Kranke Gesellschaft

15.01.2017 13:59

It is no measure of health to be well adjusted to a profoundly sick society.

(Es ist kein Zeichen geistiger Gesundheit, gut angepaßt an eine zutiefst kranke Gesellschaft zu sein.)

Jiddu Krishnamurti

Heute ist mir mal wieder aufgefallen, wie sehr wir die Kinder im Grunde aus überwiegend Angst dazu ermutigen, sich an genau diese total kranke Gesellschaft anzupassen. Wenn man mit Rohkost beginnt, vielleicht sogar Kinder hat, oder einfach nur so irgendwie gesünder leben möchte, oder Homeschooling machen möchte, oder keinen Fernseher / Radio hat und die GEZ nicht bezahlen möchte, wird man mit dem Problem konfrontiert, dass diese und viele andere Alternativen in dieser Gesellschaft fast unmöglich geworden sind.

Man steht ja dann vor zwei Entscheidungen:

A.) Man grenzt sich ab und versucht das zu leben, was man für richtig hält, soweit das möglich ist.

In Deutschland ist das nur begrenzt möglich, weil es zum Beispiel einen Schulzwang gibt. Widersetzt man sich dessen, droht in letzter Konsequenz die Todesstrafe. Glaubt ihr nicht? Dann denkt mal folgendes durch:

1.) Man weigert sich, seine Kinder in die Schule zu geben und möchte auch nicht aus Deutschland flüchten. Also unterrichtet man sie zuhause. Führt sofort zu Punkt 2.

2.) Dann kommen die Behörden. Es droht im Endeffekt Kindesentzug. Normalerweise kapituliert man hier und sucht sich eine irgendwie erträgliche Kompromisslösung. Walldorfschule, irgendso eine Sache.

Lässt man sich davon nicht schrecken, kommen wir zu Punkt 3.

3.) Es werden die Kinder entzogen. Also eine reine Zwangsmaßnahme. Es kommt von der strukturellen zur offenen Gewalt. Akzeptiert man diesen Kindesentzug nicht, folgt Punkt 4.

4.) So, wenn man das auch nicht akzeptiert, und sich die Kinder wiederholt, kommt man wahrscheinlich in den Knast. Also Punkt 5.

5.) Gefängnis. Man wird also eingesperrt, wenn man die Schule verweigert, den daraus folgenden Kindesentzug nicht akzeptiert und sich die Kids wieder nach Hause holt.

6.) Akzeptiere ich den Knast als Strafe auch nicht, sondern sehe es als illegale Freiheitsberaubung an (schließlich wollte ich nur meine Kids zuhause unterrichten), versuche ich natürlich, bei jeder sich bietenden Gelegenheit zu fliehen. Um wieder nach Hause zu gehen, meine Kinder zu mir zu holen und sie nett und ehrlich zu unterrichten.

7.) Beim Fluchtversuch erschossen. Das ist der Schlussakkord in Moll. Wenn ich alle Einschränkungen, Strafen usw. nicht akzeptiere (wobei ich ja schon am Ansatz niemanden Schaden wollte, sondern einfach eine Alternative leben möchte), werde ich am Ende umgelegt.

Am Ende steht also immer der Tod des Querulanten, sollte er nicht schon auf einer zuvorigen Eskalationsstufe "zur Vernunft" gebracht worden sein.

Gilt übrigens für fast alle Arten von Querulantentum. GEZ-Verweigerer, Steuer-Verweigerger, Abwassergebühren-Verweigerer bei eigener Bio-Kläranlage usw usw. Bei fast allen entgeht man dem Tod nur, wenn man irgendwann einlenkt, sich mit einer Strafe abfindet, oder einen irgendwie gearteten Kompromiss akzeptiert. Macht man das nicht, und akzeptiert man auch die Gefängnisstrafe nicht, droht der Tod.

Und wenn man sich mit vielen Querulanten zusammenschliesst und demonstriert, droht da auch die Todesstrafe.

Das ist alles sogar ganz legal. (Hier gehts zur Quelle.)

Das Amtsblatt der Europäischen Union (C 303/17 bis 303/18 vom 14.12.2007) veröffentlichte Erläuterungen zur Charta der Grundrechte in Bezug auf die Todesstrafe. Darin heißt es in Bezug auf Artikel 2 Absatz 2 Recht auf Leben:

»Eine Tötung wird nicht als Verletzung dieses Artikels betrachtet, wenn sie durch eine Gewaltanwendung verursacht wird, die unbedingt erforderlich ist, um

a) Jemanden gegen rechtswidrige Gewalt zu verteidigen;

b) Jemanden rechtmäßig festzunehmen oder jemandem, dem die Freiheit rechtmäßig entzogen ist, an der Flucht zu hindern;

c) Einen Aufruhr oder Aufstand rechtmäßig niederzuschlagen.«

Punkt b. und c. sind hier die entscheidenden.

Macht euch das klar: wenn ich einfach Kinder zuhause unterrichten möchte, dann kommt in Deutschland das Jugendamt / Schulbehörde, wer auch immer, aber irgendwer klopft da an die Tür. Weigere ich mich, weil ich meine Kinder sehr gut alleine unterrichten kann, und akzeptiere ich auch keinen schwindligen Kompromiss, dann wird die nächste Eskalationsstufe gezündet. Weil ich aber einfach meine Kinder selber unterrichten möchte, etwas was in jedem liberalen Land die Normalität sein sollte, akzeptiere ich die nächste Eskalatiosstufe auch nicht, eben weil ich es es als strukturelle und offene Gewalt empfinde, dann droht mir am Ende der rechtmäßige (!!!) Entzug der Freiheit. Tja... und akzeptiere ich das auch nicht, weil es ja von Anfang an nur um Selbstbestimmung ging... tja... siehe b.

Für Demonstrationen, oder Aufruhr gilt das Gleiche. 500.000 GEZ-Verweigerer, die dagegen öffentlich rebellieren und sich verweigern... da darf dann auch ganz legal draufgehalten werden.

Macht euch dieses Zwangssystem klar!

Und daraus erklärt sich auch, dass eine GEZ-Verweigerin in den Knast musste, Vergewaltiger oder Schläger oft aber nur Bewährung bekommen. Weil das eine trifft die Struktur des Staates, das andere, ja mein Gott...hatten halt eine schwere Kindheit.

Und jetzt das Schlimme: selbst die eigenen Verwandten würden ja oft zu den Querulanten sagen: da biste doch selber Schuld!!! Hättest es doch nicht soweit kommen lassen müssen.

Aber zurück zur Anpassung: da dieses Szenario irgendwie jeder unterbewusst schon weiß, wird auf einer Stufe eben ein windiger Kompromiss geschlossen. Waldkindergarten, Walldorfschule, irgendso ein Kompromiss ... also B.

B.) Man macht Kompromisse.

(Ist euch schonmal aufgefallen, dass man schwindlige Kompromisse immer rechtfertigen muss und aggressiv gegen andere wird, die auf diese Widersprüche hinweisen? Ist immer ein Zeichen, dass da etwas nicht stimmt, dass man hier nicht "aus dem Herzen / der Weisheit / dem besten Gewissen" lebt.

Aber man kann natürlich niemanden deswegen Vorwürfe machen. Man kann nur schauen, wie weit der Mut und die Ausdauer gereicht hat.

Aber es gibt auch noch Punkt C. Das ist die Masse.

C.) Man passt sich schon von Anfang an an und vermeidet weitestgehend jedes Querulantentum.

In unserem Beispiel heisst das: viele Eltern strecken schon ganz von vornhinein die Waffen. Im Falle der Schule sind dass dann eben Schulstress, Demotivation, vielleicht auch Gewalterfahrungen, falsche Unterrichtsmethoden usw usw..

Oder im Falle der Ernährung ist das Ergebnis dann, dass die Kinder recht schnell in die Fänge der kapitalitischen Krake geraten.

"Aber nur ein Stück Schokolade!"

"Ich will aber noch eins!"

"Nein, eins reicht!"

Um den Zwangsmaßnahmen des Staates zu entgehen, muss man also innerliche Zwangsmaßnahmen anwenden! Macht euch das klar!! Man wendet hier quasi im vorauseilendem Gehorsam die Methoden des Staates nach innen gleich selber an. Klar, man lebt dann unbehelligt und angepasst ans System, spürt aber, dass da dennoch was nicht stimmt, und da man sich nicht traut, offen dagegen zu rebellieren, werden somit innere Zwangsmaßnahmen notwendig, um die gröbsten Schäden zu verhindern.

Dann kommen noch die Ängste hinzu wie: die Kinder sollen keine Außenseiter sein. Sollen auch Freunde haben usw usw.. was alles richtig ist!

Aber nur mal zur Verdeutlichung: meine beiden Eltern sind sehr kleinbäuerlich aufgewachsen, haben beide 32 Zähne (gehabt), waren nie krank als Kinder und Jugendliche, brauchten beide keine Spangen, hatten also perfekte Zahnbögen. Nächste Generation: mein Bruder hat einen kleinen Schneidezahn leicht vorstehen, weil Oberkiefer etwas zu eng, ich hatte einen schiefen Weisheitszahn unten und einen anderen unten, der schlimm Karies bekam. Ansonsten aber alles gerade und Platz. Ich war aber als Kind oft krank. Nächste Generation: Zähne schief. Spange wird wohl notwendig.

Im Allgemeinen: Zunahme von Allergien, ADHS (ein Junge aus der Verwandschaft zuckt immer, und meine Mutter hat im Kindergarten gearbeitet, da haben sehr viele schon ihre Pillen nehmen müssen) und was es da nicht alles für Sachen gibt.

Und jetzt ist die Frage: wie gesund ist es, sich an diese zunehmend kranke Gesellschaft anzupassen?

Wäre es nicht besser, zusammenzustehen und gemeinsam nach außen zu streiten, jeder wie er kann, statt des inneren Streits und Konflikts, der daraus folgt, dass ich mich zu früh anpassen will (Stichwort Süßigkeiten, Schokolade, Junk Food, Videospiele, Handynutzung).

Streit, Terror und (inneren) Konflikt hat man doch sowieso!!!

Entweder in der Familie. Oder eben mit der Gesellschaft. Da kommt man doch so oder so nicht drumherum.

Wenn man nach aussen streitet, dann steht man wenigstens im Inneren zusammen. So aber wird ja alles innerlich schon zerrüttet. Oder auch nicht, wie bei einem Freund von mir, aber dann sehen die Kinder oft doppelt so breit um die Hüften aus wie die Eltern.

Fassen wir zusammen:

Da A.) extrem riskant ist, wird eben oft B.) gemacht, aber sehr, die Masse, tendiert eher zu C., sprich: oft wird sogar nicht mal das versucht, sondern man streckt von vornhinein die Waffen. Und passt sich an diese durch und durch kranke Gesellschaft an.

Ausblick:

Ehrlich gesagt, ich sehe eigentlich keine Rettung mehr. Der Drops ist gelutscht.. oder besser: diese Kirsche haben die Stare gefressen.

Egal, wo man hinschaut: es sind immer nur wenige Querulanten, die je nach Themenbereich, was probieren, und die werden dann auch stark unter Feuer genommen. Einer der ersten, Sepp Holzer, wurde ja nicht umsonst "Agrarrebell" genannt und massiv auch angegangen.

Aber es gibt dann auch keine Solidarität mehr. Das hat der Kapitalismus alles erledigt. Der hat alles zersetzt. Aufgelöst. Statt gemeinsam kämpft jetzt jeder für sich, während die Kapitalisten ihren Schrott in die Leute kippen, nur um dann noch an den Krankheiten zu verdienen, an der Einsamkeit, an der Lieblosigkeit.

Meine Beobachtung: jedes Volk, dass sich dieses Wirtschaftsform aussucht, wird ganz am Ende wie ein von Krebs befallener Wirt geschwächt, ausgesaugt und geht ein. Und das kann man ja beobachten. Und wenn es dann Bestrebungen zur Heilung / Gesundung gibt, werden die auch noch aggressiv angegriffen. Siehe oben.

Wenn man in Schulen und Kindergärten aus Kostengründen lieber den noch etwas billigeren Cateringservice hernimmt, dann ist aus meiner Sicht zunehmend Hopfen und Malz verloren. Billiger bedeutet ja was? Entweder geringere Qualität, oder irgendwer arbeitet nur noch für Kost und Logie.

Aber auch da ist es mir wie Schuppen von den Augen gefallen: die Eltern wollen ja noch genug Geld übrig haben für Auto (früher hatten wir einen Trabbi, damit sind wir auch in den Urlaub gefahren mit 2 Erwachsenen und zwei Kindern, heute braucht es eine Großraumlimosine schon bei einem Kind), schöne Wohnung / Haus, Hobbys, Urlaubsreisen, Spielsachen usw usw...

Deswegen muss das alles billig sein. Deswegen müssen Lebensmittel immer billiger werden. Damit genug Geld für den anderen Konsumkram übrig bleibt. Und für den Stress, der damit einher geht gibts ja Schokolade. Liebesersatz. (und für den Rohie die teuren süßen Dattelnl lol).

Was folgt dem? Man ist zunehmend gegen einfachste, früher normale Sachen wie Äpfel und Beeren aus dem Garten gesperrt. Ich hatt emal Besuch von zwei Rohkostkindern, die haben mir alle Gurken und andere Sachen aus dem Garten mit Genuss weggefuttert, während die kochende moderne Generation NICHTS mehr aus dem Garten mag, oder fast nichts.

Es ist also wirklich kein Zeichen für Gesundheit, an diese durch und durch kranke Gesellschaft angepasst zu sein.

Die Alternativen?

Ärger, Streit, sich durchsetzten müssen, Zweifel, Stress, wenn man Pech hat Tod.

Aber Streit und Stress hat man sowieso immer und dem Tod entgeht man auch nicht, also ist die Frage, wie man leben möchte.

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