An der Grenze

09.06.2018 20:52

So langsam laufen wir am Anschlag. Sowohl mental, als auch körperlich. Ich habe ja die letzten neun Wochen quasi komplett durchgearbeitet. Angefangen im April mit der Vorbreitung der Beete bis heute, wo ich im neuen Gewächshaus Beete für die Melonen angelegt habe.

Das alles war aufgrund der Hitze und der Sonne doppelt anstrengend. Wir haben ja schon seit neun Wochen Sommer. Heute hat es zwar mal kurz geregnet, aber das war wieder eher ärgerlich, weil ich die Tomaten schnell unterstellen musste, hat aber ansonsten nichts gebracht. Es gab am Morgen 1mm und nachmittags nochmal 1mm Niederschlag. Der war innerhalb von 10 Minuten verdunstet.

Und die letzten Wochen waren stressig, weil ich eben für die Tomaten und Melonen noch ein Gewächshaus gebaut habe. Und das musste eben fertig werden, bevor mir die Pflanzen "über den Kopf wachsen". Dazu das permanente Bewässern, Gießen, Sprengen. Und dann wieder Sonne, 33 Grad, null Regen.

Wenn ich keinen Garten hätte... super. Ewiger Sommer. Besser wie in Frankreich! Sonne von April bis September. Immer warm. Costa Rica lässt grüßen. Wieso also auswandern? Hier herrscht in den "neuen Jahren" nun monatelanger Sommer.

Ich habe ja schon mal geschrieben, dass ich als Jugendlicher erlebte, wie quasi von einem Jahr aufs andere der Winter weg war. Bis ich Teenager war, gab es hier richtig lange, harte Winter. Mit Eishockeyspielen, viel Schnee und oft richtiger Kälte. Dann war der Winter von einem Jahr aufs andere weg. Ich erinnere mich noch, wie wir dann als Jugendliche auf der Straße mit Holzschlägern und Coladosen "Eishockey" spielten, weil der Teich nicht mehr zufror. Plötzlich ar alles anders. Und danach kam der Winter auch nie wirklich wieder. Klar, ansatzweise gab es den schon noch, aber nie wieder so wie früher. Plötzlich gab es diese Winter, wo es keinen Frost mehr gab, wie 2006/2007 wo ich als Student bis Weihnachten kurzärmelig gearbeitet habe und wo die Tauben in Februar anfingen zu balzen. Und diese Winter haben zugenommen, während die echten Winter, die den Namen noch verdienen, abgenommen haben.

Gleichzeitig wurden die Sommer immer wärmer. Und auch jetzt wieder. 33 Grad waren es heute. Gestern 32. Sowas gab es früher eigentlich nie und wenn, dann im Juli, August. Ich erinnere mich noch, dass es nur ganz selten mal hitzefrei gab. Damals musste es um 10 Uhr morgends 25°C am Thermometer oben in der ersten Etage vor dem Büro des Direktors geben. Und das war immer mal kurz vor den Sommerferien der Fall. Also mal in der letzten Juniwoche. Dann gab es mal hitzefrei. Und heute? Da hätten wir schon Ende Mai / Anfang Juni das erste Mal hitzefrei bekommen. Und das nicht einmal in einem Schulleben, sondern eben mittlerweile jedes zweite oder dritte Jahr.

Und dann diese Trockenheit!

Ich befürchte, daß, so wie plötzlich der Winter weg war, nun plötzlich der Regen weg ist.

So wie von einem Jahr aufs andere plötzlich die Winter weg waren, vermute ich, dass 2016 das Jahr war, in dem plötzlich der Regen weg blieb.

Das heißt nicht, daß es nun jedes Jahr so ist, sondern daß es nun eine andere Gesamtsituation gibt, wo solche Jahre häufiger werden. So wie die Winter nun immer milder werden, so werden die Sommer heißer und trockener. Und nicht nur die Sommer, vor allem auch der bisher eher feuchte Frühling (April, Mai, Juni).

Hier wiederholt sich mehr oder weniger 1:1 das Jahr 2016, als es schon Anfang April ein Sommergewitter gab, es also direkt und ohne Übergang vom Winter in den Sommer überging, der Mai arschtrocken und heiß war und es Anfang Juni 38°C hatte (im August nochmal, dokumentiert hier: rohkost4.webnode.com/news/impressionen/) und es monatelang nicht wirklich regnete. Nur hatten wir damals Glück und es gab Ende Mai ein Gewitter, das ordentlich Regen brachte, bevor es wieder heiß wurde. Das gab es heuer auch, nur ist es aber 20km südlich von uns langezogen.

Irgendwas ist hier ganz entschieden gekippt. Der Wind kam in den letzten neuen Wochen nur ganz selten mal aus Westen. Früher die Hauptwindrichtung. Gewitter kommen nun von Süden, satt von Westen, Regen? Früher was ganz normales, heute eine absolute Seltenheit. Dafür Sonne, Sonne, Sonne, Sonne. In Deutschland, wohlgemerkt. Nicht Cran Canaria oder Spanien.

Ich hatte am 22.5. schonmal das 14-Tage Wetter verlinkt: rohkost4.webnode.com/news/dor/

Damals war die Vorhersage ja Sonne satt und heiß. Und so kam es mehr oder weniger.

Und heute siehts so aus:

Warum ich da so viel drüber schreibe: ich finde es unfassbar!

Mein Gehirn kann seinen Windungen nicht um dieses Thema wickeln. Es ist für mich unbegreiflich, wie mehr oder weniger rasant sich das Klima so rapide verändert. Wie es innerhalb so kurzer Zeit solche dramatischen Veränderungen gibt. Das fasse ich einfach nicht. Wetter, dass war etwas, was man vorhersehen konnte. Deutschland? Eher kühl, wenig Sonne, oft Regen, aber manchmal auch schöne Sommer, wenn man Glück hat.

Und nu?

Und genau diese Veränderung fasse ich nicht. Das sowas überhaupt möglich ist, dass solche Veränderungen so schnell einsetzen und so dramatisch sind. Für mich ist das unfassbar und noch unfassbarer ist es zu beobachten, dass nicht überall die Menschen laut aufschreien und rufen: Leute, hier stimmt doch was nicht!!! Wenn wir wirklich die Verursacher sind, und hier glaube ich dem Lesch einfach mal, dann müssen wir doch sofort nachdenken und diese jetzt schon dramatische, weil lebensfeindliche, Veränderung abbremsen.

Lebensfeindlich, weil es entweder heiß und trocken ist, oder es gibt Unwetter mit Überschwemmungen:(www.wetteronline.de/wetterticker)

Das Wetter hat sich zu einer Waffe entwickelt!

Erst ausdörren, dann ertränken.

Von einem Extrem ins andere.

Und hier fällt mir immer wieder Paul Watson ein:

"Wir befinden uns mitten in einer Periode des großen Artensterbens, dennoch sind die meisten Menschen blind dafür. Sie sind so beschäftigt mit ihrem trivialen Zirkus, den anthropozentrischen Zeitvertreiben, Sport, Kunst, Klatsch, Politik, Wein, Essen und Unterhaltung. Die Menschen fiedeln, während die Erde brennt."

~Captain Paul Watson, SEA SHEPHERD

Also mich erschreckt das.

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