Samstag

13.05.2018 00:53

Krass, ich bin gerade voll auf Depeche Mode Interviews. Surfe da gerade bei Youtube etwas rum. Ich bin ja, was heisst ich, WIR sind ja mit Depeche Mode quasi aufgewachsen. Depeche Mode war schon damals in der DDR ungemein bekannt und wirklich geliebt. Keine Disco ohne mindestens 5 Depeche Mode Songs.

Ich bin ja der Meinung, dass wir in den 80ern und 90ern den Peak Bildung, Kultur, Zivilisation erlebt haben. Seitdem gehts bergab. Langsam, aber doch merklich geht alles irgendwie kaputt. In den 90ern haben noch über eine Million Menschen in Berlin zur Love Parade friedlich gefeiert. Von konnte von seiner Arbeit leben, die Jugendlichen kamen gut ausgebildet aus den Schulen und die Universitäten hatten wirklich was zu bieten. Die Nachrichten waren noch einigermaßen sachlich und ausgewogen, die Menschen grüßten sich noch auf dem Dorf und das Wetter war auch noch in Ordnung.

Hier in der Region war eine Hochburg der Technomusik und internationale Technostars tourten in London, Berlin, Paris, Köthen und Bernburg. Darüber hinaus hatte Köthen für die Jugend ein immenses Kulturangebot.

Ende der 90er kam dann die SPD und die Grünen an die Macht, führten Hartz4 ein und die Privatisierungen und irgendwie gehts seitdem bergab. Was nicht die Schuld der SPD / Grüne war, sondern es war eben der Peak Nachkriegszivilisation. Und die haben den schleichenden Niedergang eingeläutet.

Interessant ist, dass man im Grunde an allen Ecken und Enden echte Auflösungserscheinungen sehen kann. So ein Staat, der setzt sich ja laut Staatslehre aus Staatsgebiet, Staatsvolk und Staatsgewalt aus. Na ja, wenn man da mal genau hinschaut, dann muss man nüchtern feststellen, dass sich der Staat ganz langsam auflöst. Grenzen gibts nicht mehr wirklich, also auch kein wirkliches Staatsgebiet mehr, dass Staatsvolk schrumpft und wird nach und nach ersetzt (ist keine rechte Verschwörungstheorie, sondern wie hier im Blog schon mehrfach geschrieben, ja tatsächlich in ganz offiziellen Dokumenten nachzulesen) und die Staatsgewalt kann sich auch nicht mehr überall durchsetzten.

Weihnachtsmärkte, Kirmes und Innenstädte müssen zunehmend mit Böller gegen Angriffe gesichert werden, Messerstechereien haben fast epedemische Ausmaße angenommen, im Fernsehen läuft fast nur noch Propaganda und Russlandhetze und die Menschen sind heute im Schnitt 20% produktiver als in den 90ern, haben aber weniger zum Leben als damals.

Wie gesagt, die 80ern und die 90er, dass waren 20 Jahre Peak Zivilisation.

Jetzt kann man den Verfall beobachten. Man sieht, wie das Land langsam, schleichend, abgewickelt wird. Die Bevölkerung schrumpft, die Bildung wird immer beschissener, immer mehr sind funktionale Analphabeten, die Bewegungsfreiheit von Frauen, Juden, Mädchen, Schwule, Transsexuelle wird immer mehr beschnitten, die Armut nimmt immer mehr zu, die Schere zwischen arm und reich dito, die Politik scheint nur mehr ein einziger inkompetenter und lobbytreuer Haufen zu sein und der Rechtsstaat wird mehr und mehr ausgehöhlt.

Das ist ein schleichender, langsam voranschreitender Zerfall und eine langsame Degeneration.

Aber was will man machen? Man kann sich da nur zurücklehnen und beobachten. Im Grund emüsste man es auch alles irgendwie schriftlich festhalten, nicht nur elektronisch, sondern auch analog, damit die späteren Generationen das mal nachvollziehen können, was hier passiert ist. Alles elektronische kann man ja löschen...

Oh Gott, dann ist auch youtube weg und damit solche göttlichen Videos:

Genial!

Im Grunde ein großer Gottesdienst. Kein Wunder, dass die Kirchen genau dann massiv an Mitgliedern verloren, als die Pop- und Rockmusik aufkam. Diese Energie findet man eben nicht (mehr) in der Kirche...

Das ist auch gut:  www.youtube.com/watch?v=-_3dc6X-Iwo 

Wenn man nach so einem Konzert nach Hause geht, ist man wahrscheinlich Tage energetisiert und geht mit einem guten Gefühl aus der Konzerthalle. Kein Wunder, dass auch die Kirchentage irgendwie Rockkonzerte nachahmen wollen und Papst Benedikt in Köln damals (unverständlicher und fast perverweise) wie ein Rockstar gefeiert wurde. Was angesichts seines Mangels an Sexappeal schon fast was von Opaliebe hatte! *fgg*

Aber die jungen Kirchenleute wollen eben auch dies Energie, die ja eindeutig auch sexueller Natur ist. Und das hat damals beim über 80jährigen Papst etwas, nun ja, verstörend gewirkt. Aber wenn man sich anschaut wie sich Dave Gahan oder Freddy Mercury auf der Bühne bewegen, dann ist das eigentlich Sexappeal pur und dann nach die gute Musik dazu und fertig ist der Rockstar.

Gabs wahrscheinlich schon in der Urzeit, sowas. Musiker oder Sänger oder sowas in der Art. Aber im Grunde geht es eben immer auch um eine Anhebung der Energie, eine Befreihung aus den Mühen des Alltages und die Hoffung auf etwas Besseres.

Und wenn 60.000 Menschen 2 Stunden gemeinsam singen und auch noch Sexappeal dazukommt, also dass da die Kirchen seitdem schrumpfen ist eigentlich ganz natürlich.

Rock und Popkonzerte sind wahrscheinlich die Gottesdienste der Gegenwart.

Und wenn man sich dann manche Konzerte anschaut, gerade wo es schon etwas in Richtung Pornopop geht, dann fragt man sich schon, wem da gehuldigt wird.

Paul McCartney sagte einmal, Gott sei Dank haben sie fast immer über Liebe gesungen. Vielleicht waren sie deswegen die wohl bedeutenste Band der Welt.

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