Esst lieber Rohmilchbutter statt Avocados!

31.10.2016 22:24

Warum? Seht ihr hier: www.zeit.de/2016/43/avocado-superfood-anbau-oekologie-trend/komplettansicht

Ein lesenswerter Artikel. Hier ein kleiner "Appetithappen":

Ja, Superfoods wie die Avocado sind besonders gut für die Gesundheit. Aber nur weil man gerne Avocado isst, wird man nicht von schlimmen Krankheiten verschont werden. Der Begriff Superfood verschweigt die Tatsache, dass es eigentlich kein Obst und kein Gemüse gibt, das keine positive Wirkung auf den menschlichen Körper hätte. Auch heimische Äpfel und, zum Beispiel, Rote Bete sind hervorragende Vitamin- und Mineralstofflieferanten.

Doch beim Essen geht es um viel mehr als um die Versorgung des Körpers mit dem, was er braucht. Die Auswahl der Nahrungsmittel diente schon immer auch der Distinktion. Im Mittelalter aß der Adel nichts, was aus der Erde kam, sondern Baumobst und Singvögel. Heute, im fortgeschrittenen Stadium der Globalisierung, geht es um Exotik, darum, zur Avantgarde zu gehören, die ihre Weltläufigkeit unter Beweis stellt, indem sie Goji-Beeren aus Tibet ("schon 50 Gramm decken den Eisenbedarf") in ihr Müsli mischt oder Muffins mit peruanischem Macapulver backt ("Sportler nutzen Maca zur Leistungssteigerung, während Kopfarbeiter die von Maca verliehene geistige Wachheit lieben").

Es bleibt die schlechte Ökobilanz dieser modernen Zutaten, auch der Avocado.

Das ist mir schon lange klar. Rein gefühlsmäßig und aus der Überlegung heraus, wie es denn ist, wenn plötzlich die halbe Welt bestimmte Produkte nachfragt. Schon lange vor dem Artikel.

Was die Avocado wirklich zu erzählen hat, ist eine nüchterne, auch etwas deprimierende Erkenntnis: Meinte man es ernst mit der umweltschonenden Küche, müsste man auf eine Frucht wie die Avocado verzichten. Selbst eine Bio-Avocado ist eine weit gereiste maßlose Trinkerin. Statt exotische Früchte zu essen, müsste man die Arme-Leute-Küche wiederentdecken. Weißkohl, Rübstiel. Man müsste sich daran gewöhnen, dass der Supermarktmitarbeiter auf die Frage nach Tomaten antwortet: "Ham wa nich, keine Saison, in zwei Monaten wieder." Wäre man vernünftig, müsste man vielleicht sogar – deutsches Trauma – zurück zur Provinzküche der fünfziger Jahre, als es in den Treppenhäusern nach Zerkochtem roch, weil die Garzeiten von dem, was im kalten Norden wächst, den Wurzeln, Steckrüben und Kohlköpfen, sich ins Unendliche dehnen. Die Avocado wäre in dieser vernünftigen Welt etwas Besonderes, ein Genuss für Festtage, wie einst der Sonntagsbraten.

Seht ihr: der nette Schreiber dieses Blogs ist schon wieder seiner Zeit voraus! Wurzeln, Rote Beete, Steckrüben (!!!), Kohlsorten... nicht zerkocht, aber schön gerieben im Salat mit Rohmilchbutter, statt Avocados oder anderer exotischen Sachen... wer plädiert dafür schon seit einiger Zeit? Richtig! Und kurios: es geht mir gut damit. Besser als mit dem exotischen Kram.

Aber nett, dass ich da jetzt vom Universum etwas bestätigt worden bin. Jetzt gehe ich mit ganz geschwollener Brust ins Bett!!! :-D

—————

Zurück