Lauter Denkfehler

13.01.2017 19:51

Man  muss sich wirklich mal freimachen von Ideologien und nüchtern und unvoreingenommen beobachten und versuchen, zu analysieren. Ich stelle aber fest, dass das vielen einfach nicht gelingt. Ein klassisches Beispiel:

In einer Diskussion auf Facebook (bin irgendwie wieder mal recht aktiv geworden in der Hinsicht), habe ich von meinen Erfahrungen bezüglich Fruchtzucker berichtet. Dass wollen viele einfach garnicht wahrhaben, dass da jemand Probleme haben könnte. Ist ja anscheinend sooo gesund! Eine Userin hat mir dann allen ernstes Seiten von Heilpraktiker und anderes verlinkt, wo es um Darmsanierung geht.

Merkst ihr, was da passiert?

Eine Pathologisierung!

Sprich, es wird als etwas Krankes, etwas, was man behandel, heilen oder zumindest lindern muss, dargestellt. Ich sehe das aber überhaupt nicht so! Im Gegenteil!! Ich halte die Reaktion des Körpers auf dieses Übermaß an Früchte für sehr gesund!

Wie kann man das aber besser erklären? Mir ist dann ein Gegenbeispiel eingefallen. Milchzucker! Ich müsste jetzt mal recherieren, wieviel Prozent der Weltbevölkerung keinen Milchzucker vertragen und davon Blähungen und Durchfall (also ein Versuch des Körpers, dass schnell wieder loszuwerden) bekommen.

Die Frage ist aber: wieso konsumieren diese Menschen plötzlich Milchprodukte?

Ganz einfach: sie werden importiert, sollen verkauft werden, es ist ein neuer Absatzmarkt. Und hier liegt der Hase im Pfeffer. Menschen geben ihre ursprüngliche Diät auf, auch weil die Industrie neue Absatzmärkte braucht und bekommen dann mit diesen neuen Produkten, hier Milchprodukte, Probleme.

In Lifestyle-Zeitungen wird das dann thematisiert, aber fast nie mit den Worten kommentiert: dann lass diese Scheisse doch einfach weg! Sondern immer mit: Sie müssen dennoch nicht auf Milchprodukte verzichten, wenn sie folgendes beachten. Und dann folgen Tipps und Kniffe.. bis hin zu Hinweisen, dass die Industrie schon laktosefreie Milch liefert.

Kaum einer kommt auf die Idee, dass man da Menschen etwas aufdrängt und zugänglich macht, die daran genetisch einfach nicht angepasst sind. In Europa und auch Ostafrika gibt es ja echte Anpassungserscheinungen. Da ist mal ein Gen mutiert und schon konnte man die Milch besser vertragen. Ob das nun eine vollständige Anpassung ist, weiss ich nicht, aber man kann schon von genetischer Anpassung sprechen. Andere haben das nicht, sind aber für die Industrie auch interessant, schließlich muss ALLES wachsen.

Und so exportiert man diese Produkte in andere Länder, macht mit Milliarden dafür Werbung und dann wundern sich die Einheimischen, dass sie dauernd die Scheißerei haben.

Dann werden sie auch noch pathologisiert, sprich, man meint, die wären irgendwie krank. Es gibt Tabletten, die helfen sollen, die Darmflora aufzubauen, es gibt allerlei Sachen, um diesen "Missstand" zu beheben. Geht das nicht, naja, ist man eben irgendwie behindert, und das, obwohl eine Generation zuvor, die mit diesen für sie unnatürlichen Produkten nicht in Berührung kam, keinerlei Probleme hatten.

Und jetzt machen wir den gleichen Gedankengang mal mit tropischen Früchten, die nun nach Europa exportiert werden.

Fruchtzuckermalabsorbtion war in Europa nie ein wirkliches Problem, einfach weil es diese Fruchtzuckerbomben nie gab. Egal ob künstlich oder natürlich. Man hat eben einfach etwas anderes gegessen. Und ist damit auch 100 geworden. Oder 98, wie unsere Nachbarin (und geistig rege und fit zuhause bis Zuletzt).

Dann aber kamen die Industrien wieder auf allerlei Tricks, um den Leuten die nun extra angebauten und gezüchteten Sachen schmackhaft zu machen. Und mit irgendwas müssen die armen Banenenrepubliken ja ihr geld verdienen. Und so hat man begonnen, dass zunehmend unters Volk zu bringen. Ein Umweg war ja die Deutsche Krebshilfe, die mit "5 am Tag" Werbung für 5 Portionen Obst und Gemüse machte. Ergebnis: Blähungen, Bauchkrämpfe, Verdauungebeschwerden bei vielen Anwendern.

Später kamen die Rohkostlehrer und machten auch ordentlich Werbung für Obst. Ist ja gesund (wie in anderen Ländern die Milch lol).

Dabei übersieht man eben, dass es für uns hier im Norden tatsächlich vollkommen unnatürlich ist, solche Mengen an Früchten zu essen. Und dass in einer solchen Umgebung Menschen die Fähigkeit verlieren, große Mengen an Fruktose aufzunehmen, ist doch evolutionär betrachtet, ganz normal. In der Dunkelheit bilden sich auch die Augen von Höhlenbewohnern zurück.

Also wer gerne und viel Obst essen will und es verträgt: nur zu!! Aber man muss halt bedenken, dass es Menschen mit unterschiedlichen Stoffwechseln gibt. Man kann hier nicht verallgemeinern und bei Gegenbeispielen pathologisieren. Bis vor kurzen (hier im Osten genau 27 Jahre) waren die heute ÜBERALL erhältlichen Früchte absolut unbekannt. Ohne Wende hätte ich wahrscheinlich nie eine Mango, Papayas, süße Orangen, Bananen, frische Feigen etc mehr als einmal im Jahr gegessen. Wahrscheinlich hätte ich Blähungen bekommen und nie wieder angefasst, dafür aber ab und an Äpfel gefuttert. Ich wäre nie weiter südlich als Ungarn gekommen, wenn überhaupt.

Wenn man es genau betrachtet, war das Leben hier im Osten länger "natürlich".

Man hat das gegessen, was die Natur hergab, der Garten, die Felder, die Haustiere und gut. Ab und an gabs mal ein paar saure Orangen aus Kuba. Und zu Weihnachten auch mal Bananen.

Und jetzt esse ich eigentlich fast genauso wie als Kind, nur eben roh. Also die Dinge, die man roh essen kann... und ha! damit gehts mir echt am Besten! Ich habe als Kind nie viel Obst gegessen. Mal im Sommer, klar, Erdbeeren, oder wenn die Kirschen reif waren, und dann hat man mal richtig gefurzt und im Herbst gabs eigene Weintrauben und Äpfel. Aber auch nicht jedes Jahr und es waren noch alte, robuste Sorten. Einmal im Jahr im Ferienlager gab es nach dem Essen mal ein Stück Melone. Ein Kleines... Aber was es IMMER viel gab war Gemüse. Das gab es täglich mindestens zweimal. Roh, gekocht, oder eingelegt, gleich aus dem Garten oder dem Feld, oft aus fremden Gärten geklaut und gleich so gefuttert, und eben Schweinefleisch aus eigener Haltung, seltener Rindfleisch, sehr wenig Milchprodukte, sehr viel Hühnchen aus eigener Haltung und vom Grillstand, sehr oft Ente oder Gans, viele Eier aus eigener Haltung und ein oder zweimal die Woche Fisch, meist Hering und Makrele geräuchert. Also eigentlich recht fett- und proteinhaltig.

Klar gab es dann hier auch Süßigkeiten, aber irgendwie war ich da nicht so drauf. Erst in der 9. Klasse und schon hatte ich zwei Löcher in den Zähnen.

Bei der obrigen Ernährung hatte ich nie Bauchkrämpfe, großartige Blähungen, oder irgendwelche Darmprobleme. Es gab andere Sachen, wie Kieferhöhlengeschichten, die ich aber auf das Brot schiebe.

Und wenn ich in diesem Osten alt geworden wäre, hätte ich nie gemerkt, dass ich Fruchtzucker nicht gut aufnehmen kann. Das wäre nie ein Problem geworden. Das kam erst mit Beginn der Rohkost und dem größeren Verzehr von Importfrüchten.

Deswegen wehre ich mich da auch etwas gegen diese Pathologisierung. Mit mir ist nämlich alles in Ordnung! Man muss aber mal fragen, ob diese Fruchtzuckermengen, die kosumiert werden, bei Rohies durch Früchte, bei "Normals" in Form von Softdrinks und Süßungsmitteln, natürlich sind. 

Das wirft die Frage auf: was ist eigentlich natürlich?

Von dem zu leben, was die Region hergibt? Weil man ein Produkt einer 35.000 jährigen lokalen Anpassung ist? 

Oder ist es natürlich, viele Früchte zu essen, weil wir irgendwann mal aus den tropischen Savanne kamen?

Was ist das eigentlich: natürliche Ernährung?

Die Frage ist ungeklärter denn je... :-/

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