Herrliche Kälte

20.01.2017 18:52

Ich liebe den Winter. Muss ich ehrlich zugeben! Gerade wenn es kalt ist, schön sonnig, alles weiß vom Schnee, wenn die Nächte eisklar sind und man das Wintersechseck am nördlichen Sternenhimmel bewundern kann. Gerade jetzt, wo die Tage wieder länger werden, die Sonne schon etwas Kraft gewinnt, ist es wunderschön im Winter.

Wieso aber leiden so viele Rohies so im Winter?

Ich glaube, sie ernähren sich einfach nicht richtig. Wenn man nach drei Jahren Rohkost immer noch bibbert und friert im Winter, macht man wohl etwas Grundlegendes falsch.

Wenn man Tiere beobachtet, dann sieht man, wie die mit der Natur gehen, sich anpassen und auch die kalte Jahreszeit ohne Klagen überstehen. Ja, sie sind vollkommen gelassen, stehen auf dem Acker und äsen, oder als Nutztiere auf der Weide und lassen sich von der Winterzeit nicht schrecken.

Sie fressen instinktiv dass, was es gerade gibt. Aber wohl nie zu viel. Sie haben ein Winterfell und gehen mit der der Natur.

Der Mensch aber leidet.

Gerade Rohies leiden oft am Winter. Meiner Erfahrung nach wird dann oft irgendeine tropische Abstammungslehren angeführt, aber ich glaube, dass ist alles nur eine Fehlinterpretation. Im Grunde ernährt man sich nicht wirklich naturgemäß / saisonal, man wählt nicht gut aus, riecht nicht gut durch, trinkt zuviel und hat nicht die richtige Einstellung. Die Folge sind Leiden statt Genuss.

Ich genieße den Winter. Die Ruhe, das beginnende neue Jahr, den Schnee, die Kälte, den klaren Sternenhimmel und die zunehmend kräftigere Sonne. Habe ich schon als Kind gemacht. Wir haben oft bei minus 20 Grad Eishockey gespielt, dick mit Filzstiefeln, Wattejacke und Pelsmütze angezogen, haben bei normalen Frostgraden nach dem Eishockey im Wald Feuer gemacht und Würstchen gegrillt bis lange nach Einbruch der Dunkelheit, bis wir die nach einer Woche satt hatten und uns damit beworfen haben. Als Kind ist man noch mehr dran an der Natur, gerade hier auf dem Dorf. Da ist man ja extrem viel draussen, auch im Winter. Und da war der Winter immer auch eine schöne Zeit. Gerade dann im Januar und Februar, wenn es richtig kalt war. Dann haben wir dauernd Eishockey gespielt. Bei Temperaturen um die Null und Sonnenschein haben sogar manche schon nur noch im dünnen Pullover oder sogar T-Shirt gespielt.

Mir tut das oft richtig weh, wenn Rohköstler den Winter so mies finden, da wegrennen, sich irgendwo ins Warme absetzten. Dabei sollte für Menschen, die seit mind. 35.000 Jahre hier leben und die Eiszeit überstanden haben, der Winter eigentlich auch ein Genuss sein. Ist er aber nicht für viele. Und hier ist eben auch die Ernährung ausschlaggebend.

Machen wir uns mal nichts vor: fast alle "Instinctos" und die anderen Rohies nicht minder wurden im Grunde von Orkos und andere Versender von Anfang an auf die falsche Fährte gelockt. Da gab es nie die Chance, das Regionale und Natürliche zu entdecken, sondern es wurde zumeist sofort die Sehnsucht nach den Tropen geweckt. Statt Wildschwein mit dicker Fettschicht gab es Mangos. Statt Grünkohl und Steckrübe Papayas und Avocados.

Die Folge war ein Ablehnen der Heimat, nie eine wirkliche Heimatliebe. Die hatte im Grunde nie eine Chance.

Dafür für viel Geld ein ewiges Jammern übers Wetter, ein Dauerfrieren, ungestillte Sehnsüchte nach warmen Ländern.

Und wenn man sich die Tiere anschaut, die ja instinktiv roh essen, dann sieht man, dass sie auch im Winter ganz relaxed auf der Weide stehen, oder auf dem Acker, Wiesen und Wäldern äsen, dass die sich anpassen und einfach auch diese Jahreszeit ganz ohne Murren überstehen. Zumal es bei uns hier ja wirklich eher gemäßigt ist von den Extremen her. 

Wenn ich mich überwiegend regional und instinktiv ernähre, wie die Wild- und Nutztiere ja auch, dann merke ich, wie sehr mir die heimatliche Natur mit all ihren Erscheinungen, zu denen auch die Jahreszeiten gehören, zum Genuss wird. Auch der Winter und auch die Kälte. Der Körper passt sich doch da an!

Wie man eine wirkliche Heimatliebe entwickelt. Ich friere dann auch gar nicht mehr wirklich. Im Gegenteil, die Kälte wird zum Genuss. Ich habe ja auch mal ein ganzes Jahr (August 2004 -August 2005) outdoor geschlafen. Im Winter war es am Schönsten. Man muss sich eben was richtiges anziehen und fertig. Und es wird doch eh wieder Sommer!

Ich habe das ja das erste Mal im Winter 2005 / 2006 so richtig erlebt, wo ich vier Monate kein Obst gegessen hatte, ansonsten aber instinktiv roh war, wie plötzlich der Winter zum Genuss wurde, sogar mit windigen und eisigen minus 10 Grad. Damals habe ich nicht mal mein Zimmer geheizt und nur ab und ein einen kleinen elektrischen Heizer benutzt, der war bisschen wie ein Feuer, und nachts habe ich immer mit offenem Fenster geschlafen.

Es hat eben vieles auch mit der inneren Einstellung zu tun, ob ich leide oder nicht.

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