich sitze auf der Treppe vor dem Haus, mein Opa sitzt auf der Gartenbank, darüber ein gelbes Wellplastikdach und wir erzählen uns was.

Wir reden miteinander.

Und das erfüllte. Also kauft man weniger.

Deswegen hat das System das Bestreben, diese Kommunikation zu sabotieren. Damit alle immer mehr vereinsamen. Der Opa geht dann in die Kneipe und kauft Bier und der Enkel kauft irgendetwas anderes.

Und der Mensch wird eben zum Träger dieser Meme, die dazu führen, dass sich die Kaufakte steigern.

DAS ist das eigentlich zerstörerische an diesem System. Nicht mal Naturzerstörung oder Klimawandel, wenns das denn gibt, sondern die Zerstörung der normalen zwischenmenschlichen Beziehungen, sodass die Menschen mehr kaufen.

Einfachstes Beispiel: Als Kinder sind wir früh in den Bus gestiegen und haben uns über die Vorabendserie unterhalten. Das wurde alles wild ausgeschmückt, mit Witzen garniert und am Ende wurde herzlich gelacht.

Und zwar gemeinsam.

Heute glotzt jeder auf sein Smartphone.

Die Gesichte, die uns erzählt wird dazu: So ein Ding braucht man. Für die Schule. Wenn mal was passiert. Wenn die Kinderfänger unterwegs sind. Das sind die Storys, die erzählt werden.

Das ist der Antrieb, der dahintersteht, wieso immer Jüngere so ein Ding haben und dann eben auch anfangen, Inhalte, die man damit erreichen kann, zu konsumieren. Computerspiele, Videos, Werbung usw usw..

Hinter dem Kauf steht der Märchenerzähler, der die Gesichte von der Notwendigkeit verbreitet.

Und irgendwann wird jeder zu diesem Märchenonkel, der diese Story weiterträgt. Sowas braucht man heute in der Schule. Das ist eben heute so. Man muss ja mit der Zeit gehen. Wenn mal was passiert.

Diese Storys werden geglaubt, die dinger werden gekauft, die zwischenmenschliche Kommunikation gestört, der natürliche Dopaminausstoß verhindert, man sucht also woanders und endet beim Konsum, den es für das Wirtschaftswachstum braucht. Und das Wachstum braucht es, weil die Guthaben exponentiell wachsen, gleichzeitig aber auch die Schulden spiegelbildlich im System.

Deswegen ist es ja so wichtig, selbstreflektiert zu leben, um nicht zum Träger diese ganzen Meme zu werden, die das natürliche Zusammenleben immer mehr sabotieren.

Kein Smartphone hätte je diese Momente mit meinem Opa ersetzen können. Und mit dem Ding wären sie nie so erfüllend gewesen.

Wenn der Opa da draufglotzt oder ich als Enkel, stört das die Kommunikation.

Glaubensssätze, das ist es, was verbreitet wird. Reine Glaubenssätze. Soetwas braucht man heute!

Na klar, weil du daran glaubst, aber realistisch betrachtet gibt es noch immer Millionen, die ohne das Ding gut leben.

Und das Smartphone ist nur ein Beispiel.

Es gibt zu jedem Produkt eine entsprechende Story, die man glaubt. Man ist nur Träger diese entsprechenden Meme.

Mit dieser Hose bin ich cool. Mit diesen SChuhen kann ich besser laufen. Mit dem Auto hebe ich meinen Status usw usw... zu jedem Produkt, mag es noch so banal sein, gibt es eine Story, die ich glaube. "Das ist nützlich", "Das Ding ist hilfreich". Mag sein, aber vorher ging es auch ohne.

Das System, im Grunde jedes System, bestimmt das Denken, die Wahrnehmung.

Und wenn das System wirtschaftliches Wachstum benötigt, um zu überleben, dann werden sich mit der Zeit eben all die Meme ansammeln, die dieses Wachstum auf jeder Ebene befördern.

Und da glückliche und erfüllte Menschen nicht kaufen, oder nicht so viel, muss es zwingend logisch zur Akkumulation von Angstmemen kommen, von Einsamkeitsmemen, von Memen, die normales Miteinander immer mehr beeinträchtigen und stören, um immer neues Wachstum zu generieren.

Und wenn es nur Schokolade als Trost ist am Ende.

Deswegen trauern viele, meine Mutter zum Beispiel, der doch recht armen DDR hinterher... aber nicht dem System an sich, sondern der Zeit, wo die Menschen zwar ärmlich lebten, aber viel gemeinsam machten. Große Feten, Betriebsausflüge, Geburtstage, Vergnügen, Tanz, Heimatfeste und gemeinsam Weihnachten.

Heute sitzt die Enkelin mit dem Smartphon in der der Stube und ist nur noch körperlich anwesend.

Corona war da ja nochmal ein richtiger Push, als man Homeoffice einführte, Menschen vom Schlittenfahren abhielt, Spielplätze sperrte und sogar mit Rollsplit vollkippte.

Die Geschichte dahinter war: Sonst steckt ihr euch an. Das war ein reiner Glaubenssatz, der nichts mit der Realität zu tun hatte. Denn anstecken konnte ich mich auch sonst wo. Als ob das Virus (Henryk wird wieder schimpfen: Es gibt keine Viren! lol) an so einem roten Flatterband halt machte.

Aber zur Verdeutlichung ist es geeignet: Storys, Glaubenssätze, Meme, die alle dazu dienen, den Einsamkeitskonsum zu erhöhen.

Wer mehr wissen will zum Thema:

www.spektrum.de/magazin/die-macht-der-meme/827031

de.richarddawkins.net/articles/der-ursprung-des-wortes-mem

Ich habe den Eindruck, dass immer mehr Meme kursieren, die das Zusammenleben immer mehr zerstören, zu Zank und Streit führen, schlussendlich zur Vereinsamung und somit zum millionenfach gesteigerten Kaufakt, der das System trägt.

Also entspannt euch, nehmt euch mal wieder in den Arm und macht die Glotze aus.

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