Weiteres Symptom der Krise

03.07.2017 22:54

www.heise.de/tp/features/Raubfische-am-Ende-3760874.html

Wegen Überfischung und rücksichtsloser Bejagung stehen zahlreiche Hai- und andere Fischarten kurz vor dem Aussterben.

Ich bin ja schon lange der Meinung, dass wir uns am Ende selber auffressen, wenn es kein Umdenken gibt. Stichwort Soylent Green.

Glaubt man dem alle zwei Jahre erscheinenden Status-Bericht der FAO, sind etwa ein Drittel der weltweiten Bestände überfischt, Tendenz steigend. Zum Vergleich: Zu Beginn der 1970er Jahre waren nur etwa zehn Prozent der Bestände überfischt. Aktuell ist der Fischverbrauch pro Kopf und Jahr auf mehr als 20 kg gestiegen - das ist doppelt so hoch wie in den 1960er Jahren. So wurden 2014 weltweit 93 Millionen Tonnen Fisch gefangen. Dem entsprechend sind die Exportumsätze des Sektors auf 148 Milliarden Dollar gestiegen (zum Vergleich: 1976 waren es noch acht Milliarden).

Ich persönlich habe den Fischkonsum schon sehr eingeschränkt. Also ganz selten mal Heilbutt, weil teuer und oft gefroren. Ab und zu mal eine Makrele. Also auf 20kg komme ich wohl schon lange nicht mehr. Aber auf 10kg sicherlich.
Gerade in Frankreich mag ich gerne mal Schwertfisch. Aber das reicht dann auch wieder für eine Weile. Wahrscheinlich, weil man damit auch ziemlich viele Schwermetalle aufnimmt und man die dann erstmal wieder entgiften muss.

Besonders im Mittelmeer und im Schwarzen Meer sind fast zwei Drittel der Bestände überfischt, vor allem bei Seehecht, Seezunge und Seebrasse. Umweltorganisationen schätzen, dass jährlich rund 100 Millionen Haie getötet werden. Zum Beispiel Hammerhaie im Nordatlantik: Ihr Bestand ist von 1986 bis 2000 um fast 90 Prozent gesunken. Riesenhai, Walhai und Weißer Hai stehen schon länger auf der Liste der gefährdeten Arten, fünf weitere Arten wurden vor einigen Jahren in das Washingtoner Artenschutzabkommen aufgenommen. Seit Oktober 2016 stehen auch Seidenhaie, Fuchshaie und Teufelsrochen auf der Liste.

Auch hier wieder: man weiß das ja alles nicht erst seit gestern und dennoch ändert sich nichts. Das ist das eigentlich Erschreckende. Und hier verweise ich als Erklärung eben wieder auf das Wirken der Megamaschine. Die muss brummen und laufen und dazu gehört eben auch die Fischerei und die dazugehörige Technik.

Bei den Haien sieht man aber auch mal, wie die Wechselwirkungen in maritimen Ökosystemen sind:

Etwa 400 Millionen Jahre hielten Haie das ökologische Gleichgewicht der Ozeane aufrecht. Als "Meerespolizisten" halten sie die Anzahl der in den Riffen lebenden Tiere in Schach. Ohne die Haie würden sich die Tiere derart vermehren, dass die Riffe komplett abgefressen würden. Wie australische und kanadische Forscher herausfanden, würde das Verschwinden der Riffhaie an der Nordwestküste Australiens außerdem dazu führen, dass sich die mittelgroßen Räuber vermehren und die Algen fressenden Papageienfische ausrotten würden. In der Folge würden die jungen Korallen komplett von Algen überwuchert.

Und DAS ist ja eigentlich der Oberhammer:

Neben der Fleischgewinnung werden Haie auch aus reinem Freizeitvergnügen gejagt. So wurden der Umweltorganisation SAVE zu Folge alleine vor der Ostküste der USA geschätzte 2,5 Millionen (meist Tiger- oder Blau-) Haie von Sportanglern gefangen. Lebendig am Haken mit dem Boot mitgezogen oder mit scharfen Haken traktiert, sterben sie einen qualvollen Tod. Kleinere Haie werden von Tauchern oft mit der Harpune getötet.

Das finde ich ein absolutes Unding, wenn man nur aus Spaß und Freude andere Tiere traktiert. Wenn man sie dann noch isst, ok, aber einfach so aus Spaß rumangeln oder jagen. Totaler Schwachsinn! Irgendwie pervers.

Und auch diese unsägliche Schleppnetzfischerei gehört eigentlich verboten.

Unter der Intensiv-Fischerei mit Schleppnetzen und der Zerstörung des Meeresbodens leiden nicht nur die empfindlichen Unterwasser-Lebensgemeinschaften. Zahllose Haie und Rochen, Großaugen- und Gelbflossenthun und andere Arten, deren Bestände teilweise überfischt sind, landen in den Netzen. In der Hochseefischerei werden Fische mit Langleinen und Treibnetzen sowie mit bis zu 2000 Metern langen Ringwaden gefangen.

Und auch das ist einfach nur in einer absoluten Überflussgesellschaft möglich, bzw. ist direkte Folge der damit verbundenen Denkweise:

Laut Schätzungen der UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft werfen Fischer jedes Jahr 600.000 Tonnen Hai über Bord. Häufiger Beifang sind Meeresschildkröten, Meeressäuger, Seevögel, Haie und Jungfische. Meistens schwer verletzt, gehen die Tiere qualvoll zugrunde. Besonders viel Beifang verbraucht die Jagd auf Thunfisch. So waren im März 2017 auf einer nächtlichen Thunfischjagd vor La Palma rund 50 Fischerboote unterwegs, von denen einige bis 5000 kg Fisch an Bord gezogen hatten

Wir haben nun 2017 und wie lange reden die schon über das Thema? Jahrzehnte? Und dann das:

Unlängst appellierte auch der NABU an Mitglieder des Bundestages, den Ausverkauf der Nord- und Ostsee zu verhindern. Eine nachhaltige Fischerei würde unsere Meere gesund und Fisch als hochwertiges Nahrungsmittel erhalten, erklärt Dr. Gerd Kraus vom Thünen-Institut für Seefischerei in Hamburg.

Also das ist schon der Hammer. Aber man sieht eben wieder, um was es geht: nur ums Geld. Um NICHTS anderes. Und wieso muss das der NABU erst argumentieren? Das ist doch eigentlich selbstverständlich, dass man nachhaltig wirtschaftet. Aber es ist eben immer wieder darauf zurückzuführen, dass sich die Megamaschine drehen muss. Immer schneller. Wie will man da auch nur irgendwas nachhaltig gestalten? Das geht überhaupt nicht.

Mittlerweile gibt es bereits eine Trendwende in der EU-Fischereipolitik: Die Überfischung in europäischen Gewässern bis 2020 zu beenden, hält der Fischereibiologe für ein erreichbares Ziel.

Da reden wir dann mal in drei Jahren drüber.

Aber es ist eben genau das, was der Dr.Maaz anspricht: die Krisen kommen überall hoch und wir können nicht so weiterleben, machen es aber doch. Er ist ja auch am Ende seines Vortrages sehr pessimistisch, was die Gesellschaft als Ganzes angeht und ich teile diesen Pessimismus.

Die Autorin Ulrike Hermann hat ja ebenfalls festgestellt, dass von den 14.000 Wirtschaftswissenschaftlern in Deutschland kein einziger einen Übergang vom aktuellen Neoliberalismus zu einer der vielen erdachten anderen Wirtschaftsformen erforscht.

Man lässt die Megamaschine einfach laufen. Das kann nicht gut gehen!

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