Noch ein Video

17.05.2018 20:06

Ich finde es hochinteressant, das sowohl der Harald Lesch, als auch der Hans Joachim Maaz im Grunde ganz unabhängig voneinander zu dem Schluss gekommen sind, dass der Kapitalismus mit seinen wirkenden ökonomischen Gesetzen auf der einen Seite und der Mensch / die Natur auf der anderen im Grunde nicht zusammen passen und dass je mehr sich das Gleichgewicht Richtung kapitalistischer Ökonomie verschiebt, desto schlechter geht es Mensch und Natur.

Na ja, darauf kommt man eben mit ein bisschen Nachdenken. Das schreibe ich ja hier auch schon lange. Und davor habe ich Leserbriefe an die Mitteldeutsche Zeitung geschrieben, dass die Probleme immer größer werden, wenn wir so weiter machen würden. Hat bei denen aber nicht gefruchtet, und fruchtet auch heute nicht.

Ökonomie und Ökologie passen in der heutigen Zeit nicht mehr zusammen. Und da die Natur eben keine Kompromisse kennt, sondern eben immer nur auf die Eingriffe reagiert, muss man eben die Ökonomie entsprechend adaptieren.

Nur wie?

Der Kapitalismus ist im Grunde schon bis in die Gene eingedrungen, wenn ich das mal so salopp schreiben darf. Also irgendwann bestimmt eben das Sein das Bewusstsein und wenn man eben im Kapitalismus sozialisiert wurde, dann ist es natürlich umso schwerer, da irgedwann wieder raus zu kommen. Man kennt ja nichts anderes und hat sein Verhalten schon als Kind entsprechend angepasst.

Im Grunde sind die Ostdeutschen, die vor 1990 sozialisiert wurden, hier noch eine große Ausnahme. Wir haben ja noch eine ganz andere Realität kennengelernt, wo es eben NICHT nur um Geld und dem Anhäufen von Gewinnen ging, sondern auch andere Werte vermittelt wurden. 

Das der Lesch jetzt mehr und mehr zum Kapitalismuskritiker wird, freut mich. Aber es passiert ja zwangsläufig, wenn man den Ursachen der Probleme auf den Grund gehen möchte. Wenn ich Natur und Umwelt erhalten und schützen möchte und somit eigentlich Menschenschutz betreibe, dann wird bald klar, dass unsere Art und Weise zu wirtschaften erhebliche Auswirkungen auf das Naturgefüge hat. Und dann beschäftigt man sich mal mit dem Kapitalismus. Wie wirkt der, was bewirkt er, wie funktioniert er? Was sind die Auswirkungen und was sind die Triebfedern im Menschen, um dieses System trotz enormer Schadwirkung weiter zu betreiben? Welche Alternativen gibt es? 

Ich glaube auch, dass gerade Menschen mit ökologischem Verständnis sich zwangsläufig zu Kapitalismuskritikern entwickeln, weil dieses System nicht nur eine enorme Schadwirkung entfaltet, sondern eben darüber hinaus auch eine Seite der Natur verdeutlicht, die man als "unkontrolliert" bezeichen könnte. Exponentielles Bakterienwachstum, Krebs, Epedemien. Alles Abläufe, die erst langsam anfangen, dann immer schneller ablaufen und dann irgendwann zusammenbrechen. Diese Abläufe sind schlichtweg nicht stabil. 

Um stail zu sein, braucht es ein komplexes Netz an Rückkopplungen und Regelkreisläufen, wie man sie eben in einem Wald am besten beobachten kann. Aufbauende und abbauende Prozesse halten sich die Waage, Schädlinge und Nützlinge dito, die Stoffkreisläufe sind geschlossen, die Bewohner sind an diesen Lebensraum optimal angepasst. Am Ende steht dann der Eindruck eines sehr stabilen, hochkomplexen Lebensraumes, der im Grunde für alle das Ökosystem ausmachenden Tier- und Pflanzenarten gedeihlich ist. Nicht jedem Individuum geht es prächtig, manche werden auch gefressen, aber den Arten geht es entsprechend gut.

Wenn wir das in der Wirtschaft ebenfalls hinkriegen würden, hätten wir einen großen Schritt geschafft.

Zur Zeit kann man das System aber mit einer Bakterienpopulation vergleichen, die sich in einer Nährlösung (beim Menschen schlichtweg das Erdöl) exponentiell anwachsend vermehrt und die am Ende, wenn alle Nährlösung zur Reprodukton verbraucht ist, zusammenbricht.

So funktioniert das System gerade: die Schulden / Guthaben wachsen exponentiell an und bedingen dadurch einen auch materiellen Wachstumszwang weit über das hinaus, was man eigentlich zum guten Leben braucht. Immer mehr, immer schneller, immer höher, immer weiter. Koste es, was es wolle.

Endloses Wachstum als Voraussetzung der Wirtschaft schon immer ein Konstruktionsfehler. Endloses Wachstum entspricht Schneeballsystemen, progressiver Kundenwerbung. Und da die Erde endlich ist, kann das nicht funktionieren. Schon bisher stottert die Wirtschaft, weil der ständige Zuwachs nicht mehr funktioniert. Schon die „Gastarbeiter”-Welle der 60er und 70er Jahre, die Frauenemanzipation, Verkürzung der Schulzeit waren Versuche, einer Wirtschaft am oberen Anschlag noch ein paar Jahre Wachstum zu verschaffen.

Jetzt kommt dann eben als Verzweiflungstat die Gewaltmigration.

Es ist das Prinzip der progressiven Kundenwerbung, und das fällt gerade in sich zusammen. Man versucht mit allen Mitteln, noch ein paar Leute heranzukarren, damit der Mist noch ein, zwei Generationen halten kann. Aber solche Systeme können nicht funktionieren.

Es geht nicht um uns als Land. Es geht um das Überleben von Läden wie Goldman Sachs.

www.danisch.de/blog/2018/03/29/anmerkungen-zur-migration/#more-22863

Immer mehr Menschen erkennen, um was es wirklich geht.

Progressive Kundenwerbung schön erklärt:

Diese Systeme sind im deutschen Kriminalspace auch als „progressive Kundenwerbung” oder Schneeballsystem bekannt. Ein System, was nichts produziert, aber viel Geld verbraucht, das sich dadurch finanziert, dass man immer mehr „Kunden” anwerben muss, damit immer mehr Geld reinkommt, weil es immer mehr Leute gibt, die eingezahlt haben (Studiengebühren) und dafür eine Leistung erwarten (Gehalt), die man ihnen zumindest temporär zahlen muss, damit es so aussieht, als ob das System funktioniere und die die Klappe halten.

Weil das System nicht funktionieren kann und eben strukturell defizitär ist, aber jeder Neukunde zunächst mal Geld in das System bringt, seine Gegenleistungen (von denen er grundsätzlich erwartet, dass er mehr herausbekommt als er eingezahlt hat) aber erst zeitverzögert erhält, entsteht der paradoxe Effekt, dass jeder, der teilnimmt, das System insgesamt defizitärer werden lässt und stärker verschuldet, zunächst aber einen Liquiditätsschub bringt, weil er einzahlt. Mit dieser Liquidität werden dann die Leistungszahlungen vorrübergehend erbracht, während die Gesamtverschuldung immer weiter steigt. Das System setzt exponentielles Wachstum voraus, um mit eingehender Liquidität die Leistungszahlungen aufrechterhalten zu können. Da die Erde und die Zahl der Menschen endlich sind, findet das System spätestens dann, wenn alle Menschen beteiligt sind, weil aber nicht alle so doof sind, meist schon viel früher ein Ende, es platzt irgendwann.

www.danisch.de/blog/2018/05/05/schneebaelle-in-der-geisteswissenschaft/#more-23241

Das System formt sich durch Meme, also durch Glaubensinhalte dann irgendwann auch seine Menschen. Der, der passende Meme hat, kommt auch am besten klar. Der, der unpassende Meme hat (zb. Kooperation statt Konkurrenz), der hat es schwerer, in dem System zu bestehen. Und da die Menschen im Allgemeinen eher dazu neigen, sich anzupassen, werden eben die Systemmeme auch schneller verbreitet. Weil sie eben einen Vorteil bringen. Und mit der Zeit sind dann alte Ideen, andere Entwürfe, andere Visionen schlichtweg vergessen, diskreditiert oder der Lächerlichkeit preisgegeben. Das kann man sehr schön anhand der Entwicklung der ganzen Parteien sehen. Viele waren früher viel ökologischer oder sozialer und haben sich mit der Zeit dem System immer mehr angepasst. Im Zuge dieses Prozesses wurden dann auch die die ursprünglichen Ideen aufgegeben und verraten.

Aber nicht nur das! Das System bestimmt irgendwann auch die Träume, die Wünsche, die Hoffnungen und die Ideale der Menschen! Liebe, Beziehungen und spirituelle Erfahrungen werden ersetzt durch materielle Wünsche. Und das geht im Kindesalter los!

Schlimmer: das System, das ewiges Wachstum benötigt, greift sogar in die Kinderwelt ein, um noch leistungsfährigere und leistungsbereitere Menschen zu erschafft. Dazu werden die entsprechenden Meme verbreitet (Kinderkrippe ist super! Frühkindliche Bildung brauchen wir!! Mutterschaft ist out), die dann zu entsprechenden Handlungen führen. Der Maaz hat das ja ausgeführt, wie frühkindliche narzisstische Mängel später zu absoluter Leistungsbereitschaft führen.

Und der Lesch hat eben auch angefangen zu recherieren und zu schauen und kam zum gleichen Ergebnis: wir haben ein hocheffizientes, aber sehr problematisches Wirtschaftssystem.

Na ja, Systeme werden immer von den Menschen betrieben und die machen eben solange "ihr Ding", bis sie entweder was besseres finden, oder es so heftig kriselt, dass keine andere Wahl bleibt, weil man sonst untergehen würde.

Der Klimawandel, und wie gesagt, ich denke schon, dass der Mensch hier entsprechende Anteile hat, ist kein Spaß mehr!

Hier wird es immer wärmer und trockener, Extremereignisse nehmen zu und bei Wetter Online fand ich heute dieses Video:

www.youtube.com/watch?v=9U5fYsFLkrU

Also da hat man schon bald die Hosen voll!

Das ist alles kein wirklicher Spaß mehr. Klar, am Anfang war das super! Mehr Sonne, wärmere Sommer, mildere Winter, besseres Wetter. Aber so langsam schlägt das eben ins Extreme um.

Und der Lesch ist da ein Warner.

Ich meine, ich kenne mich mit dem Klimawandel nicht gut aus. Also mit den ganzen physikalischen Details. Aber ich kenne mich in Ökologie aus, im Naturschutz, bei Biotopen, Artengemeinschaften, Veränderungen der Biozönosen (um hier mal ein bisschen schlau zu klingen). Und da beobachten wir das Gleiche! Bienensterben, Insektensterben, Verlust von Primärwäldern, Verlust von hochwertigen Grünlandbiotopen usw usw... da sehen wir genau das Gleiche und es braucht nicht mal einen Klimawandel, um diese Veränderungen zu erklären. Einfach schauen, wieso und warum sich das verändert und man sieht: ist unsere Wirtschaftsweise!

Nur das!

Und nur das!!

Wir haben angefangen, mehr auf Gewinn und Gewinnmaximierung zu gehen und haben so die bäuerliche Landwirtschaft ruiniert und eine industrielle Landwirtschaft geschaffen. Und die braucht eben keine Streuobstwiesen, Hochmoore, Trockenrasen, Bergwiesen, Almen und Hudewälder mehr. Die braucht effizienten Anbau auf großen Schlägen und effektive Tierproduktion in entsprechenden Ställen und Futter für die Biogasanlagen.

Wenn man über den Klimawandel noch streiten kann, ob der menschgemacht ist, kann man es über die Auswirkungen auf Wald und Wiese nicht mehr. Aber auch da gibt es die entsprechenden Leugner und die entsprechenden Leute, die das Ganze entsprechend diskreditieren.

Und so wird es, davon gehe ich mal aus und nehme nicht an, dass es die große Weltverschwörung gibt, den Klimaforschern ähnlich gehen. Die haben ihre Ergebnisse und können auch sagen, wie das zusammenhängt, aber sie werden immer wieder angezweifelt. Manche werden ja sogar fürs Zweifeln bezahlt. Das gibts ja auch.

Im Grunde liegt alles da, was es braucht, um aus dem Loch wieder rauszukommen. Alle Infos sind da. Auf vielen Ebenen gibt es Alternativen und machbare Lösungen. Nur sind die Menschen eben noch nicht bereit. Ich sags immer wieder: man hat sich ja mit großer Mehrheit für ein "Weiter so!" bei der letzten Bundestagswahl entschieden.

Es wurde keine wirklich ökologische Partei ins Parlament gewählt. Auch die Grünen sind hier schon lange weg von ihren Wurzeln.

Es muss also anscheinend noch schlimmer werden... und das wird es dann auch.

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