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08.11.2015 12:47

Interessanter Vortrag von Albrecht Müller

Zum Sonntag mal was zum NACHDENKEN! :-D

... und sehr interessante Betrachtungen zum Thema Flüchtlinge von Diego Fusaro aus Italien. www.youtube.com/watch?v=w-vopNqUPb4

Dazu passend: deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2015/11/08/merkel-will-in-afrika-fuer-einwanderung-nach-deutschland-werben/

Tja, so sieht es aus in Deutschland im Jahre des Herrn 2015. 

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06.11.2015 15:42

Der amerikanische Traum

Der Kapitalismus frisst seine Kinder:

Bis 2013 würden statistisch 96.000 Weiße im mittleren Alter noch leben, wenn die Lebenserwartung auf dem Level von 1998 geblieben wäre. Und wenn die Lebenserwartung wie eigentlich erwartbar weiter kontinuierlich gestiegen wäre, wären statistisch fast eine halbe Million Menschen nicht gestorben. Die Mortalitätsrate der Schwarzen im mittleren Alter ist weiter höher als bei den Weißen, aber die Kluft schließt sich,  

Auffällig ist, dass ein Anstieg vor allem bei Medikamenten wie Antidepressiva, lipidsenkende Mittel, Protonpumpenhemmer und Muskelrelaxantien zu beobachten ist. 8 von 10 der am meisten verschriebenen Medikamentengruppen dienen zur Behandlung von kardiometabolischen Erkrankungen. Die Autoren vermuten, dass dies mit dem Anstieg des Übergewichts oder Fettleibigkeit zusammenhängen dürfte. Interessant ist, dass Weiße deutlich mehr verschreibungspflichtige Medikamente als Latinos einnehmen.

www.heise.de/tp/artikel/46/46471/1.html

Das ist dann eben die Schattenseite einer Gesellschaft, die immer nur auf Wachstum und Produktivitätssteigerung setzt und die Menschen als Produktionsfaktoren und Humankapital betrachtet. Wo man im Job funktionieren muss oder erst garkeinen hat. Wo man oft vom Verdienst nicht mehr leben kann und sich billig produzierte Lebensmittel kaufen muss, die man sich zum Stressabbau dann übermässig reinzieht. 

Obwohl die Sonne scheint, leben wir doch seit Jahrhunderten in der Dunkelheit. 

Aus meiner Sicht ist es deswegen wirklich wichtig, sich auf die Dinge zu konzentrieren die wirklich wichtig sind und Alternativen zu unterstützen, die Wege abseits der ausgetretenen Wachstumspfade in die Zukunft weisen. Und davon gibt es ja so einige. Carstens Finca hier in Nerja gehört auch dazu!

Viele alternative Projekte finden sich hier: www.berndsenf.de/Links.htm#alternativen

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05.11.2015 16:30

Interview

Hier noch ein nettes Intervies über Ernährung mit viel Obst und Gemüse. Selbst der "Normale" kommt auf die selben Trichter wie der Rohköstler. Stichwort Reife, Nährstoffgehalte, Supermarktware usw usw. Machen zwar auch wieder Werbung für ihren Kram, aber dennoch ganz sehenswert. 

Oh, ich vermisse meinen Garten!!!

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05.11.2015 16:21

Künstliche Vitamine

Wieder ein schöner sonniger Tag in Nerja, Südspanien. Sonne scheint, angenehme 24 Grad und nichts wirklich zu tun. Na gut, dann kann man sich ja mal Gedanken machen, ob zum Beispiel eine Supplementierung bestimmter Vitamine und Mineralien Sinn macht. 

Wie komme ich auf dieses Thema? 

Ganz einfach: ich habe beobachtet, dass in vielen Rohkosthaushalten doch das ein oder andere künstliche Präperat zu finden ist. 

Aber wieso? 

Nun, aus meiner Sicht ist das grösste Problem erstmal, dass oft ein tiefes Misstrauen gegen die eigene Rohkostpraxis besteht. Man vertraut der Natur zwar, aber doch nicht ganz. Und dieses Misstrauen kommt einerseits auch daher, weil auf einer körperlichen Ebene wirklich etwas fehlt und / oder im Ungleichgewicht ist. Man SPÜRT es eben! Und dann kommt es eben zu einem Gefühl des latenten Misstrauens gegen die eigene Ernährungsweise. Oder man hat sich schon die Probleme durch einen gravierenden Mangel an Vernunft angegessen und meint dann, mit künstlichen Präperaten Abhilfe zu schaffen. Dann sucht man eben im Aussen nach irgendwelchen künstlichen Lösungen, statt die eigene Versorgung zu optimieren. Oder aber, man steht weiter unter dem Einfluss der Moderne, die die Natur ja oft als bedrohlich und gefährlich beschrieben hat und dem Menschen vom Naturinstinkt entfremdet hat.

Nur darf man natürlich nie vergessen, dass alle Präperate im Grunde Laborwaren sind, sprich künstlich hergestellt wurde. Ausnahme sind wohl bestimmte B12 Präperate:

Bei Vitamin-B12-Präparaten kann man überdies Methylcobalamin wählen. Dieses wird meist mikrobiologisch hergestellt, stammt also - genau wie das natürliche B12 - von Mikroorganismen und entspricht exakt der im Körper vorkommenden B12-Form. 

Und vielleicht irgendwelche Kalziumpräperate, wo wirklich nur ein Ausgangsstoff entsprechend fein gerieben wird (zum Beispiel grüne Tonerde). Aber selbst da sind oft Beimengungen enthalten, um ein Verklumpen zu verhindern oder andere, eher technische Anforderungen zu gewährleisten. Also muss man auch da aufpassen. Für den Rest gilt: künstlicher Schrott. Dennoch finden sich diese Produkte in so manchem Rohkost-Haushalt.

Folgende Probleme können sollten aber bedacht werden:

 Die herkömmlichen Nahrungsergänzungen bestehen meistens aus synthetisch hergestellten Vitaminen und isolierten Mineralstoffen und Spurenelementen. Der Mensch hat sich jedoch über Millionen von Jahren an die Verdauung von natürlicher Nahrung angepasst und seinen Stoffwechsel auf natürliche     Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente eingestellt.    Unser Körper kann daher zwischen natürlichen und künstlichen Stoffen unterscheiden, was     für manche Stoffe sogar wissenschaftlich belegt ist (Beispiel Vitamin E, weiter unten im Text). Darum haben natürliche Mittel so gut wie keine Nebenwirkungen, wohingegen künstliche Vitaminpräparate krank machen können.

Viele Menschen glauben, dass künstlich hergestellte Stoffe die gleiche chemische Struktur haben wie natürliche. Das ist jedoch nicht ganz richtig. Manchmal werden an die natürliche Struktur eines Stoffes zusätzliche Elemente gehängt oder Elemente ausgetauscht.

Es kann auch sein, dass die Grundbausteine der natürlichen Stoffe bei den synthetischen in einer etwas anderen Reihenfolge miteinander verknüpft sind. Doch selbst wenn die natürlichen Grundbausteine in der richtigen Reihenfolge miteinander verbunden sind, können diese Bausteine eine unterschiedliche räumliche Orientierung haben.

Im Falle von synthetischem Vitamin E unterscheidet sich beispielsweise nur ein winziger Teil von der natürlichen Struktur. Die Seitenarme des synthetischen Vitamins zeigen in andere Richtungen als die des natürlichen. Doch selbst solche geringen Unterschiede merkt unser Körper.
https://www.zentrum-der-gesundheit.de/vitamine-kuenstliche-gefaehrlich-ia.html

Fazit: Aus meiner Sicht ist es wirklich unabdingbar, sich so gut es geht mit Produkten zu versorgen, die eben aus einem guten Anbau kommen. Ich merke das jetzt hier in Spanien, was für ein Schrott die meiste Ware aus dem Supermarkt ist. Weiterhin ist es auch wichtig, auf den Obstverzehr zu achten, denn Früchte sind eben zumeist weniger nährstoffdicht und können, wie hier schon einige Male entsprechend kommuniziert, zu Problemen auch bei der Aufnahme von weiteren Nährstoffen führen. Die Liste der Probleme bei Rohköstlern ist ja lang. 

Aus diesem Grund ist es wichtig, das Misstrauen gegen die eigene Ernährung, wenn vorhanden, mal ernst zu nehmen und zu schauen, wo man denn in die falsche Richtung läuft. Grade als Rohköstler ist man ja oft auch selbstsabotierend unterwegs, denn zur Rohkost kommen zumeist Menschen, die entweder körperlich oder seelisch vorgeschädigt sind. Dann ist man schnell in der veganen Rohkost, um hier sein SeelenHEIL zu finden, was aber oft zu B12 - und anderen Mängeln führt. Oder man man sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht, weil man meint, der Instinkt wird schon alles richten und irgendwann wacht man dann auf und merkt, dass es "die Natur" in der sich der Instinkt entwickelt hat, auf Mangofarmen oder Bananenplantagen nur noch eingeschränkt gibt. Vor diesem Hintergrund ist das Misstrauen sogar gerechtfertigt. Deswegen ist es also tatsächlich mal hilfreich, auf die eigene Praxis zu schauen und mit Vernunft an die Sache zu gehen.  

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04.11.2015 17:34

Video Wilhelm Reich

Hier nochmal ein sehr gutes Video von Bernd Senf über Wilhelm Reich. Sehr sehenswert und bewegend. 

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04.11.2015 16:22

Nachtrag Avocados

Ich möchte heute nochmal kurz auf das "Avocado-Experiment" eingehen, dass ich hier in Südspanien eine Woche lang durchgezogen habe. Was genau ist da passiert und was genau waren die Auswirkungen. Also: als wir hier ankamen, es war am Freitag, der 09.10.2015, hatte ich richtig grosse Lust auf Auvocados. Ich habe diesem Bedürfnis nachgegeben, da ich hier auch sehr gute Avocados, zum Teil noch welche aus der letzten Saison (Avocados können ja bis zu 30 Monaten am Baum hängen), die also superfett waren, gefunden habe. Sie schmeckten köstlich! Wie Kartoffelbrei oder wie Eigelb, ja nach dem. Manche zum Teil richtig schön salzig. 

Ich habe in dieser Zeit wirklich den Instinkt freien Lauf gelassen und soviel gegessen, wie ich wollte. Ganz dem Genuss nach. Nach einigen Tagen dann merkte ich, wie der Stuhlgang immer klebriger wurde, die Konsistenz breiig und Blähungen einsetzten. Auch gab es morgens hektische Darmentleerungen, so als wollte der Körper etwas recht fix wieder loswerden. Die Avocados schmeckten aber immernoch super!!! Dann merkte ich, wie mir im Bett die Arme extrem schnell einschliefen, wenn ich sie hinter den Kopf legte. Als ich auf dem Klo sass, konnte ich mein Geschäft nicht mal richtig beenden, weil meine Beine taub wurden. Darüber hinaus ermüdete meine Beinmuskulatur schnell. Am Ende der Woche dann bekam ich Wassereinlagerungen in den Händen (hatte ich seitdem nicht wieder), so dass ich nicht mehr gut Gitarre spielen konnte und bekam irgendwie ein komisches Gefühl im Brustkorb. 

Ich hatte diese Symptome dann in der Gruppe angesprochen, so nebenbei, weil ich sie eigentlich nicht in Verbindung mit den Avocados gebracht habe und eher auf einen Mangel an tierischen Produkten tippte. Doch Johannes hat dann bestätigt, dass er durch Avocados ebenfalls ähnliche Symptome bekommen hat. Und erst dann gab es wirklich eine Sperre. 

Nach dem Absetzen wurde es recht schnell wieder besser, nur ein Juckreiz am Arsch blieb noch eine Weile. 

Das Problem: würde ich wieder Avocados essen? Na klar! Am liebsten JEDEN TAG! Oder zumindest fast jeden. Und Cherimoyas dito!! Oder mal wieder schöne Datteln. Die fallen ja hier auch von den Palmen! Und da muss man sich natürlich mal die Frage stellen, wie kommt es, dass man trotz negativer Erfahrungen dennoch diese Produkte gerne verzehrt? Ich vermute einfach, dass bestimmte Zucker und bestimmte Fette eine Ausschüttung bestimmter "Glückshormone" verursachen, dass also das Lustzentrum entsprechend stimuliert wird. Nur so ist es überhaupt zu erklären, wieso man mit Rohkost überhaupt Probleme bekommen kann. 

Man merkt dann auch mal, wie fein unser Gehirn justiert ist und wie jede Abweichung von der Natur zur Falle werden kann. 

Und es erklärt auch, wieso es so schwer ist für viele, obwohl sie schon aktiven Karies entwickelt oder andere Probleme haben, von bestimmten Produkten zu lassen. Und selbst wenn man irgendwann, freiwillig oder weil der Körper einen dazu zwingt, davon lässt, bleibt eine Art positive Erinnerung zurück. "War schon schön!". Das alles erinnert mich an das Verhalten ehemaliger Alkoholiker, die an manchen Tagen wehmütig an ihren Rausch zurückdenken. 

Eine Freundin von mir meinte auch auf dem Treffen in Frankreich, wo sie nach einer Zeit der Abstinenz wieder vermehr frische Feigen gegessen hat, dass ihre mentale Klarheit weg ist und sie sich ganz benebelt fühle. Auch diese Erfahrung durfte ich schon machen. 

Und was esse ich derzeit so alles? Das ist schnell aufgezählt: 

(Proteine) Sesam, Mandeln, Chuffas, Kokosnuss, Schwert- und Thunfisch.

(Gemüse) Selleriestange und -knolle, Süsskartoffeln, Weiss- und Rotkohl, Möhren, Rettich, Knoblauch, Rucola, Rote Beete

(Gemüsefrüchte) Gurke, Tomate (sehr selten), Zuccini

Alles mono und nacheinander genossen. Und ja, die himmlischen Phasen stellen sich jetzt viel seltener ein, dafür ist der Genuss irgendwie "nachhaltiger". 

Und es braucht eben wirklich auch etwas Disziplin und Willenskraft, eben NICHT "schwach" zu werden, denn die Früchte sind und bleiben attraktiv. Aber die Erfahrungen der Vergangenheit zeigen eben auch, dass es nichts bringt, der Versuchung nachzugeben. Und mein Körpergefühl sagt mir einfach, dass ich da grade auf dem richtigen Weg bin. 

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03.11.2015 17:56

Dokumentation Zucker

Gestern habe ich ja kurz darüber geschrieben, dass man in der westlichen Welt zumeist schon ab Kleinkindalter auf "süss" geschalten wird, bzw. dass die menschliche Präferenz für "süss" von der Industrie knallhart ausgenutzt werden. Aber auch viele Fruchtversender machen ihr Geschäft mit stark zuckerhaltigen Produkten. Stellt sich dann Karies ein, nun, dann gibt es zumeist lange Gesichter.

Bis zum Mittelalter noch war Honig in Mitteleuropa der einzige Süssstoff. Süsse Fruchte gab es zumeist erst in entsprechenden Züchtungen später. Und selbst in den südlichen Gebieten waren die Fruchtbäume eher selten. Fährt man durch Frankreich, so fällt auf, dass im Süden oft nur die Feige zu sehen ist. Wein wurde vergoren, dass heisst, der Zucker wurde durch einen Pilz in Alkohol umgewandelt. Also war auch hier in der Vergangenheit der Zugang zu den Zuckerprodukten zeitlich stark eingeschränkt. Spanien dito. Es gab noch Granatäpfel, Kakis und einige wilde Beeren. Mangos, Cherimoyas und Avocados kamen wohl erst in den 1970-1980ern nach Andalusien. Die Früchte sollten den armen Bauern ein Zusatzeinkommen verschaffen und wurden mit entsprechenden Werbekampangnen "schmackhaft" gemacht. 

Und so wird man nun in der westlichen Welt schon sehr früh auf "süss" programmiert. Vor diesem Hintergrund ist es kein Wunder, dass man auch nach der Ernährungsumstellung diese Geschmacksrichtung präferiert. Wenn Kinder schon von klein auf, bzw. schon ab dem Mutterleib auf andere Geschmäcker geprägt werden, dann empfinden sie viele Produkte sogar als "zu süss". Es ist eben auch eine Frage der Prägung und Gewöhnung. 

Wenn man selbst eine Zeit lang "abstinent" lebte, dann merkt man nach einiger Zeit, wie süss viele Produkte schmecken, die man vorher nicht so wahrgenommen hatte. Die Zunge wird da um einiges empfindlicher und somit auch treffsicherer. 

Man muss eigentlich den verantwortungsvollen Umgang mit Früchten erst wieder erlernen. Die Strategie, dass man alles runterschlingt, was nicht sperrt, hatte schon Guy-Claude Burger kritisiert. Nicht umsonst waren die Mädels auf Montramè oft auch etwas fülliger. Fruchtzucker führt ja oft zu Übergewicht bei entsprechenden Verzehrmengen.

Das Zuckerproblem scheint mir eine echte Hürde bei der Umstellung auf Rohkost und bei der Beibehaltung dieser Kostform als Dauerernährung zu sein. Zumal vor dem Hintergrund der Prägungen im eigenen Lustzentrum. 

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02.11.2015 15:30

Der Marsianer

Heute waren wir zum Mittag im Kino. Mal was anderes. Angeschaut haben wir uns "Der Marsianer" mit Matt Damon. Der Film wurde um diese Zeit im Orginal gezeigt, was recht gut verständlich war. Der Film an sich war durchaus unterhaltsam und sehenswert. Gerne wieder mehr von Regisseur Ridley Scott. 

Jetzt sitze ich im Internetcafe und surfe und bin über folgende Nachricht gestolpert: deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2015/11/02/uebertragung-durch-die-luft-pflanzen-gift-in-bio-produkten-nachgewiesen/

In Bio-Produkten aus Deutschlands größtem Öko-Anbaugebiet wurden massive Rückstände von Pflanzenschutzmitteln gefunden. Eine Studie belegt nun, dass die Gifte aus der Luft stammen: Der Einsatz von Herbiziden auf kilometerweit entfernten Nachbarhöfen hat ganze Landstriche so belastet, dass ein Bio-Anbau nicht mehr möglich ist.

Da ist man ja gleich wieder pappe satt. Also ich persönlich finde das ungeheuerlich, dass man Gifte in die freie Natur ausbringt, die andere Menschen in ihrer freien Entscheidung behindern. Wenn ich mich als Bauer entscheide, Bio-Produkte anzubauen, und der massive Einsatz von Pestiziden in der Nachbarschaft verhindert dies, dann ist das eigentlich unglaublich. Und aus meiner Sicht eine massive Beeinträchtigung von persönlicher Freiheit. 

Aber die Menschen sind leider oft sehr unbewusst, sehr destruktiv und es ist sehr schwer, da entsprechend entgegen zu wirken. Normalerweise sagt der gesunde Menschenverstand, dass ich mich auf meinen Grund und Boden beschränke, und nicht andere in Mitleidenschaft ziehe. Aber das geht schon im Kleinen los: es wird laut Musik gehört, es wird gegrillt, es wird gekokelt, der Rasenmäher angeschmissen usw. Und es setzt sich im Grossen fort: Luftverschmutzung, Schallemmissionen u.a. Es sollte aber ganz normales menschliches Handeln sein, rücksichtsvoll zu sein. Ist es aber nicht, und deswegen braucht es Gesetze, Verordnungen, Rechtsnormen. Nur weil man nicht imstande ist, sich einigermassen so zu verhalten, dass man den Nachbarn nicht belästigt, vergiftet, beschallt oder andersweitig auf den Sack geht. 

Wir leben im Zeitalter der Dröhnungen. Egal ob Essen, Musik, Alkohol, Drogen, Arbeit...wir dröhnen uns voll. Nichts wird mehr würdevoll oder mit feiner Energie ausgeführt. Man dröhnt sich zu und den anderen gleich mit. Soll ja jeder zwangsbeglückt werden.

Das ist die Masse: 

Das Foto habe ich heute in dem Einkaufscenter aufgenommen, wo auch das Kino integriert war. Man stand in Dreierreihen an, um an billige Nudeln, sprich an billige, schmackhaft gemachte Weizenprodukte zu gelangen. Wir leben in einer Welt der Süchtigen. Und da das warten lagweilig ist, wird man gleich noch zum Smartphoneautisten. 

Und kann sich der Rohköstler da ausnehmen? Natürlich nicht. Es wird sich der Fruchtzucker in grossen und grössten Mengen reingedroschen, der extra aus fernen Ländern importiert wird. Und die wohl giftige Avocado gleich mit. Ich sehe es grade hier in Spanien, welche Massen von Cherimoyas und Avocados von französischen Rohköstlern bestellt werden. Kurioserweise ist es dann fast genauso schwer, oder sogar schwerer davon loszukommen als von der Kochkost. Das sind zumindest meine Erfahrungen und die eines Rohkostfreundes. Denn man isst ja Rohkost! Und wenn man sich die Widerstände gegen eine vernünftige Rohkostpraxis mal anschaut, dann ist das nicht viel besser als der normale Kochköstler.

Ich bin deswegen angesichts der Entwicklung, oder besser: angesichts des Stillstandes und des damit einhergehenden Rückschrittes, äusserst pessimistisch. Ich sehe keine positive Entwicklung. Egal ob in der Politik im Grossen, in der Gesellschaft als Ganzes, in den Medien usw. bis hin ins Kleine wie die kleine Rohkostgemeinschaft. Es ist keine positive Entwicklung zu sehen. Es herrscht Stillstand oder gar schlimmer Rückschritt. So wie vor 15 Jahren werden die selben Produkte konsumiert, wird annähernd gleich gegessen, obwohl man viele Probleme schon damals wusste. Es gibt nur wenige Ausnahmen, die hier progressiv agieren. Die neue Wege gehen. Und das "neue" Rohkostwissen anwenden. 

Und ich habe vor 15 Jahren schon in einer Vorlesung die Forderung eines Professors gut gefunden, dass man endlich Preise mit ökologischer Wahrheit bestimmt, genau wie es im letzten Absatz gefordert wird. Die Anwendung von Pestiziden ist ja nur solange lukrativ, solange die Folgekosten nicht privatisiert werden, sondern von allen getragen werden. Seit dieser Zeit ist nicht viel passiert. Im Gegenteil, der Trend der Privatisierung der Gewinne und der Abwälzung von Problemkosten auf die Allgemeinheit ist allgemeiner Trend geworden.

Ein negativer Post, ich weiss, aber ich brauche mich nur umsehen, was mich umgibt, brauche nur zu schauen, wie sich andere Rohköstler ernähren, brauche nur zu sehen, was an Massen von Fruktose und Omega 6 bestellt wird, brauche nur auf die gängigen Blogs zu lesen, um zu sehen, dass es keine progressive Veränderung gibt. Man verharrt stur in gewohnten Bahnen. 

Wie kann es sein, dass Rohköstler trotz "bester" Kost nach 10 Jahren plus einem körperlichen Wrack gleichen, Leberschäden haben, kaputte Zähne, Vitamin B12 Mangel, körperlich schwach sind? Ja klar, alles Entgiftung. Oder angeblich gefrorene Produkte. Oder was auch immer da für kuriose Erklärungen herangezogen werden. 

Nein, es ist die Unfähigkeit, sich aus dem nächsten Kreis der Falle zu befreien. Man hat es zwar geschafft, von der Kochkost wegzukommen, aber nicht, von der süssen und cremigen Ersatzkochkost zu lassen. 

Wie soll das auch gehen? Man hat ja zumeist schon in der Kindheit das Belohungszentrum des Gehirns auf "Süss" geprägt. Dann geht man in eine neue Ernährungsform, die wieder voller süsser Verführer ist. Aber grade vor diesem Hintergrund ist es lohnenswert, neue Wege der Entwöhung zu beschreiten. 

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30.10.2015 18:27

Höhle Nerja

In Maro gibt es eine Höhle, Cuerva de Nerja, die wir heute besucht haben. Und ich muss sagen, es war atemberaubend. Eine riesige Kathedrale mit einigen atemberaubenden gigantischen Tropfsteinformationen. Bernd Senf meinte in einem seiner Videos, dass die Beobachtung des Sternenhimmels eine zutiefst emotional bewegende Erfahrung sein kann. Und mir ging es heute in dieser Höhle so. Ich empfand diese Natur-Schöpfung als so magisch, dass ich vor Bewunderung auf die Knie sinken wollte. Die Natur hat da etwas so Schönes geschaffen, dass man sich fragt, ob dem Universum als Ganzes nicht das Prinzip der Schönheit inne wohnt. Und man kann diese Naturschöpfungen nicht mit reiner Logik und kalter Wissenschaft begreifen. Denn das, was mich da zutiefst emotional bewegt, war und ist ja das Gleiche, was diese Schönheit erschafft. 

Fotos erspare ich mir, da sie nicht ansatzweise dem Live-Erlebnis nah kommen. 

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29.10.2015 14:43

Alternative Szene

Sonnige Grüsse aus Spanien. Immernoch sehr schönes Wetter, viel Sonne, 24 Grad und gestern waren wir in einem Bioladen, der auch gutes Gemüse hatte. Einzig die Tomaten sind die reine Katastrophe hier. Viel zu unreif geerntet und alle sehr lasch im Geschmack, da wohl im Gewächshaus gezogen. Also das ist schon sehr unbefriedigend. Ansonsten gabs vorgestern auch mal wieder Schwertfisch, der war zwar eingeschweisst, aber erstmal OK. 

Ansonsten bin ich immer wieder erstaunt, wie wirr viele Menschen aus der Alternativen Szene mit zum Beispiel Hautinfektionen umgehen. Hier in Spanien grasiert in der Szene eine Staphylokokken-Infektion. Man kannn die eigentlich recht leicht behandeln, indem man sich eine Antibiotika-Salbe besorgt und nach einer Woche ist der Spuk vorbei. Nicht so in der Alternativen Szene. Da wird es erstmal mit allerlei Zaubertränken behandelt, die alle vor allem eines gemein haben, dass sie bestenfalls nutzlos sind, schlimmstenfalls die Sache noch verschlimmern. 

Staphylokokken sind hochansteckend, ich vermute neben direkten Kontakt Fliegen als Vektoren, da die natürlich die unbedeckten Wunden ansteuern und dann zum Nächsten fliegen. Und so erklärt sich auch die starke Verbreitung dieser Infektion hier vor unserer Ankunft. Zumal das Wetter hier auch begünstigend wirkt. 

Aber klar.. huhhhh... Antibiotika... BÖSE. Dann lieber irgendein quacksalberischer Kram, der nichts bringt und dann noch andere anstecken. Ich bin da JEDESMAL erschrocken, wie man mit sowas umgeht. Unvergessen das Rohkosttreffen 2012, wo eine Französin von einer Wespe gestochen wurde und eine starke allergische Reaktion erlitt. Ich sagte sofort: los, Arzt rufen! Oh weh. Das war aber die falsche Antwort. Nein, man schmierte grüne Tonerde drauf. Natürlich vollkommen nutzlos. Dann wurden Kräuter draufgeschmiert, Zwiebel, Spitzwegerich, Spucke, Zitrone. Nutzlos. Die Frau litt unter Atmenot, Panik, Zittern, Kribbeln. Dann hatte man eine neue Idee! Jetzt aber: man wog sie in den Armen und sang für sie. Sehr nett, aber ebenfalls vollkommen sinnlos. Kann man ja als Idee fürs Totenbett mal bedenken. Ich wiederholte meinen Vorschlag, einen Arzt zu rufen, der Antihistamine spritzen könne. Man lehnte ab. Nicht mal die Frau selber, sondern die Medizinmänner und -frauen vor Ort. Dann kam als letzte Bastion des Unfugs die Homöopathie. Ich will nicht verleugnen, dass das sogar funktioniert, vom Kenner angewendet, aber das war in Frankreich offensichtlich nicht der Fall. Es kam wie es kommen musste: nach langem Leiden, Fummeln und Probieren der Spezialisten vor Ort, kam der Arzt, gab eine Spritze und es war relativ rasch vorbei. 

Und so kann man dann doch recht oft im Grunde sehr skurriles und leider auch unverantwortliches Handeln in der alternativen Szene bewundern. Viel besser wäre es, den Arzt bei Problemen aufzusuchen und kritische Fragen zu stellen und ihn als Partner zu gewinnen. So getan bei meiner Leishmanioseinfektion. Leider wird zu oft die Schulmedizin als Ganzes als böse angesehen. Was natürlich Quatsch ist. Schulmedizin kann auch ein Segen sein. Man muss eben nur wieder verantwortungsvoll damit umgehen und wach bleiben. Mein Vater hat mir mal gezeigt, wie das geht: mit Humor oder auch mit starkem Nachdruck, wenn die gegen den gesunden Menschenverstand verstossen. 

So aber kreuzen hier immer wieder Menschen auf, die Hautinfektionen haben, da man einfach nicht richtig behandelt und es immer wieder zu Neuinfektionen kommt. Immerhin sind dann die meisten doch so bewusst, dass sie sich entsprechend separieren.

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Themawechsel:

Hier noch ein ganz interessantes Interview mit Kathrin Hartmann zum Thema Nachhaltigkeit und Green Economy: www.nachdenkseiten.de/?p=28143#more-28143

Dahinter steckt die Vorstellung, man könne Wachstum und Naturzerstörung voneinander „entkoppeln“. Ein grünes Perpetuum mobile also, und diese Vorstellung gefällt der konsumfreudigen Mittelschicht sehr gut. Denn das hieße, Hyperkonsum und Verschwendung wären gut für die Welt. Diese zynische Mischung aus Anti-Aufklärung und Besitzstandswahrung macht mich wütend. Denn selbstverständlich brauchen Wachstum und Profit Rohstoffe, Energie und billige Arbeitskraft. Naturzerstörung ist daher die Grundlage des grünen Kapitalismus und Armut seine wichtigste nachwachsende Ressource.

„Nachhaltigkeit“ ist ein anderes Wort für „Systemerhalt“. Worum es stattdessen gehen muss, ist ökologische und soziale Gerechtigkeit. Zum Vergleich: „Nachhaltigkeit“ ist, wenn es im Bio-Supermarkt eine Menge überflüssiger Produkte wie Bio-Tütensuppen mit Palmöl oder importierte tropische Bio-Schrimps gibt. Ökologisch und sozial gerecht hingegen ist eine selbstbestimmte kleinbäuerliche Landwirtschaft, regional, ökologisch, ohne Monokulturen, gigantische Aquakulturen, Plantagen für Futterpflanzen und „nachwachsende Rohstoffe“ für den Export – das ist ein Schlüssel für globale Gerechtigkeit und die Bewahrung der Ressourcen. Das ist das Konzept der Ernährungsunabhängigkeit, für das viele Bewegungen des Südens kämpfen, die Widerstand gegen die mächtige und gewalttätige Agrarindustrie leisten.

Dafür müssen wir kämpfen – nicht dafür, dass jedes noch so absurde Produkt zu jeder Zeit bei uns in Bio-Qualität zu haben ist. Neuerdings gibt es wegen des Smoothie-Trends sogar schon im Sommer Grünkohl im Bio-Supermarkt. Und im Winter Erdbeeren. Was für eine Idiotie! Der imperiale Lebensstil ist eben auch im grünen Kapitalismus nicht verhandelbar.

Dazu zähle ich eigentlich auch das permanente Importieren von Südfrüchten. Erstmal schauen, was vor der eigenen Haustüre wächst und was man da anbauen und halten kann, bevor man sich dem Import zuwendet. 

Übrigens: treffen sich ein Radfahrer, ein Bodybuilder und ein Rohköstler. Fragt der eine: auf was seid ihr denn so? Der Radfahrer: EPO! Der Bodybuilder: Anabolika. Der Rohköstler: Fruktose und Omega 6! :-D

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