Road-Trip II

17.10.2015 14:44

So, endlich gehts weiter. Der Text ist schon etwas älter, ich lasse ihn aber einfach mal so. Nochmal zur Orientierung unser bisherigen Reise von Deutschland nach Frankreich:

Sinntal -> Schweiz -> Presiat (Frankreich) -> Montpellier (Frankreich) -> Tautavel (Frankreich) -> Perpignan (Frankreich):

(Fotos finden sich hier: www.pixum.de/meine-fotos/album/7210448 und www.pixum.de/meine-fotos/album/7210464

Nach unserem zweiten Stopp in der Schweiz ging es weiter Richtung Süden. Unser Ziel war Presiat, der Wohnort von Bernard, den ehemaligen Chef von Orkos, der dort lebt. Jörg hatte noch einige Sachen dort zu erledigen.

Was mich jedesmal fasziniert sind die unterschiedlichen Landschaften, die man auf einer Reise erlebt. Und grade wenn der Mensch extensiv darin wirtschaftet, empfindet man dies dann als besonders angenehm für das Auge. Es gab mal Untersuchungen betreffs der Schönheit des Landschaftsbildes, welches ja bei vielen ökologischen Untersuchungen auch untersucht werden muss, und da stellte sich heraus, dass neben dem Fakt, dass der Mensch generell savannenartige Landschaften als besonders schön empfindet, Landschaften, welche extensiv bewirtschaftet werden, als schöner empfunden wurden als vollkommen naturbelassene und auch intensiv bewirtschaftete. Und die Landschaft um Presiat, die ja nur ein paar Kilometer von Treffort-Cusiat entfernt liegt, und von den sanften Berghängen des Jura geprägt wird, empfinde ich als besonders angenehm.

 

Hinzu kommt eine sehr schöne dörfliche Struktur, die man durchaus als typisch französisch bezeichnen könnte.

Und anscheinend mag Bernard auch grade Äpfel und andere selbst angebaute Produkte! Er hat jedenfalls auch eine große Streuobstwiese und einen schönen Garten. Er sagte mir auch mal, dass er sehr viel Gemüse ißt, weil er sonst krank wird. Er hat sehr schöne Zähne und man sieht es eigentlich immer sehr schön oder sehr schlecht, je nach dem wie man will, dass die mit den schlechtesten Zähnen oft die größten Abneigungen gegen Gemüse haben und lieber von Früchten leben. Vielleicht auch, weil sie es nicht mehr so gut beißen können. Aber man sieht eben, dass es hier einen Zusammenhang zu geben scheint.

 

Zum Thema Früchte hat mir ein Rohkostfreund, der sich von mir hat inspirieren lassen, geschrieben, dass von den Früchten loszukommen fast genauso schwer ist wie von der Kochkost zu lassen. Ich kann das durchaus bestätigen, aber ich kommen selber immer wieder auf den Trichter, dass es mir ohne Früchte einfach besser geht. Ich esse jetzt auch seit einiger Zeit wieder alles mono, bzw. einzeln, und da merkt man sehr schnell, wenn einem was aus der Balance wirft. Und so habe ich für mich wirklich raus gefunden, dass ich mit Wildkräutern, Gemüse, Gemüsefrüchten, Nüssen, Samen, Fisch und Fleisch und ab und an morgens Wasser mit grüner Tonerde eigentlich das harmonischste Körpergefühl habe. Aber natürlich ist es eine krasse Herausforderung, von der Fülle der Natur nicht beeindruckt zu sein. Grade wenn die Bäume voll hängen. Und so ziemlich JEDER Rohköstler vom warmen Süden schwärmt und von den Fruchtbäumen beeindruckt ist. Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass es mir leicht fällt. Aber vielleicht ist das ja mein Baum der Versuchung! Und tatsächlich hat es was von „aus dem Paradies fallen“, wenn ich mich von süssen Früchten ernähre. Und die Erkenntnis, die mich befiel als ich von der Frucht der Erkenntnis nasche, ist vielleicht einfach, dass man erkennt, dass der viele Fruchtzucker dehamonisierend wirkt! LOL

 

Aber zurück zur Reise.

 

Nach einer Nacht bei Bernard ging es weiter Richtung Süden. Auf dem Weg haben wir noch eine Gemeinschaft besucht. Die leben in einen schönen alten Schloss mit Park, veranstalten Seminare und Workshops und sind auch irgendwie Rohkostinteressierte. Dort haben wir dann zu Mittag gegessen. Das Wetter war sehr schön mild und wir saßen draußen. Leider sind wir, als wir im Garten noch ein paar Kräuter sammeln wollten, in Hundescheiße gelatscht. Ich sags euch, es gibt nichts ekliges als Hundeschisse am Schuh und das im Auto. Alter...

Dann ging es weiter Richtung Süden.

 

Wir haben dann in Montpellier bei einem Freund von Jörg übernachtet. Anderntags ging es weiter. Reiseziel war Perpignan, genau gesagt das ehemalige Weingut „Mas Depres“, wo derzeit eine Rohkostgemeinschaft entsteht. In Narbonne waren wir nochmal einkaufen und von dort ging es durchs Hinterland über das wunderschöne Tal von Tautavel nach Perpignan. Die Landschaft ist ja wirklich atemberaubend. Und natürlich haben wir noch einen Feigenbaum auf dem Weg gefunden. 

 

Und noch einige mehr bei Tautavel. Und hier ist es mir dann wirklich mal klar geworden: ich werde einfach durch Früchte nicht satt. Ich meine früher hat man immer die Theorie gehört, dass man dann halt irgendwelche unguten Produkte erwischt hat. Aber schon im Sommer bei den Kirschen wurde mir klar, dass es da kein Gefühl von „satt“ gibt, sondern es irgendwie in Völlerei bei mir endet. Fruchtzucker löst ja auch anscheinend das Sättigungssignal im Gehirn nicht aus, jedenfalls nicht so gut wie glukosereiche Produkte. Und das hat mich dann echt auch in letzter Zeit gewundert: ich esse mich mittags durch meine Gemüsepalette und bin SATT und ZUFRIEDEN. Also auch vom Kopf her. Und dann sitze ich im Feigenbaum, im Kirschbaum oder was auch immer (Ausnahme sind Wilde Pflaumen und kurioserweise auch ansatzweise Äpfel), und der Bauch ist voll und ich habe vom Kopf immer noch das Gefühl, mehr essen zu können. Ja, es fühlt sich vom Kopf an, als ob ich gar nichts gegessen habe. Dieser krasse Unterschied in der Wirkung der Produkte war mir bisher in dieser Deutlichkeit noch nicht bewusst.

 

In Tautavel haben wir jedenfalls noch die letzten Feigenbäume geplündert und die wunderschöne Landschaft genossen.

Auf dem Heimweg ist uns dann noch ein Wildschwein geschenkt worden. Das hatte ein Jäger frisch geschossen. Das haben wir dann abends noch ausgenommen und das Fell abgezogen und in den Kühlschrank gehängt. Es war gar nicht so einfach, dass das erste Mal zu machen. Aber irgendwie haben wir es ganz gut hinbekommen und dann den Leuten von Mas Depres geschenkt. Es war schon faszinierend, wie gut Herz und Leber schon riechen, wenn sie noch ganz frisch und körperwarm sind. Es war aber alles in allem eine sehr abenteuerliche Aktion. :-)

Nach dem Aufstehen und dem Erkunden des schönen Grundstückes sind wir dann nachmittags mal zum Strand gelaufen. Nelli war sogar baden, aber ich hatte etwas Schnupfen und bin lieber draußen geblieben. Wir haben dann auch ein paar Kakusfeigen gefunden, aber die waren wohl sehr sauer. Ich wollte sie eh nicht.

 

Und gestern waren wir dann in Perpignan. 

Perpignan ist wohl die mit abstand hässlichste Stadt, die ich je besucht habe. Ich kann es garnicht so genau festmachen, was genau da so hässlich ist, aber alles wirkt nicht grade einladenend. OK, fairerweise muss man sagen, dass es auch da einige nette Ecken gibt, aber alles in allem ist die Stadt eher unschön. Nelli hat uns dann auch noch in die engsten und abgelegensten Gassen geführt, wo ein Verrückter mit einem viel zu engem T-Shirt rumgerannt ist. Und es war dreckig, stank und irgendwie schienen sie da viele Romas und Sintis einquastiert zu haben, die da nun ihr Dasein fristen. Es war also alles in allem eher eine unschöne Stadtbesichtigung. 

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