Es wird immer perverser

10.05.2015 21:23

Gestern habe ich folgenden Artikel auf NEOPRESSE gelesen. Und da fragt man sich ja immer mehr, ob das alles noch normal ist, was abgeht:

www.neopresse.com/gesellschaft/keine-marktlogik-im-gesundheitswesen-2/

Erstmals in der Menschheitsgeschichte ist der Kranke wirtschaftlich wertvoller als der Gesunde. Kein Wunder, man spricht heute auch von der florierenden Branche der ‘Gesundheitswirtschaft’ (oder soll ich sagen ‘Krankheitswirtschaft’?!). So ist für ein Krankenhaus beispielsweise ein HIV-Patient ein unheimlich lukrativer ‘Kunde’. Da fragt man sich, wer, außer den Kranken selbst, ein Interesse daran haben könnte, den Kranken aus dem ‘Krankheitsmarkt’ heraus zu bringen.

Ich habe mich das immer gefragt, wie es sein kann, dass Dienstleistungen, die der Versorgung der Bevölkerung dienen, wie eben Gesundheitsvorsorge und Medizin, öffentlicher Nah- und Fernverkehr, Internetversorgung, Wasserversorgung, Altenpflege uvm. den Gesetzten der Marktwirtschaft unterworfen werden. Da werden dann OPs durchgeführt, die nicht notwendig sind, es wird minderwertiges Material eingesetzt, es wird an der Hygiene gespart, es kommt zu Streiks, die ganze Volkswirtschaften lähmen, ganze Regionen werden entkoppelt, weil sich der Betrieb der Strecken nicht mehr lohnt, ganze Ortschaften haben nur ein vorsintflutliches Internet, wir hier zum Beispiel usw... statt mal zu fragen: Welcher Volltrottel kam auf die Idee, die Bahn zu privatisieren, und regt sich jetzt über den Arbeitskampf auf?

Es fehlt eben auch an Bildung, Verständnis und Durchblick bis hoch in die obersten Schichten der Gesellschaft. Man huldigt Priestern, die sich den Anschein der (z.b. Wirtschafts-) Wissenschaft geben, und ist nicht imstande, von den Dogmen zu lassen.

Es muss einfach bestimmte Bereiche einer Versorgung geben, die in den Händen der Gemeinschaft bleiben. Eben weil man auch ferne Ortschaften anbinden muss, die sich auf dem Papier nicht lohnen. Aber was will man da sagen? Man wird ja über die Medien so zugemüllt, dass man kaum noch einen EIGENEN Gedanken fassen kann. 

Nicht nur Gesundheit, auch die Krankheit hat sich zu einem ansteckenden Markt entwickelt. Wenn sich diese Entwicklung fortsetzt, haben wir eine kranke Gesellschaft. Eine kranke Gesellschaft bildet zwar für ein kapitalistische System das Ideal. Eine kranke Gesellschaft aber hat nicht den Menschen und sein Wohl im Mittelpunkt. Denn Krankheit ist kein Produkt wie jedes andere. Eine eingebildete Gesundheitswirtschaft ist die wahre unheilbare Krankheit unserer Gesellschaft. Die Marktlogik hat im Gesundheitswesen nichts zu suchen.

Das kann ich nur unterschreiben. Ich glaube auch kaum, dass der Antrieb, Medizin zu studieren, primär aus einem Bedürfnis nach Reichtum und Gewinnmaximierung kommt, sondern schlichtweg einem tieferen Bedürfnis entspringt. Selbiges gilt für die medizinische Forschung. Auch da sind Neugierde und Hilfsbereitschaft viel stärkere Motivationen als Gewinnmaximierung. 

Aber leider wird im kapitalistischen System eben irgendwann alles kapitalisiert. Selbst Freundschaften! Bringt mir das was? Ist dieser oder jener Freund vorteilhafter? Ah, der hat besser Verbindungen und vielleicht komme ich so an einen besser bezahlten Job... Wenn wir dann da angekommen sind, können wir den Laden zusperren! lol

Die Lösung haben schon vor Jahren die Leute von der "Anreizkorrigierten Wissenschaft" gebracht. Wie man sieht, vollkommen erfolglos! :-/

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