Vortrag Maaz

02.02.2018 01:28

Immer wieder gut!

Der Maaz spricht hier auch eine ziemliches Problem an, was ich gerade habe. Der meint am Anfang, dass Menschen, denen er geholfen hat in der DDR, regelrecht subversiv wurden, weil sie eben dann durch die Therapie selbstbewusster und seelisch gesünder waren und sich nicht mehr so abduckten vor dem Partei- und Spitzelstaat. Und wenn er heute Menschen hilft, dann haben die Probleme, sich in diese Leistungsgesellschaft einzugliedern.

Nun habe ich keine Psychotherapie gemacht, dennoch aber in den Jahren der Rohkost vieles aufgearbeitet und sehe mich heute als einigermaßen seelisch gesund an. Ich habe auch mal Tage wo ich trübselig bin, aber wenn die Sonne scheint ist es wieder vorbei. 

Ich kann auch aufbrausend und aggressiv werden, wenn mich was stört, oder wenn sich etwas für mich ganz falsch anfühlt, aber auch da ist es nicht von Dauer und ich habs auch schnell wieder vergessen. Das sind für alles keine wirklichen seelischen Leiden. Die hatte ich aber. Bei mir im Leben ist ja früher sehr viel Mist passiert und das war natürlich auch sehr belastetend und seelisch traumatisierend. Aber mit der Rohkost und der damit einhergehenden "Psychotherapie" wurde das alles Schritt für Schritt aufgearbeitet.

Na ja, und damit einhergehend merke ich wirklich, dass ich keine Lust mehr habe, mich zu verstellen, zu verkaufen, mich knechten zu lassen, mich tot zu arbeiten, großen materiellen Reichtümern hinterherzurennen und diesen anzuhäufen, ich habe keine Lust mehr auf komplizierte Beziehungen und auf das, was die Gesellschaft gerade so anbietet. Ich finde das einfach ganz schlechte Qualität!

Das ist ein Problem!

Wie der Maaz es sagt, finde ich gute Beziehungen sehr viel wichtiger. Sich mal Zeit nehmen für den Schwatz mit den Nachbarn, mit den Eltern, mit dem Bruder, mit den Freunden. Gute Beziehungen sind mir mittlerweile sehr viel wichtiger als Erfolg, Reichtum, Trallala.

Klar habe ich auch immernoch den Stachel, von dem der Maaz spricht und bin beim Sport so ein bisschen auf der Suche nach Grenzen. Aber es macht auch Spaß! Es ist keine Quälerei und Schinderei, kein sich selber fertig machen, wo ich dann heule, wenn ich Erfolg habe. Sondern es ist anstrengend, aber es macht Spaß und wenn es reicht, ziehe ich mich um und fahre heim. Und natürlich muss man von irgendwas leben. Ganz klar. Aber ich verschenke liebe was, als das ich irgendwie ein Geschäft machen will.

Ich habe wirklich gerade das Problem, dass ich nicht weiß, was mein Platz in dieser Welt ist.

Natürlich habe ich Interessen und Vorstellungen, so wie ich ja den Garten quasi aus dem Nichts erschaffen habe. Aber ich tingel auch gerne mal, mache einen Schwatz, gucke in die Sonne, gehe spazieren, setze mich hin und schaue einfach in den Himmel. Das sind einfach manchmal innere Bedürfnisse.

Aber sowie mal einer kommt, der Postbote, der UPS-Fahrer, der was für den Nachbarn bringt, die Firma, die vor zwei Jahren die Bäume geschlägert haben ... die sind alle irgendwie immer gestresst. Nie ist Zeit für ein Schwatz, nie ist Zeit, eine BEZIEHUNG aufzubauen. Jeder hat da den Zeitdruck, den Stress und den Chef im Nacken...und dem kann man nichtmal einen Vorwurf machen, und dann hetzen die weiter. Keine Zeit! Und es bleiben eben Beziehungen auf der Strecke. Die Beziehungskultur ist also auch da nicht vorhanden, oder eben schlichtweg Scheisse.

Natürlich ist das alles verständlich. Die Leistungsgesellschaft ist eben so! Aus. Es ist so.

Aber mir grault es vor diesem Hamsterrad. Ich weiss noch in Cottbus, da hatte ich eine nette Kollegin, und wir haben uns oft unterhalten. Aber das ist ja in so Büros wie im Knast. Da musste immer schauen, ob der Chef da glotzt und dumme Sprüche macht. Aber gerade solche Beziehungen sind es, oder Beziehungen generell, die das Leben lebenswert machen. Mensch sein heisst, gute Beziehungen haben. Und Gesundheit heisst für mich, gute Beziehungen wertzuschätzen, und schlechte auch zu beenden, wenns sein muss.

Ich glaube, dass viele Depressionen heutzutage daher stammen, dass die Energie, die aus guten Beziehungen kommt, nicht mehr da ist. Das Herz ist dann leer und einsam und das nimmt man als Depression wahr. Jeder trägt heute eine Maske, verstellt sich, plustert sich auf, will und muss sich oder irgendwas verkaufen, spielt eine Rolle. Das ist zwar im Osten noch sehr viel weniger verbreitet, aber auch da nimmt das zu.

Ich hatte mal eine Freundin, also so eine Kumpeline, da konnte ich sein wie ich war. Musste mich nicht verstellen. Und sie konnte sein, wie sie war. Ja, je mehr sie sie selbst war, desto mehr habe ich sie gemocht. Sie war witzig, selbstbewusst, hatte einen wunderbar schrägen Humor, hat viel gelacht, viel gesungen und hat beim gehen immer ihr Kinn keck in die Höhe gereckt. Die habe ich wirklich gemocht und sie mich. Ich denke, das war wirklich eine gute Beziehung. Ein richtiger Segen! Fast ein bisschen Seelenverwandschaft. So von Mensch zu Mensch. Da merkt man erstmal, was wirklich zählt im Leben. Dagegen verblassen plötzlich materieller Reichtum, Auto, Bla bla bla... da merkt man erstmal, was für die Seele und das Herz wirklich wichtig ist.

Beim Sport sind wir jetzt auch eine recht angenehme Truppe. Da haben sich auch schon gute Beziehungen entwickelt. Das merkt man, wenn man gerne hingeht. Und auch in der Rohkostszene habe ich ein paar gute Freunde. Aber ich kann durchaus auch alleine sein. Das macht mir auch nichts aus. Ich empfinde mich selber als angenehme Gesellschaft. :-D

Ja... und wie passt man dann in diese Leistungsgesellschaft? Stress, Wachstum, Geld, Leistung, Karriere, sich verkaufen, sich gut darstellen, den Lebenslauf frisieren, sich aufplustern. Das empfinde ich mehr und mehr als hohl. Ich sehe das so am Garten: da arbeite ich und der wirft dann recht viel ab. Zumeist viel mehr, als wir zusammen essen können. Da herrscht dann zeitweise richtiger Überfluss. Und dann frage ich mich wirklich: wieso sollte ich da jetzt noch mehr arbeiten? Also im Garten?

Aber in der Wirtschaft ist das eben so: jedes Jahr 3-5% Wachstum wollen ja alle Firmen. Mindestens.

Und ich frage mich immer: wer soll das denn alles kaufen? Die Läden sind voll, die Menschen schon fett und krank vom Überfluß, die Meere vermüllt, es gibt einen Haufen Arbeitslose, die keiner mehr braucht und IMMERNOCH muss es mehr werden!

Und da frage ich mich mittlerweile: wie passe ich da noch rein?

Das ist gerade wirklich ein Problem für mich!

Wenn man seelisch gesundet, sieht man die Verrücktheit der Welt umso deutlicher. Wenn man da drin steckt und mitmacht, merkt man es nicht (aber man leidet). Ich hatte eben mit meinem fast Burn Out oder auch richtigem Burn Out diese Heilkrise, die eben auch das gesündere Leben zur Geltung brachte.

Und nun bin ich gesünder und passe nicht mehr rein!

Na prima!!

:-D

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