Wildäpfel

17.09.2015 21:57

Bisher dachte man ja immer, dass die einheimischen Äpfel aus den ungeniessbaren Holzäpfeln gezüchtet wurden, aber neueste Forschungen zeigen, dass sie wohl von Wildäpfeln abstammen, die in Kasachstan große Apfelwälder bilden und dort bis 300 Jahre alt und älter werden. Diese reinen Wildäpfel sind unglaublich divers und bringen unter anderen auch Früchte hervor, die man ohne zu zögern im Bioladen oder auf dem Markt verkaufen könnte. Gleichzeitig sind sie unglaublich robust und lebenskräftig.

Bei diesen Wildäpfeln handelt es sich auch um eine echte Urfrucht! 

Im Hochgebirge Tian Shan in Kasachstan wuchsen vor 165 Millionen Jahren vermutlich die ersten Apfelbäume der Erde. Ist dies die Heimat des Apfels aus dem Garten Eden? Es ist auf jeden Fall die Heimat des Asiatischen Wildapfels "Malus sieversii". Der dichte Wälder bildende Apfelbaum kann über 30 Meter hoch und etwa 300 Jahre alt werden. Die Äpfel gibt es in verschiedenen Variationen, darunter äusserst schmackhafte. Und diese Äpfel haben einen grossen Vorteil verglichen mit anderen Apfelsorten. Sie zeichnen sich durch eine aussergewöhnliche Resistenz gegen Krankheiten aus, besonders gegen die am meisten verbreitete aller Apfelbaumkrankheiten, den Schorf. Was ist das Geheimnis ihrer Widerstandskraft? Der kasachische Wissenschaftler Aymak Djangaliev hat sein ganzes Leben der Erforschung und dem Schutz des "Malus sieversii" gewidmet. Dank seiner spannenden wissenschaftlichen und historischen Untersuchungen konnte er aufzeigen, dass der ursprüngliche Apfel eine Genkombination besass, die im Laufe seiner Domestikation und auf der Reise von Asien nach Europa verloren gegangen ist. Darüber hinaus beschäftigt sich Djangaliev mit den Möglichkeiten, die sich aus der Entdeckung dieses Apfels ergeben. Könnte man nicht -- nach dem Vorbild der in Frankreich entwickelten Apfelsorte "Ariane" -- den "Malus sieversii" zu Kreuzungen nutzen, aus denen Bioäpfel mit natürlichem Schorfschutz hervorgehen?


 

Somit gehört der dieser Apfel, und der Apfel im Allgemeinen wohl zu den echten Urfrüchten. Jetzt müsste man nur noch die essbaren Wildformen irgendwo herkriegen. Apropos essbar: man geht davon aus, dass durch Bären eine Selektion hin zu größeren und schmackhafteren Variationen stattgefunden hat. Die Bären haben wahrscheinlich zumeist diese Früchte bevorzugt, so dass hier mit der Zeit eben auch "richtige" Äpfel, also solche, die auch für den Menschen essbar waren, entstanden. 

Und irgendwann hat dieser die dann entdeckt und die schmackhaftesten Variationen kultiviert. Aber offensichtlich ist der normale Apfel, zumindest die alten Sorten, noch gar nicht so weit weg von der Urform, wenn man sich die im Video gezeigten Variationen anschaut. Die sehen ja wirklich aus wie aus dem Laden.

Ich finde die Tatsache, dass es essbare Apfelwälder gibt, die wild wachsen und essbare Früchte tragen, und dazu schon Millionen von Jahre alt sind und die dazu noch "wie aus dem Laden" aussehen, ungeheuer spannend. Man fragt sich sofort: gibts die auch irgendwo zu kaufen, um sie zu pflanzen? Wäre ja tolles essbares Wildobst (zumindest bestimmte Variationen). Oder vielleicht mal den "Ariane" probieren?

Nichts desto trotz ist auch wieder ein Rohkostmythos etwas entzaubert, nämlich dass die heutigen Kultursorten aus einem fast ungeniessbaren Urapfel gezüchtet wurden (OK, dass mag sogar stimmen, aber es waren wohl Bären, die diesen Job gemacht haben). Nein, sie stammen von zum Teil sehr gut essbaren Wildformen aus Kasachstan ab. Und obwohl sie natürlich einer Selektion unterworfen waren durch menschliche Züchtungsprozesse, sind sie offensichtlich nicht ganz so weit weg von ihrer Urform, als wie es gewesen wäre, wenn sie aus den Holzäpfeln gezogen worden wären. Alte Sorten dann wohl sogar noch mehr.

Im Habitus ist er dem Kulturapfel (Malus domestica) recht ähnlich. Seine Früchte sind die größten von allen wilden Apfelarten; sie werden bis zu 7 cm groß. Ihr Geschmack ist unterschiedlich und reicht von sauer bis süß. Die Früchte einiger Exemplare des Asiatischen Wildapfels aus dem Tianshan-Gebirge sind sehr wohlschmeckend und durchaus mit dem Kulturapfel vergleichbar.

Weitere Infos: de.wikipedia.org/wiki/Asiatischer_Wildapfel

Lange Zeit nahm man an, dass der Kulturapfel (Malus domestica) als - möglicherweise zufällig entstandene - Hybride aus zwei oder mehreren natürlichen Arten der Gattung Malus entstanden sei. Jüngere DNA-Analysen von Barrie Juniper von der pflanzenwissenschaftlichen Abteilung an der Universität Oxford und anderen ergaben allerdings, dass diese Annahme wahrscheinlich unzutreffend ist. Grundlage von DNA-Analysen waren Blätterproben von Exemplaren des Asiatischen Wildapfels, die an den Nordhängen des Tianshan-Gebirges im Grenzgebiet zwischen Nordwestchina und Kasachstan gesammelt wurden.

Da die Proben mehrere Gensequenzen mit dem Kulturapfel (Malus domestica) gemeinsam hatten, geht man heute davon aus, dass der Kulturapfel direkt vom Asiatischen Wildapfel - ggf. mit Einkreuzung des Kaukasusapfels (Malus orientalis) abstammt.

Der Genetiker Barrie Juniper vertritt die These, dass die Braunbären des Tianshan-Gebirges in Jahrmillionen für die Selektion von besonders wohlschmeckenden Exemplaren von Malus sieversii gesorgt haben. Denn sie fressen vor allem von süßen Äpfeln. Wenn sie ihren Kot an zahlreichen Stellen absetzen, können die in ihm enthaltenen Samen dieser Apfelbäume keimen und werden so verbreitet.[3]

Der Bär ist also auch nur ein Mensch! :-)

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