Trinkwasser wird knapp

05.06.2018 21:54

 Meldung des Tages:

Aufgrund der Trockenheit wird in Sangerhausen (Landkreis Mansfeld-Südharz) und Umgebung das Trinkwasser knapp. Um die grundlegende Versorgung der Bevölkerung dennoch zu gewährleisten, greift der zuständige Wasserverband Südharz nun zu ungewöhnlich radikalen Maßnahmen: Auf unbestimmte Zeit wird der Verbrauch von Trinkwasser erheblich beschränkt. – Quelle: https://www.mz-web.de/30566332 ©2018

rund der Trockenheit wird in Sangerhausen (Landkreis Mansfeld-Südharz) und Umgebung das Trinkwasser knapp. Um die grundlegende Versorgung der Bevölkerung dennoch zu gewährleisten, greift der zuständige Wasserverband Südharz nun zu ungewöhnlich radikalen Maßnahmen: Auf unbestimmte Zeit wird der Verbrauch von Trinkwasser erheblich beschränkt. – Quelle: https://www.mz-web.de/30566332 ©2018
Aufgrund der Trockenheit wird in Sangerhausen (Landkreis Mansfeld-Südharz) und Umgebung das Trinkwasser knapp. Um die grundlegende Versorgung der Bevölkerung dennoch zu gewährleisten, greift der zuständige Wasserverband Südharz nun zu ungewöhnlich radikalen Maßnahmen: Auf unbestimmte Zeit wird der Verbrauch von Trinkwasser erheblich beschränkt. – Quelle: https://www.mz-web.de/30566332 ©2018
fgrund der Trockenheit wird in Sangerhausen (Landkreis Mansfeld-Südharz) und Umgebung das Trinkwasser knapp. Um die grundlegende Versorgung der Bevölkerung dennoch zu gewährleisten, greift der zuständige Wasserverband Südharz nun zu ungewöhnlich radikalen Maßnahmen: Auf unbestimmte Zeit wird der Verbrauch von Trinkwasser erheblich beschränkt. – Quelle: https://www.mz-web.de/30566332 ©2018

Anders als wir bekommen die kein Wasser aus der Rappbodetalsperre. Und da wird nun, die haben noch längere Trockenheit als wir, das Trinkwasser rationiert, wenn man so will.

Ab sofort ist es in Sangerhausen und seinen Ortsteilen sowie im Südharz und in der Verbandsgemeinde Goldene Aue verboten, Gärten, Rasenflächen, Spiel- und Sportplätze, Parks, Hof-, Straßen- und Wegeflächen zu bewässern. Ebenso ist es untersagt, Fahrzeuge aller Art mit Trinkwasser zu waschen oder abzuspritzen. Weiterhin dürfen private Schwimmbecken nicht mehr mit Trinkwasser befüllt werden.

Das sind dann natürlich schon gravierende Einschränkungen, zumal wenn man den Garten nicht mal ab und an mehr bewässern kann. Der Landkreis leidet schon länger, so meine Beobachtung des Dürremonitors, unter schwerer und sogar extremer Dürre. Für alle, die dort mal hinwollen, oder nicht wissen, wo das ist: dort steht das Kyffhäuserdenkmal.

Was auch krass ist:

In einer orangen Fläche der schweren Dürre, gibt es einen Flecken, der sogar unter extremer Dürre leidet. Das ist die Gemeinde Dornbock. Kein Witz! Habs gerade anhand der Elbe mal genau nachgemessen. Es ist schlimm, aber hier ist es noch etwas schlimmer.

Dennoch haben wir bisher ausgezeichnet genertet. Riesige, butterweiche Kohlrabis, knackige Salate, schöne Frühlingszwiebeln und einiges mehr. Ich habe nicht übermäßig bewässert, aber im Frühling alle Beete mit ausreichend Kompost versorgt und sie ganz dicht bepflanzt, bzw. sie zuwachsen lassen. Das hat sich echt bewährt. Da sage ich mal Danke, Paul Kaiser.

Übrigends hat mich Thomas gestern auch folgenden Artikel (und Blog) hingewiesen: www.freizahn.de/2018/05/intensive-landwirtschaft/

Es gibt wirklich gute Blogs und der gehört dazu. Dort geht es um mögliche Krisen aufgrund von Ressourcenverknappung, alternative Landwirtschaft, um den Niedergang.

Ich finde das gut, wenn sich Menschen damit beschäftigen. Eben weil es eine mögliche Zukunft ist.

Jetzt kommt auch noch der Klimawandel hinzu. 1,5°C ist die Durchschnittstemperatur schon gestiegen und schon wird das Wasser stellenweise knapp und halbe Ernten verdörren.

„Alle Bürger sind angehalten“, betonte Parnieske-Pasterkamp, „den Wasserverbrauch so gering wie möglich zu halten und mit Trinkwasser sorgsam umzugehen.“ Anders könne der Verband die Wasserversorgung trotz der Hitze nicht sichern. Fast alle betroffenen Orte erhalten das Wasser aus Tiefbrunnen, einzelne auch aus Quellen. „Aufgrund der anhaltenden Trockenheit laufen unsere 27 Brunnen derzeit auf Volllast“, teilte Parnieske-Pasterkamp mit.

Bei 2°C und mehr beginnen dann auch in Deutschland die großen Probleme. Nochmal: hier sind immer auch Spätfröste möglich und wenn es vom Winter direkt in einen trockenen Sommer geht, ohne Übergänge, was soll dann noch wachsen? Das kann wirklich noch heiter (sic!) werden.

Aufgrund der Trinkwasserknappheit hatte man zwei Brunnen in die Versorgung einbeziehen müssen, deren Nitratwerte als zu hoch gelten. Sonst hätte man  die Trinkwasserversorgung in Sangerhausen schon Freitag nicht mehr in dem nötigen Umfang sichern können. Seit Wochen kaum Niederschlag in Sangerhausen „Wir müssen Brunnen in der Leistung senken, um die Nitrat-Grenzwerte verlässlich einzuhalten. Nur mit dieser Maßnahme können wir die allgemeine Wasserversorgung derzeit überhaupt sicherstellen.“

Was ist eigentlich, wenn mal die Rappbodetalsperre nichts mehr liefert? Oder nach zwei, drei Dürrejahren plötzlich leer ist? Die versorgt immerhin über 1 Million Menschen mit Wasser! Was dann? Die alten Brunnen reaktivieren? An sowas muss man angesichts der Entwicklung alles denken.

Man muss sich mal den Wahnsinn vor Augen führen: es ist damit zu rechnen, dass es heißer und trockener wird. Das heisst, dass auch vermehrt Grundwasser genutzt werden muss, um den Bedarf zu decken. Und was machen wir mit dem Grundwasser? Wir vergiften es mit (krebserregenden) Nitraten!

Trinkwasser wird in Deutschland größtenteils aus Grundwasser hergestellt. Doch Grundwasser ist häufig zu stark mit Nitrat belastet. Eine Ursache ist die stickstoffhaltige Düngung in der Landwirtschaft. Neben Mineraldünger werden Gülle aus Mastställen oder Biogasanlagen auf den Feldern ausgebracht. Der Anteil, den die Pflanzen nicht verbrauchen und der im Boden nicht durch Denitrifikation abgebaut wird, gelangt als Nitrat in das Grundwasser. 18 Prozent des Grundwassers in Deutschland hält den geltenden Schwellenwert von 50 Milligramm Nitrat je Liter nicht ein.

www.umweltbundesamt.de/themen/fakten-zur-nitratbelastung-in-grund-trinkwasser

Im Grunde müsste man hier sofort angesichts dessen, was da gerade in Sangerhausen passiert, die Notbremse ziehen und sich mal fragen, ob wir so weitermachen können. Aber hier kommt gleich mal die Beruhigungspille:

Doch die Wasserversorger stellen sicher, dass das Trinkwasser in Deutschland fast allerorten unbelastet ist. In (nahezu) allen Proben der amtlichen Trinkwasserüberwachung wird der Grenzwert von 50 Milligramm Nitrat pro Liter nicht überschritten. Um diesen Grenzwert einzuhalten, mischen die Wasserversorger häufiger unbelastetes mit belastetem Rohwasser, vertiefen oder verlagern Brunnen und schützen so das Trinkwasser und unsere Gesundheit.

Mein Lieblingsthema: ja, alles super, solange keine Krise kommt! Und nun haben wir in Sangerhausen die Krise und schon sieht man, autsch, die stellen garnichts mehr sicher, weil sie es aufgrund der krisenhaften Bedingungen nicht mehr können.

In der Krise sieht man immer, wieweit man wirklich ist und was man vorab versäumt oder wo man sich schlichtweg in falschen Sicherheiten gewogen hat.

Unser ganzes System lebt auf Pump. Nicht nur tatsächlich, denn alles Wachstum ist immer schuldenbasiert, da jeder Euro über einen Kredit ins System geboren wird. Sondern auch ökologisch. Hier leben wir auf Pump der Zukunft. Es wird produziert und konsumiert, als gäbe es kein Morgen und es wird das verbraucht, was eigentlich in der Zukunft noch zum Leben notwendig wäre.

So wird JETZT massiv Tierproduktion betrieben und die Gülle (etwas, was es so in der Natur gar nicht gibt) auf die Felder verklappt, die dann dort das Grundwasser belasten. Und zwar genau das Grundwasser, dass wir in Zukunft noch mehr und sehr dringend benötigen, falls es dann wirklich heisser und trockener wird.

Es ist leider nicht absehbar, dass dieser verrückte Wachstumssystem irgendwann in naher Zukunft mal nachhaltiger und gedeihlicher wird. Also zur Vernunft kommt.

Muss man sich klarmachen: es wird in Brasilien Soja angebaut. Das heisst, dort werden die Nährstoffe in der Pflanze gebunden und nach Deutschland gebracht, um hier verfüttert zu werden. Und dann werden sie ausgeschieden und landen auf dem Acker und später im Grundwasser. Das ist eine globale Umlagerung von Nährstoffen.

Natürlich exportiert D auch Nährstoffe in Form von landwirtschaftlichen Exporterzeugnissen. Und so werden Nährstoffe um den ganzen Globus transportiert. Und wenn man das Pech hat, mehr zu exportieren, als man importiert, dann verliert es ganzes Land nach und nach seine Nährstoffe. Gerade Brasilien könnte so ein Fall werden, wo irgendwann die Böden so ausgelaugt sind, dass nur noch eine karge Buschlandschaft entsteht und es nicht mal mehr für Bäume reicht.

Ich habe sowas mal in der Königsbrücker Heide gesehen. Dort gibt es Gebiete, da wachsen nur noch kleine krumme Kiefern. Früher haben die Menschen dort alles Laub als Dünger rausgeharkt, um den kargen Sandböden noch etwas abzuringen und dann kam es über die Jahrhunderte zur einen so krassen Nährstoffentzug, dass selbst solche anspruchslosen Arten wie Kiefern Krüppelwuchs aufwiesen. 200 Jahre alt, 1,50m hoch und krumm. Mehr ging nicht mehr.

Und mit solchen Exportländern ist es ja das gleiche. Die exportieren da im großen Stil ihre Nährstoffe ausser Landes. Und dort, wo sie ankommen, belasten die dann die Umwelt. Schlimmer noch: in den Exportländern werden zumeist große Mengen an Kunstdüngern eingesetzt, die dann dort das Bodenleben schädigen und nur kurzfristige Gewinne von einigen Jahrzehnten ermöglichen. Ist der Boden fertig, muss man neuen Wald roden und die karge Humusschicht verzehren.

Die Lösung wären lokale Stoffkreisläufe. Was auch geht, sind Nährstoffe aus dem Meer zu nutzten. Algendünger zum Beispiel, eben weil die Flüsse ja immer auch Nährstoffe ins Meer transportieren. Und zwar ganz natürlich. So düngen Grizzleys doe Wälder Kanadas quasi mit Nährstoffen aus dem Meer, einfach indem sie dort Lachse liegen lassen.

Selbst der Regenwald, in dem die Bären und Wölfe leben, profitiert vom Lachs. Die nach dem Ablaichen sterbenden Lachse zersetzen sich langsam und geben Nährstoffe frei, die der Lachsbrut im Fluss zugute kommt und viele Lachse werden von Bären und Wölfen aus den Flüssen und Bächen gezogen und in den Wald getragen, wo sie in Ruhe gefressen werden können. Hungrige Grizzlies können pro Tag 4,5 – 6 kg Lachs fressen und da sie die Fische nie ganz vertilgen bleiben Reste zurück, von denen sich noch Adler, Raben, Krähen und Möwen ihren Teil holen, ehe die Kadaver im Wald langsam verwesen und zersetzt werden. Innerhalb kurzer Zeit können Grizzlies und Schwarzbären 30 und mehr Lachse erbeuten, die teilweise direkt am Fluss gefressen werden, jedoch auch in den Wald hineingetragen werden, manchmal sogar 150 – 500 m weit. Ein Wolf kann in einer guten halben Stunde 10 – 12 Lachse fangen und ans Ufer tragen. Meist wird nur Gehirn und Kopf gefressen, der Rest bleibt häufig völlig unangetastet. Die Reste der Lachsmahlzeiten von Bären und Wölfen bleiben im Wald liegen, verwesen langsam und düngen den Wald. Die Nährstoffe der sich zersetzenden Lachse werden von den Pflanzen aufgenommen. Die lachsfressenden Bären und Wölfe werden somit zu „Gärtnern“ des Waldes, die von ihnen liegen gelassenen Lachskadaver fungieren als Düngerpakete. Vor allem der Meeresstickstoff ist essentieller Nährstoff für die riesigen Bäume entlang der Flüsse und in den Flussniederungen. Studien zeigen, dass 18 – 24 % des jährlichen Stickstoffs von Pflanzen und Bäumen entlang der Lachsflüsse über die sich zersetzenden Lachse aufgenommen werden können. In manchen Untersuchungen wurde mittels Isotopenanalysen festgestellt, dass sogar fast 80 % des Stickstoffs, den die Bäume aufgenommen haben, eindeutig aus dem Meer stammt, offensichtlich von den Lachsen. Es ist faszinierend, dass in einer beliebigen Nadel aus der Krone einer 80 m hohen Fichte Spuren von Meeresstickstoff, der aus den Lachsen kommt, nachgewiesen werden kann.

www.bears-and-more.de/pdfs/06.pdf

Was aber nicht geht, ist die Böden auszulaugen, mit Kunstdünger einige Jahrzehnte alles dort rauszuholen und die Nährstoffe quasi zu verkaufen, die dann irgendwann als Nitrate im Grundwasser eines ganz anderen Landes landen. Das ist nicht nachhaltig und kann nur zu Problemen führen.

Eine gut lesbare Zusammenfassung des Problems findet sich hier: netzfrauen.org/2015/07/20/krebsgefahr-durch-trinkwasser/

Mein Fazit: das derzeitige Wirtschaftssystem lässt die Menschen so handeln, dass die Probleme immer größer werden, man aber gleichzeitig nicht mehr aus dem Loch rauskommt, ohne gleichzeitig den eigenen Wohlstand zu gefährden. Der aber eh abnehmen wird, wenn man so weiter macht.

Oder kurz: Kapitalismus ist reif für den Schrottplatz.

Da muss was anderes her. Etwas Vernünftigeres. Etwas Gedeihlicheres.

Gerade habe ich noch eine Doku vom MDR gesehen, meine Oldies haben mich gerufen. Und da sprach man vom Aufbau einer gesunden Wirtschaft hier im Osten. Da merkt man mal, wie weit die von der Realität entfernt sind. Da wird sich gewünscht, so zu leben wie im Westen und das wird als gesund hingestellt, nicht bedenkend, dass es genau diese "gesunde" Wirtschaft ist, die nun immer mehr Symptome einer schlimmen Krankheit hervorruft.

Man hat da gar keine anderen Ideen mehr (und ist genau deswegen arm). Wie wäre es denn mal mit einer nachhaltigen Wirtschaft, mit geschlossenen Stoffkreisläufen, umlaufgesichertem Geld, einer Gartenkultur als Basis und vor allem mit korrigierten Anreizen, statt immer mehr Wachstum, Schuldgeld und vollkommen verkehrte Anreize.

Was für Herausforderungen!!!

Ich bin Tiger, ich liebe sowas! :-D

Man müsste mit einer Modellregion anfangen... und dann... was für eine Aufgabe! :-)

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