Tag 9 karnivor.

21.01.2024 14:25

Ich bin immernoch rein tierisch unterwegs. Alles andere riecht bisher nicht anziehend. Aber ich merke, ich bekomme mal wieder Lust auf Gurke oder andere basische Lebensmittel. Ist ja auch vollkommen OK... Instinktiv halt. Der Körper sagt schon, was er braucht, oder was er nicht will.

So hatte ich heute irgendwie Lust auf Salz und habe mal etwas Meersalz in Wasser aufgelöst und es war echt gut! Der Körper sagt einem schon, was er braucht, wenn...

Ja, wenn es da nicht so ein richtig verführerisches Problem geben würde, was vieles wieder durcheinander bringt und über das ich schon seit 2012 immer wieder im Blog schreibe: Das Problem der Früchte.

Eine liebe Rohkostfreundin ist gerade in Thailand und dort gibt es ja diese ganzen Früchte, die man ansonsten nur mal im Internet bestellen kann.

Es hat sich dann eine Diskussion entspannt, an deren Ende ich die Frage gestellt habe, ob Zuchtfrüchte überhaupt in die Auswahl aufgenommen werden sollten.

Die Antwort ist jein.

Aber um mal grundsätzlich einen Versuch der Klärung zu unternehmen: Es gibt mittlerweile verschieden Hinweise, dass mit den Zuchtfrüchten der Instinkt schlicht nicht funktioniert.

Da haben wir als erstes dieses Hinweis:

Eine Affe ohne eine halbgeschälte Banane in der Hand – fast unvorstellbar, nicht? Doch im Paignton Zoo im südwestlichen England wurde den Affen ihre Lieblingsspeise aus gesundheitlichen Gründen gestrichen. Chefaufseherin Amy Plowman erklärt gegenüber dem «Herald»: «Menschen mögen ihr Obst süss und saftig – deshalb haben gezüchtete Früchte mehr Zucker und weniger Protein und Ballaststoffe als wilde Früchte. Wenn man die gezüchteten Früchte nun den Tieren gibt, ist das für sie wie Kuchen oder Schokolade für uns. »Der erhöhte Zuckergehalt könne zu Zahnproblemen, Diabetes und schlechter Verdauung führen. Als Alternative bietet der Zoo seinen Affen Gemüse mit viel Blättern an – die Affen hätten das gut angenommen und würden die Bananen gar nicht mehr vermissen. Sie seien so auch viel ausgeglichener und weniger aggressiv als sonst.

www.20min.ch/story/zoo-laesst-affen-keine-bananen-mehr-essen-682473979797

Hier scheitern also selbst rohe Affen an der Rohkost.

Dann der nächste Hinweis: Rohkostkinder.

Kinder gehen an die Sachen unvoreingenommen ran und wenn man sie lässt, dann, so die Theorie, essen sie instinktiv das Richtige. Die Praxis hat aber gezeigt, dass alle Kinder, selbst wenn sie von Geburt an roh waren, am Ende bei Daueressen und Datteln mit Honig ankamen. Süßer geht immer!

Auf der anderen Seite gab es vor 100 Jahren Experimente, wo man Kinder hat frei wählen lassen und sie entwickelten sich prima:

de.wikipedia.org/wiki/Self-selection_of_diet_by_young_children

Ziele der Studie

Clara Marie Davis war eine Kinderärztin aus Winnetka, Illinois, USA. Sie begann das Experiment 1926 im Mount Sinai Hospital in Cleveland. Davis suchte Antworten auf vier zentrale Fragen:

  1. Sind Kleinkinder, die noch nie Kontakt mit festen Lebensmitteln hatten, nach dem Abstillen in der Lage, aus einer Auswahl von natürlichen, ungemischten und ungewürzten Nahrungsmitteln ohne Hilfe durch Erwachsene ihre Nahrung auszuwählen, genug, um ihren Bedarf an Nahrungsenergie zu decken?
  2. Wäre die Auswahl rein kalorisch oder herrschten vorgefertigte Präferenzen vor; falls ja, wären diese vegetarisch, karnivorisch oder omnivorisch?
  3. Wie wäre die Verdauung dieser Kinder – ohne Störungen oder mit Übelkeit, Erbrechen, Diarrhö und Unverdautem im Stuhl?
  4. Wären Wachstum, Zahnung, Gewichtszunahme und generelles Wohlbefinden vergleichbar mit konventionell gefütterten Kindern?

Also in dem Fall: Können sich Kinder instinktiv richtig ernähren, wenn man sie frei wählen lasst und die Lebensmittel nicht würzt, mischt usw...

Also genau das, was man ja auch mit der instinktiven Rohkost beabsichtigt.

1928 veröffentlichte Resultate

Am Pilotprojekt nahmen nur drei Kleinkinder im Alter von 6 bis 11 Monaten teil, die Dauer war 6 beziehungsweise 12 Monate. Folgende Resultate veröffentlichte Davis 1928:

  1. Die Selbstauswahl einfacher natürlicher Nahrungsmittel ist eine sichere Methode für brustgestillte Kleinkinder nach dem Abstillen.
  2. Kinder dieses Alters sind imstande, einfache natürliche Nahrungsmittel (auch Fleisch und Innereien) zu verdauen.
  3. Die Verdauung der von den Kindern gewählten Lebensmittel war optimal.
  4. Die Nahrungswahl resultierte in optimalem Wachstum, Gewichts- und Knochenentwicklung, Muskulatur, Vitalität und Wohlbefinden.

1939 veröffentlichte Resultate

Die zweite Studie an 15 Kindern dauerte 6 Jahre, die Teilnahmedauer der einzelnen Kinder lag zwischen 6 Monaten und 4½ Jahren. Die 1939 veröffentlichten Resultate waren:

  1. Keines der Kinder wählte spontan eine Ernährung mit großen Mengen an Getreide oder Milchprodukten – entgegen der (noch heute gültigen) Lehrmeinung der Ernährungswissenschaft (die Basis der Ernährungspyramide).
  2. Keines der Kinder wurde während der Dauer der Studie über- oder untergewichtig.
  3. Alle Kinder entwickelten ein röntgenologisch nachgewiesen hervorragend kalzifiziertes Skelett und Muskulatur.
  4. Es etablierten sich nach kurzer Zeit Präferenzen, die für jedes Kind unterschiedlich waren und die auch mit der Zeit unvorhersehbar variierten (etwa Bevorzugung von rohem Rindfleisch während einer Infektionskrankheit (Pfeiffer'sches Drüsenfieber)).

Wie ich schon schrieb, Kinder gehen an die Sachen unvoreingenommen ran und wenn man sie lässt, dann essen sie instinktiv das Richtige.

Als Erwachsener kannste da nur zuschauen und lernen!

ABER!

Die Auswahl war alles andere als sexy nach gängigen Rohkostansprüchen:

Interessant ist hier, dass der Fokus eben vor allem auf Gemüse und Fleisch lag. Früchte wurden auch gereicht, aber die Auswahl war zu klein, um da in die Fresserei zu kommen.

Und die Kinder haben sich alle gut damit entwickelt.

Den Kleinkindern standen 34 Lebensmittel, jedes in einer separaten Schüssel präsentiert auf einem Tablett, zur Auswahl. Das Kind saß beim Essen auf dem Schoß einer Hebamme, die dem Kind das Lebensmittel dessen Wahl reichte, ohne es in seiner Entscheidung zu beeinflussen. Es wurden 3 (anfangs 4) Mahlzeiten pro Tag von je 25-30 min gehalten.

Also so, wie es eben in der rohen Ernährung auch sein sollte: Eine gewisse Auswahl. Kein Mischen, Würzen und Gemache und die Kinder frei wählen lassen. Dann beobachten und von den Kindern, die ja noch näher am Ursprung sind, lernen.

Wieso klappte das mit Rohkost nicht?

Die Antwort ist wahrscheinlich so einfach, wie sie banal ist: Zuviele süße Früchte irritieren den Körper anscheinend stark. In der Auswahl oben sind nur Bananen als süße Früchte gereicht wurden. Dafür aber extrem viel Gemüse und viel vom Tier.

Und mit dieser Auswahl klappt auch die Rohkost prima. Jedenfalls bei den Meisten. Wenn sie denn wollen.

So in etwa.

Mit Früchten, die noch nah am Ursprung sind. Himbeeren, Blaubeeren, Pfirsiche, die noch Bitterstoffe enthalten.

Das machen aber viele leider nicht. Und dann hat man die ganzen Probleme.

Im Chat hat ein Teilnehmer noch angemerkt, dass es in den Tropen eben auch viele Bakterien und Parasiten gäbe. Mir ist folgendes aufgefallen: Henryk hat mir von seiner Thailandreise erzählt. Da gab es auch monatelang recht vieles an Früchten und am Ende hatten viele der Leute dort offene Wunden, Eiterbeulen, Infektionen der Haut. Die Diagnose ist dann zumeist Staphylokokken.

In Costa Rica war es am Ende auch so. Viele hatten dort dann Infektionen der Haut (z.B. Hautausschläge, Abszesse, Furunkel). Da hatte ich Fotos, aber die Kamera wurde geklaut.

In Spanien im Herbst 2013 dito. Da gab es Cherimoyas ohne Ende. Die waren gerade reif, also wurde da auch entsprechend konsumiert. Auch da hatten viele Leute vor Ort recht schlimm aussehende Hautprobleme. Freund von mir hat es dann so schlimm erwischt, dass er eine Woche nicht laufen konnte und versorgt werden musste.

Da sah es schon wieder etwas harmloser aus. Es ging los mit einer kleinen Sache am Zeh, dann wurde der ganze Unterschenkel bis zum Knie dick und rot, dann bildetet sich so ein Abzess am Knie. Wir waren da ja einige Wochen.

Aber was gab es eben zuhauf?

Cherimoyas! Die lagen da nur so rum!

Mir scheint es auch, dass man in den Tropen eher solche Hautgeschichten bekommt, während im Norden der Zucker über die Bronchien ausgeschieden wird.

Im Norden sind ja eher die Erkältungskrankheiten die Regel. Im Süden dafür eben solche Infektionen der Haut.

Was ist nun mit Wildfrüchten?

Na ja, die sollten eigentlich gehen.

Eine Liste findet sich hier: de.wikipedia.org/wiki/Liste_von_Wildfr%C3%BCchten

Da haben wir Berberitze - kaum essbar. Mahonie - kenne ich nicht. Haselnuss - lecker. Akebie - kenne ich nicht. Blauschote - Zierpflanze - nie gesehen. Holunderberre - kaum essbar. Gemeiner Schneeball - ungeniessbar. Heckenkirsche - nicht essbar. Roter Holunder- geht gar nicht. Ginko - nie probiert. Hartriegel - ungeniessbar. Kornelkirsche - sehr lecker, astringierend als Sperre. Bärentraube - kenne ich nicht. Erdbeerbaum - kenne ich nicht. Heidelbeere, Moosbeere, Preiselbeere, Rauschbeere, Krähenbeere - sauer, aber essbar. Pinie, Kiefer - Samen essbar. Brustbeere - nicht einheimisch. Maulbeeeren - lecker! Blasenkirsche, Andenbeere (Physalis) - kann gut sein bei Bedarf. Sanddorn - pattsauer. Ölweide - Löschblatt mit einem Hauch Zucker. Pimpernuss - kenne ich nicht. Hagebutte der Hundsrose (Rosa canina) - sehr lecker! Felsenbirne - sehr lecker!!! Speierling - lecker!! Holzapfel - pattsauer. Aronia - essbar, lecker, geht in kleinen Mengen. Wildbirne - sehr holzig und stark astringierend. Weißdorn - wenig essbar. Brom- und Himbeere - gut essbar. Walderdbeere - gut essbar. In Minimengen. Blutpflaume - essbar. Haferpflaume - in Minimengen. Kirschpflaume - essbar, oft sehr sauer. Felsenkirsche - Minimengen, wird dann bitter. Lorbeerkirsche - Samen giftig (Blausäure). Traubenkirsche - in Minimengen essbar, bitter. Späte Traubenkirsche - sperrt nach Minimengen, Amerikaner. Steppenkirsche - gut essbar.  Vogelkirsche - essbar, bitter, Früchte kaum erreichbar, da sehr hochwachsend. Schlehe - pattsauer und astringierend. Elsbeere - kaum essbar. Mehlbeere - in Minimengen. Speierling - gut essbar. Vogelbeere - essbar, aber saubitter. Schwedische Mehlbeere - leckeres Wildobst. Mispel - sehr lecker bei Bedarf. 

Also man sieht, dass hier im Norden Früchten auf keinen Fall über den Rang einer leckeren Ergänzung hinausgehen. Also bleiben die anderen Produktgruppen. 

Und das sind die Wildkräuter, Gemüse, Meeresfrüchte, Algen, Fisch, Fleisch, Eier, Nüsse.

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