Innere Erregung

06.11.2016 11:16

Machen wir uns mal nichts vor, Rohkost kann ziemlich einsam machen, wenn man nicht auf sich aufpasst! Das geht einfach so: Ein Punkt, der die Rohkost erstmal wirklich interessant macht, ist die innere Ruhe, die sich einstellt, wenn man Produkte isst, die wirklich natürlich sind. Das kann wirklich ein Augenöffner sein. Und dann merkt man, wie übersteigerte Lidido, übersteigerte Aggressivität, übersteigerte Geltungssucht, Geiz und vieles mehr von einem abfällt. Ich verglich das im vorletzten Artikel ja mit dem rauschenden Fernseher, der plötzlich wieder normal läuft.

Und jetzt kommts: wenn man Rohkost gut macht, so dass man geistig nicht mehr um die Probleme kreist, die sich aus dem Mangel (z.B. vegan) oder der Entgiftung ergeben, merkt man, dass man auch in der Liebe richtig genährt werden möchte. Ohne störende Effekte wie Eifersucht, Bedingungen... all das, was die Liebe so "beschmutzt". In der Rohkost spürt man, dass immer wieder unterschiedliche Produkte himmlisch sind, immer wieder andere Produkte nähren und wohltuen, und andere, die gestern himmlisch waren, heute nicht mehr munden. Und jetzt kommt das Problem: es ist auch in der Liebe so! Und das ist das größte Problem von allem! Es ist nicht die süchtig machende Kochkost, die man überkommen muss, oder die sozialen Aspekte, oder was auch immer. Es ist der Punkt, dass man merkt, dass man in der Liebe nicht ebenso genährt wird. Oft nicht mal annähernd! Das ist auch der Grund für die vielen Schwierigkeiten in der instinktiven Rohkost mit Überessen und Rückfällen. Man versucht die Lücke im Herzen zu füllen.

Ich kann hier mal eine Geschichte erzählen, die ausdrückt, was ich versuche zu sagen: vor 13 Jahren war ich mal im Wamos in Berlin mit ein paar rohen Freunden. Wir kuschelten etwas. Ich war mit einem Mädchen da, dass mich mochte und die ich auch nett fand. Nichts ernstes. Sie hatte einen Freund, war aber auch offen für neue Abenteuer. Die Rohkost führt ja oft zu neuen Experimenten. Im Wamos war auch ein anderes Mädchen zu der ich mich plötzlich sehr stark hingezogen fühlte. Wir haben dann gekuschelt und dort fand ich die Energie, das was in dem Moment "nährte". Es war alles ganz harmlos. Einfach Berührungen, Massagen etc.

Nun, das Problem ist hier, dass unsere ganze Lebenswirklichkeit solche "Auswahl" garnicht zulässt oder nur ganz begrenzt. Wie geht man damit um? Und schlimmer noch: was ist, wenn ein Partner auf Rohkost umstellt, die Sinne feiner werden, und man plötzlich den anderen nicht mehr riechen mag? Wenn man durch die lebendige Rohkost wieder jünger wird (wird man ja wirklich irgendwie!) und dann hat man einen Partner, der energetisch garnicht mehr passt?

Rohkost kann in dieser Hinsicht sehr chaotisch wirken.

Und ich meine ernsthaft, dass für normale Partnerschaften Kochkost sehr viel besser geeignet ist. Da hat man zumindest mehr innere Erregung, vieles wird auch gedämpft und man kann bestimmte Bedürfnisse einfach auch zudröhnen mit gewissen Stoffen wie Exorphine und anderen Sachen.

Wenn man instinktive Rohkost macht, dann merkt man, dass eben der Partner nicht immer die erste Wahl ist! Da ist es im Grunde wie beim Essen. Und das ist ja auch logisch. Es geht um Energie und sowohl Essen gibt Energie, nährt also den Körper, und Sexualität in ihrer ganzen Vielfalt (nicht immer nur "das eine") nährt geistig, wenn man darauf achtet, richtig "auszuwählen". Aber wie schon geschrieben: es gibt kaum Auswahl. Versteht mich nicht falsch, es geht nicht ums rumvögeln oder den anderen "nehmen", sondern um den Austausch von Energie. Und der ist oft einfach garnicht wirklich möglich, weil in einer gekochten Gesellschaft eben die Menschen eine andere Energie haben. Und das ist auch der Grund, wieso in Zwei-Beziehungen oft wieder angefangen wird, Küchenrohkost zu machen. Da nehme ich mich nicht mal aus. Ich habe ja auch in Zweier-WGs gewohnt und da passt man sich etwas an. Eben auch energetisch.

Ich bin mittlerweile überzeugt, dass die meisten wieder zurück in die "Matrix" gehen, weil sie tatsächlich aufwachen und sich ihrer Bedürfnisse in der Liebe bewusst werden. Wenn der Fernseh perfekt eingestellt ist und der Strom eingeschalten ist, braucht es auch gute Programme und Filme, um den Fernseher zu erfüllen. So auch beim Menschen. Und das ist auch ein Grund, wieso viele wieder zurück zur Kochkost gehen. Dann rauscht wenigstens etwas!

Wir stehen gerade am Anfang, dieses Drama aufzulösen. Es wird probiert und experimentiert. Aber ist es nicht irgendwie auch komisch? Man fängt an mit Rohkost und will sich ganz natürlich ernähren, dann aber klebt man wie wild an der unnatürlichsten Beziehungsform, die es gibt. Der Kleinfamilie.

Dieses Konstrukt ist ja relativ neu und relativ wenig verbreitet. Früher gab es Sippen, Stämme, Clans, Großfamilien, Gemeinschaften... in anderen Regionen gibt es unterschiedlichste Formen des Zusammenlebens. In Costa Rica zum Beispiel ist man zwar verheiratet, aber es gibt doch recht viel Austausch ausserhalb der Ehe. Sexualität ist dort eher etwas, was Spaß macht, was man eben macht, ohne groß darüber nachzudenken. Ich will da nicht für werben, sondern aufzeigen, dass es in anderen Gegenden anders zugeht. Aber vielleicht sind die Ticos deswegen das glücklichste Völkchen der Welt.. wer weiß.

Rohkost, richtig gemacht, wirkt sich eben auch auf die Liebe aus. Man wird ich hier mehr bewusst, was man braucht. Je klarer der Geist und die körperlichen Empfindungen sind, je mehr Dröhnungen wegfallen, desto mehr wird man sich bewusst, was auch den Solarplexus, das Herz nährt.

Und es kann mitunter sehr ernüchternd wirken, wenn man dann mitbekommt, dass man diese Herz-Nahrung fast nirgends mehr findet, wie die anderen noch voll gestört sind, und im Grunde wie gekochte Nahrung auf den Körper wirken. Man wird sich irgendwie bewusst, dass man da keine oder nur unzureichend Herz-Energie findet. Ich kann das hier mal so behaupten, weil ich eben in den Jahren echte magische Momente und erfüllende Energie erlebt habe. Eben immer mit anderen Rohköstlern. Zumindest waren sie roh zu diesem Zeitpunkt.

Versteht mich nicht falsch: es geht nicht um gute Gespräche, um Freundschaften und andere Sachen, das geht alles wunderbar in der "normalen" Welt. Aber diese feineren Energien, die dann wirklich nähren und erheben, findet man aus meiner Sicht in der "normalen" Welt nicht oder nur ganz wenig.

Deswegen gehen viele Rohies (und andere Menschen auch) viel in die Natur. Dort findet man beim Anblick des Sonnenuntergangens, des Waldes, der Berge etc noch diese Erfüllung im Solarpelxus. Auch gute Musik hat diese Effekte. Aber es ist nicht ganz so stark wie das, was man bei anderen Rohies finden kann, wenn es passt. Es muss auch so sein, ansonsten wäre die Welt "gottlos". Es MUSS etwas geben, dass als "Belohung" dient, wenn man wieder naturgemäß roh lebt. Und das sind eben die himmlischen Phasen und die tiefen Erfüllungen im Solarplexus.

So wie beim Essen es einen Garten, einen Bauernhof, eine bestmögliche Auswahl und Qualität braucht, so braucht es das auch in der Liebe. Hier sind es die Gemeinschaft, die energetischen Netze, die nähren.

Das hat man ja auch Montramé auch rausgefunden, aber, Wilhelm Reich lässt grüßen, es explodiert dann doch recht schnell, wenn sich die Blockaden lösen oder es zerfällt, wenn die Blockaden bestehen bleiben. So oder so....

Hier ist der Punkt: ist die Rohkost schon schwierig und fast unmöglich zu leben, wie groß ist erst die Herausforderung in der Liebe. Ein Apfel ist nicht beleidigt, wenn ich ihn nicht auswähle zum Essen.... keine Birne ist eifersüchtig. In der Liebe aber...

Und jetzt kommt der Punkt: wenn etwas so schwierig ist, so herausfordernd, wenn etwas so heikel ist, muss es dann nicht auch irgendwie eine unglaubliche Belohung geben?

Ich glaube wirklich, mit der Rohkost und alles was da noch dran hängt, haben wir die Tür zum Paradies ganz leicht aufgestoßen. Oder haben einen Blick auf den Berggipfel erhascht, der sonst vollkommen im Dunst liegt, und um den sich eher Myhten und Legenden (Sitz der Götter) ranken. Aber es ist eben ein steiler und auch gefährlicher Aufstieg. Das merkt man immer wieder... die Gruppe um Burger ist ja auch irgendwo in den Geröllfeldern verschütt gegangen und mussten umkehren. Die Gruppe um seinen Nachfolger ja dito. Da sind dann alle am Ende entmutigt und alleine oder in versprengten Gruppen vom Berg wieder runter. Andere haben sich alleine aufgemacht und gemerkt, dass man bestimmte Passagen eben nur in der Gemeinschaft überwindet.

Aber es gibt im Grunde kein Weg zurück. Das Leben will wieder lebendiger werden. Auch in diesen Bereichen!

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