Rohkost und Sinne

02.02.2017 22:22

Wenn man so instinktive Rohkost macht und alles immer gut durchriecht, fällt auf, dass viele Produkte nur sehr fein reichen, nur ganz sanft und zart. Manche sind sogar kaum wahrnehmbar. Für Rohkost braucht man also sehr feine Sinne. Ich glaube ja sogar, dass die Sinne, vor allem natürlich Geruch- und Geschmackssinn, gezwungen werden, besser zu werden, dass man wieder sehr feine Sinne bekommt, gerade um die feinen Gerüche, also die feinen Informationen, wahrzunehmen.

Kochkost wiederum ist ja so potent, so stark, so überwältigend, dass man davon fast erschlagen wird. Da braucht man keine feinen Sinne. Die stören da fast sogar.

Wäre wirklich mal interessant, einen Ur-Menschen mit einem modernen Menschen zu vergleichen, ob die damals wirklich bessere Sinne hatten. Vor allem einen besseren Geruchsinn. Ich denke ja wirklich, dass unsere Geruchsinne degeneriert sind, weil durch die Kochkost ein sehr feiner Geruchsinn garnicht mehr notwendig ist. Und alles, was man nicht wirklich braucht bildet sich zurück. Deswegen wäre das wirklich mal interessant.

Mit Rohkost ist es ja zumeist so, dass der Geruchsinn wieder feiner wird und man von vielen "normalen" Gerüchen regelrecht erschlagen wird. Fällt mir immer wieder auf, wenn ich mal irgendwo unterwegs bin.

Und jetzt kommts: wenn man genau hinschaut, dann riecht für Menschen in der Natur Aas, also vergammelndes Fleisch und Fisch eigentlich am Stärksten. Früchte, Gemüse, selbst frisches Fleisch oder Fisch riechen eigentlich recht wenig. Man muss es sich zum Teil direkt unter die Nase halten, um es wahrzunehmen. Freilich, wenn ich im Keller kistenweise Äpfel habe, riechts auch stark, aber in der freien Natur riecht man Äpfel kaum, selbst wenn die reif sind. Das geht eher übers Auge. Aber vergammelnder Fisch? Vergammelndes Fleisch? Das riecht man schon von weitem. Und Kochkost riecht man sogar noch weiter, weil es so stark ist. Vielleicht liegt es ja daran, dass die Lebensmittel beim Kochprozess "abgetötet" werden und deswegen anfangen stark zu riechen. Gleich aus dem Topf raus.

In der Rohkost ist es ja so, dass man die rohen, naturbelassenen Produkte ausriecht und sich dann am LEBENDIGEN erfreut, bestenfalls belohnt mit einer himmlischen Phase. Guy-Claude Burger sprach hier sogar von einem Liebesakt mit der Natur.

Was ist dann Kochkost?

Hier zieht man also Genuss aus was? Aus Etwas was vorher abgetötet wurde und dann schon anfing, stark zu riechen. Und das, weil leblos, auch nicht mehr 100% schmeckt und deswegen mit Gewürzen "aufgepeppt" werden muss.

Ist fast etwas wie Nekrophilie. Ein Liebesakt mit etwas Totem.

Das ist, das gebe ich gerne zu, eine sehr provokante Sichtweise. Aber auch hier wieder: der Mensch hat zwei primäre Lustquellen. Essen und Sex. Und zur Ekstase braucht es eben LEBENDIGE Lebensmittel und LEBENDIGE Sexpartner. Damit meine ich nicht mal wirklich tote, lol, sondern schon Partner, die nicht energetisiert sind, die "nur da liegen". Übrigens: wie oft wird eigentlich extra eine Duftwolke für den Sexakt aufgelegt? Verführerische Düfte... warum erinnert mich das so an das "Würzen"? Wenn etwas wirklich passt, sollte es doch auch so wunderbar riechen, oder?

Andere Überlegung: wenn der LEBENDIGE Genuss beim Essen ausbleibt und sich dieses Programm nicht voll erfüllt, wie wirkt sich das auf die Sexualität aus? Rutscht die Suche nach Erfüllung dann nach unten? Ist das Ergebniss dann ein übersteigerter Sexualtrieb?

Es ist ja etwas aus dem Gleichgewicht geraten. Und wenn das Eine zuwenig ist, muss das andere ausgleichend wirken, sprich, hier liegt vielleicht die Erklärung für den oft übersteigerten Sexualtrieb. Und wie so oft, wenn etwas ganz aus dem Ruder läuft, droht am Ende sogar die totale Pleite, sprich, viele, die sich von sehr viel Kochkost ernähren, verlieren ihre Potenz und Lust mit dem Alter.

So oder so: es macht Sinn, sich wieder vermehrt mit den feinen, den zarten, den sinnlichen Aspekten zu beschäftigen, statt sich den groben Sachen hinzugeben.

Vielleicht kommt dann mehr in Ordnung als man denkt. :-)

Aber vom Paradies sind wir noch immer sehr weit entfernt...

Er vertrieb den Menschen und stellte östlich des Gartens von Eden die Cherubim auf und das lodernde Flammenschwert, damit sie den Weg zum Baum des Lebens bewachten. (Gen 3,24)“

Aber ist es nicht interessant, dass das Paradies von einem "lodernden Flammenschwert" bewacht wird.. nein, dadurch wird er Zugang versperrt.

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