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30.11.2016 17:07

Neues Video von Dr. Maaz

Komme gar nicht mehr zum Schreiben und selber Videos machen. Hier ein neues Video von Hans-Joachim Maaz. Sehr sehenswert. Passt voll ins Konzept "Heilung". Schaut es euch einfach mal an.

Gerade wenn man Rohkost macht, kommt man ja wieder in Kontakt mit dem inneren Kind und dann werden die ganzen Probleme auch aufgeworfen, die im Video genannt werden. Rohkost ist im Grunde nur Mittel zum Zweck, um wieder "normal" zu werden. Rohkost, Sport, Meditation, Gemeinschaft...das alles sind nur Werkzeuge, um wieder gesund und "heil" zu werden.

Aber super: es gibt immer mehr alternative Strömungen und Informationen auf verschiedenen Ebene. Kann man nur begrüßen.

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29.11.2016 00:13

Noch ein Video

Also der Mann ist richtig gut. Sehr sehenswert. Der sagt ja genau das, was ich auch, ohne Bauer zu sein, schon so erkannt habe. Gut, dass es noch solche Typen gibt.

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28.11.2016 22:10

Beginnende Winterruhe

Es ist wieder so weit. Wie jedes Jahr in der dunklen Jahreszeiten habe ich wieder das Gefühl / Bedürfnis, mich in meine Höhle zu legen um NICHTS zu machen. Ich habe das jedes Jahr beginnend Ende November bis Anfang Januar, wenn es dann wieder langsam heller wird. Ich merk das auch hier: wenig Inspiration zu schreiben, keine Lust auf Sport, dafür Couching und DVDs glotzen. Auch wird das Thema Meditation, Entspannung wieder wichtiger.

Ich bin eben ein richtiger Normanne. :-)

Macht ja auch Sinn, in dieser dunklen Zeit mal kürzer zu treten. Der Garten ist soweit OK, heute die letzten (gigantischen!!!) Pastinaken geerntet, ansonsten ist nichts mehr drin, was den Winter nicht überstehen würde. Keine Ahnung, wie die Pastinaken so gigantisch werden konnten, war ja recht trocken, aber ich habe mich heute wirklich erschrocken! Damit hätte ich wirklich nicht gerechnet.

Hatte aber keine Lust auf Fotos machen! lol

Hier noch ein interessantes Interview, dass der User Peter in der Diskussion zu einem meiner Beiträge hier veröffentlicht hat.

Der Junge bringt die Ist-Situation sehr gut auf dem Punkt! Klasse!! Sehr sehenswertes Interview.

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26.11.2016 20:32

Instinctos, die Omegas der Rohkostszene

Schaue, bzw. höre gerade ein neues Vidoe von Dr. Maaz.

Er führt aus, dass in Gruppen die Omegas, also die "Aussenseiter", die "Schmuddelkinder", die auf die man einprügeln kann, im Grunde die Wichtigsten sind, weil sie etwas sehr Wichtiges aufzeigen und bestimmte wichtige Positionen besetzten und einnehmen. Weil sie etwas verkörpern, was integriert werden muss, was wichtig ist, für die Entwicklung der gesamten Gruppe / Szene / Gesellschaft.

Da wurde mir klar: genau das sind die "Instinktos", oder die "Omnivoren."

Genau das sind doch die "Schmuddelkinder", die noch Fleisch essen, die so ganz anders sind, die eben nicht vegan leben. Und wenn man mal schaut, wie sehr da auch drauf eingeprügelt wurde, von Konz, von Wandmaker, später von Brigitte Rondholz, und von vielen anderen Rohköstlern, dann wird wirklich klar, dass man die "Instinctos" am liebsten weg haben wollte. So wie heute die, bezugnehmend auf das Beispiel vom Maaz, Pegida, Legida, die AfD usw.

Und oft kam ich mir ja auch vor wie ein Prügelknabe. Also gerade im Urkostforum wurde sehr stark gehetzt damals. Keine Ahnung, ob man das noch irgendwo nachrecherieren kann, aber zum Teil war es schon untergriffig.

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26.11.2016 20:23

Gemüseernte

Heute noch zwei große Kisten Schwarzwurzeln und einen eimer Tobinambur geerntet. Beides überaus lecker! Jetzt habe ich nur noch ein paar Pastinaken drin und ansonsten nur winterhartes Gemüse wie Rosenkohl und vor allem Grünkohl. Der Tobinambur hat mich sehr überrascht. sah die meiste zeit total vertrocknet aus, aber heute war ich wirklich baff, wieviel und for allem wie groß die Knollen waren. Erstaunlich!

Ansonsten gabs heute eingeweichten Hafer. Habe den drei Tage lang eingeweicht. War perfekt so!

Eine Rohkostfreundin aus München hat mir zwei Päcken Rohmilchbutter geschickt. Eine neue Sorte. Auch lecker! Diesmal mit Meersalz. Mal etwas anderes.

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26.11.2016 01:05

Ein intellektueller Genuss

Einfach mal anschauen...

Interessant finde ich bei Min 19:19, dass Maaz auch etwas ähnliches sagt, was ich mal in einem Video gesagt habe (kam mir da irgendwie spontan). Ich bin ja überzeugt, dass das Leben wieder LEBENDIGER werden möchte. Und das die Rohkost ein Schritt zu mehr LEBENDIGKEIT ist. Und das in des Übels Übertreibung des Übels Heilung liegt. Maaz meint nun, dass unter dem kranken Leben das gesunde Leben ist, dass eben auch "raus" möchte. Das das nach Ausdruck sucht. Das ist genau das, was ich auch sagen wollte mit: das Leben will wieder lebendiger werden. Und die Rohkost ist ein Teil dieses Ausdruckes, wieder lebendig zu werden, und es braucht wahrscheinlich der Kochkost und all der damit zusammenhängenden Probleme, um wieder LEBENDIGER zu werden.

"Das Kollektive Unterbewusste drängt nach gesünderem Leben. Und wenn man die Kochkost nicht so überwinden kann, dann läuft das eben kollektiv anders, bis hin zum gesundheitlichen Kollaps / Umweltzerstörung / Degeneration."

(siehe Video Harald Lesch, wo er die Folgen unserer Essgewohnheiten / Agrarwirtschaft schildert).

Ja, liebe Leute, es ist leider so: die coolen Leute, als ich und der Maaz, kommen eben hier aus der Region Köthen, Bernburg, Halle/ Saale. Ich kann doch auch nichts dafür. Liegt am Wetter. Kein Wunder, dass Bach hier lebte und seine besten Werke komponierte, oder die Homöapathie hier erfunden wurde. *fggggg*

Bisschen Spaß muss sein, sonst macht das Leben keinen Spaß!

Aber um mal wieder ernsthaft zu werden: Er sagt ja am Ende, dass er Angst hat, dass, wenn wir es nicht schaffen uns dessen vorher bewusst zu werden, es wieder übel ausgehen kann. Und genau diese Gefahr sehe ich auch bei der Kochkost und dessen Folgen für die Ökosphäre. Wenn wir es nicht schaffen, umzuschwenken, und aus Agrarsteppe wieder Streuobstwiesen, Gärten und Weiden zu machen, wirds böse enden.

Also helft alle mit, die Rohkost bekannter zu machen! Denn je mehr Menschen roh leben, desto mehr wollen auch Produkte aus gesundem Anbau, aus Gärten, wollen alte Sorten, Wildbeeren und Fleisch von gesunder Weidehaltung. Das würde, davon bin ich überzeugt, zur Gesundung der Welt beitragen.

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25.11.2016 21:57

Gemüseernte

So, nachdem der Wetterbericht sagt, dass es die nächsten Tage kalt werden soll und es Frost geben wird, haben wir heute die Möhren, die Hälfte der Pastinaken und die Roten Beete aus der Erde geholt. Ich habe sie erstmal einfach kühl gelagert und mit etwas feuchtem Laub bedeckt. Schauen wir mal, was passiert! :-D

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25.11.2016 19:48

Anmerkungen zum gestrigen Artikel

Ich habe ja gestern einen Artikel von KenFM hier zitiert, der mir heute gar nicht aus dem Kopf ging und meine "Lage", oder mein Erlebtes sehr gut beschrieben hat. Ich habe studiert, war dort Zweitbester des Jahrganges, habe dann einen Job gesucht. Erster Punkt: Hartz4, da musste ich rein, weil ich ja zwischen Studium und Job von etwas leben musste. Dort wurde ich in der Leistungsabteilung behandelt wie der letzte Assi. Wir, ich und mein Kumpel, der mit mir studierte, haben mal einen Fehler gemacht bei irgendeiner beschissenen Angabe, da kam gleich ein böser Brief. "Sie haben widerrechtlich..." und dann gings aber ab. Und man bekommt sofort vermittelt: "Selber Schuld!".

Angelika Fischer hat mir damals eine Seite der BOKU Wien gezeigt, wo auch Jobs angeboten wurden, dort fand ich dann etwas und bin nach Österreich gezogen. Genau das, was gestern im Artikel beschrieben wurde. Von verlässt alles Vertraute und geht wegen der Arbeit in die Fremde. Dort war ich dann 5,5 Jahre. Und dort war es schon auch ein Hamsterrad. Zumal wenn man auch Leistungsträger ist und Verantwortung übernehmen will und kann. Nach 5,5 Jahren war ich dann auch wirklich fertig. Aber man kann da der Firma gar keine Vorwürfe machen, die ist ja auch in der Tretmühle und muss immer zusehen, dass genug zu tun ist und dass alle bezahlt werden können. Meinen damaligen Chef habe ich auch als sehr sozial und bemüht erlebt, immer auch alle zu behalten, auch wenn es mal knapp war, das war schon vorbildlich, aber man ist ja dennoch in der Gesamtsituation verstrickt. Und der Job ist ja extrem vielschichtig und auch spannungsgeladen und sehr konflikträchtig. Das hat ja viele ausgezehrt. Und ich habe damals auch oft gedacht: am Besten wäre es, man wäre ein Roboter, dann würde vieles leichter gehen.

Ich erinnere mich oft an Emails, die mir Kollegen-Planer noch um 22.xx Uhr geschickt haben, oder wie fertig manche ausgesehen haben. Wie soll das gut gehen am Ende?

Klar, einige waren knallhart und haben gesagt, ich gehe um vier. Aber die Arbeit, die liegen blieb, musste dann jemand anderes machen, weil Neueinstellungen waren zu teuer und wenn sie nicht erledigt wird, nun, dann geht die Firma den Bach runter. Und ich sage ja immer: Einer muss sich krummmachen und die Schippe in die Hand nehmen, sonst wirds nichts.

Aber bei der Arbeitsbelastung ging natürlich auch alles Private irgendwie über Bord. Ich war meist am Wochenende froh NICHTS machen zu können. Jeglicher Termin hat den Erholungswert massiv geschmälert, so dass ich irgednwann auch NICHTS mehr gemacht habe, außer Sport oder etwas, wozu ich spontan Lust hatte. Nur, so kannste ja keine Beziehung führen. Aber unter Woche war es oft so stressig, dass ich das freie Wochenende einfach gebraucht habe.

Es war im Grunde die totale Selbstausbeutung. Ich hatte Kollegen von den technischen Bauaufsichten, die konnten nicht mehr schlafen. Sind um vier aufgestanden und ins Büro marschiert. Das war nicht mehr gesund alles. Und bei vielen gabs dann wirklich auch "Hass" auf die "Faulenzer". Dass die vielleicht einfach auch Pech hatten und arbeiten wollen, dass sieht man dann garnicht mehr. Alsodas betrifft ni cht nurdie Niedriglöhner, sondern auch die in den mittleren Schichten, wo es von unten und oben drückt.

Und aussteigen? Ok, habe ich ja jetzt mal gemacht, aber auch da hat der Artikel Recht, geht nur mit finanziellem Background (ich hatte ja jeden Cent gespart).

Und so sitzt man wirklich irgendwie in der Zwickmühle. Entweder wieder zurück ins Hamsterrad, oder andersweitig Kohle ranschaffen.

Deswegen fand ich den Artikel auch so überaus treffend und die Situation gut beschreibend.

Na schauen wir mal. Ich finde es zumindest sehr gut, dass zunehmend mehr Menschen sensibilisiert werden. Und wie immer wird sich eine sehr gute Lösung finden. Sowohl für mich persönlich als auch gesamtgesellschaftlich. Und da freue ich mich auch drauf.

:-)

Wie gesagt, es geht um Heilung!

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25.11.2016 15:40

Brandrede

Knallharte Bestandsaufnahme. Und auch erkannt, was die tiefere Ursache (Geldsystem) ist. Es sickert Schritt für Schritt in den Mainstream.

Bei 7:00min spricht er mir aus der Seele (Mal die fragen, die davon leben, was aus der Erde wächst). Man merkt ihm auch an, dass er begriffen hat, um was es geht. Und das macht ihn echt wütend. Der hat sich ja für sein neues Buch sehr mit der Sache beschäftigt.

Jetzt das Problem: wenn man alles das macht, was gemacht werden müsste, dann wird es wieder die Armen, die Hartzer und soweiter treffen. Für die reichen WohlfühlGRÜNEN ist es kein Problem, Bio zu essen, auf den Bauernmarkt zu gehen, sich ein Null-Energie-Haus zu bauen. Aber was ist dann mit den Armen? Die drauf angewiesen sind, dass Lebensmittels so billig sind usw. Das sind wirklich GESAMTgesellschaftliche Probleme. Das muss ganz gemainsam angepackt werden.

Ich halte ja die Rohkost, und zwar die lokal produzierte, als einen wesentlichen Schritt, für eine wesentliche Maßnahme zur Heilung der Erde, der Gesellschaft, des Menschen.

Heute ist mir etwas kurioses passiert. Ich war seit langem mal wieder im Bioladen in Bernburg. Wenn ich mal was brauche, schicke ich da immer meine Oldies hin, weil die eh einmal die Woche in die Nachbarkreistadt fahren. Heute war ich aber mal. Und da haben wir uns auch unterhalten. Es kam wieder raus, dass man seine wirkliche Meinung heute nicht mehr offen sagen kann. Unter "uns" schon, aber sowie jemand fremdes dazukommt, wird geflüstert. DDR 2.0. Da haben wir es wieder, nur dass jetzt die Läden und Reagle voll sind, aber was politisch-gesellschaftlich passiert, so ist das heute fast genauso. Ruck zuck wird man wegen einer falschen Meinung geächtet, verliert den Job (passiert ja wirklich), oder man bekommt andere Schwierigkeiten. Genau so war es früher und genau das haben wir jetzt wieder.

Und dann habe ich da jemanden getroffen, der dort Lauretana-Wasser gekauft hat. Junger Mann, sehr sympathisch, trug sein Herz auf der Zunge. Im Grunde war es eine einfache Seele, nicht kompliziert. Kurzer Schwatz und er meinte dann Folgendes: "Man muss sich erstmal reinigen, die ganzen Gifte entgiften, aus dem Chemiefraß, aus dem konventionellen Gemüse, dann fängt man auch klarer zu denken und erkennt, was schief läuft. Ansonsten erkennt man das ja garnicht."

Da war ich baff, dass so ein recht einfach gestrickter Arbeiter (hat mir auch erzählt, was er macht), dass genau so erkannt hat!

Ich habe wieder Hoffnung! :-)

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25.11.2016 01:26

Lesenswert!

Gefunden bei KenFM, spricht mir aus dem Herzen:

  Die Pathologie des Kapitalismus

Von Susan Bonath.

Konsumieren und vermarkten: Wie das System uns zu eisenharten, empathielosen Darwinisten macht

Keine Brücke in Berlin ohne Obdachlose, kein Bahnhof ohne Bettler und Flaschensammler: Obwohl die Menschheit so viel produziert wie nie, wächst vor unseren Augen, mitten im »goldenen Westen«, eine abgehängte, verarmte Schicht zu einer Masse heran. Es liege an ihrer Faulheit, schieben Politik und Medien den Betroffenen selbst die Schuld in die Schuhe. In aller Öffentlichkeit und ohne Konsequenzen befürchten zu müssen, hetzen Politiker und Medien gegen Arme mit Beleidigungen wie »Hartz-IV-Schmarotzer«, »Faule Grippel« (CSU), »Parasiten« (Volkwirt und Professor Hans-Hermann Hoppe in »Eigentümlich frei«) und »Arbeitsverweigerer« (Wissenschaftlicher Beirat des Bundesfinanzministeriums 2008).

Möglich ist das, weil der größte Teil der Gesellschaft Abgehängte als neues Feindbild akzeptiert. In Kommentarspalten von Onlinemedien wird unzensiert verlangt, Betroffene verhungern zu lassen oder sie in Arbeitslager zu stecken. Bildkommentator Jan W. Schäfer drückt derlei Fantasien gegenüber seiner Millionenleserschaft zwar weniger drastisch aus, meint aber mit Sätzen wie »Wer sich weigert, verwirkt sein Recht auf Stütze« (15. November 2016) dasselbe.

»Pragmatisch-zynische Tauschmaschinen«

Der Aufschrei bleibt aus. Auch wer mit einem Bein selbst schon im Abgrund steht, tritt nach unten. Das Hauen und Stechen um den Erhalt der eigenen, unsicheren, kärglichen Position und die Abwehr des totalen Absturz wird immer brutaler. Buckeln und boxen, totale Selbstausbeutung und -vermarktung, vollständige Identifikation mit dem Markt bis zur Selbstaufgabe, stetes Heischen nach Anerkennung in einer seelenlosen Geldwirtschaft: Die permanente kapitalistische Konkurrenz hat die intimsten Lebensbereiche längst durchsetzt. Zwischen Glitzer und Marktgeschrei, obszönem Reichtum und Dumpinglohnprostitution, Hamsterrad, Kaufrausch und Selbstbefriedigung in sozialen Netzwerken gedeiht eine rabiate Gleichgültigkeit, ein pathologischer Sozialdarwinismus, der an dunkelste Zeiten erinnert.

Die Ideologie dahinter: Wertvoll sei nur, wer dem Markt am effektivsten dient. Wer nicht mithält, sei ein Nichtsnutz, der erzogen, drangsaliert, notfalls ausgemerzt gehöre. Menschlich wertvolle Eigenschaften, wie Empathie, Uneigennützigkeit, ziviler Ungehorsam gegen Ungerechtigkeit und Mitgefühl pflegen nur »Sozialromantiker von gestern«, wie es jüngst die Bild ausdrückte.

Es ist längst geschehen: Die Gesellschaft selbst ist zum reinen Markt verkommen. Individuen agieren als »pragmatisch-zynischen Tauschmaschinen, deren Verkehr untereinander von störenden Gefühlsbeimengungen bereinigt wird« (Götz Eisenberg). Schon Adorno erkannte eine systembedingte »bürgerliche Kälte«. Marx sah die Ursache in einer zunehmenden Dominanz des abstrakten Tauschwerts gegenüber dem Gebrauchswert. Der Unterschied zwischen handelnden Subjekten und getauschten Objekten verschwimmt selbst im Blick auf uns selbst. Marx wusste schon vor 150 Jahren: Das Sein bestimmt das Bewusstsein. Das bedeutet: Die jeweils realen Lebensbedingungen bestimmen unser gesamtes Denken und Verhalten. Feste Glaubensmuster, entstanden durch eingeengte Handlungsoptionen, graben sich in unsere Psyche ein, beherrschen unser Weltbild und werden an die nächste Generation weitergegeben.

Wenn wir betrachten, wie Abgehängte, etwa Obdach- und Erwerbslose, die der vollautomatisierte, geldbeherrschte Markt erst produziert, als störende Parasiten empfunden werden und man Besitzlosen ungerührt beim Verhungern oder Erfrieren zuschaut, blicken wir in das Gesicht der Pathologie des Kapitalismus: Ein hegemonialer, psychopathisch abgestumpfter Sozialcharakter macht sich breit.

Die narzisstische Gesellschaft 

Der eher konservative Psychoanalytiker Hans-Joachim Maaz sieht die Gesellschaft auf dem Weg in die »Narzismussfalle«. Narzissmus als Persönlichkeitsstörung breite sich in der Gesellschaft aus. Ursache seien durch Fehlidentifikation des »Ichs« erworbene Selbstwertstörungen. Der narzisstische Mensch sei »im Kern ein um Anerkennung ringender, stark verunsichertes Wesen«. »So tut er alles, um die Bestätigung, der er zum Leben braucht, zu erhalten«, schreibt Maaz. Um sein gestörtes Ich-Gefühl zu kompensieren, benötige er ständig erweiterte Ablenkung durch Konsum, Besitz, Animation und Aktion. Gier nach Geld oder anderen Lebensvorteilen sei keine spezifische Charaktereigenschaft, glaubt Maaz. Vielmehr sei sie ein »zentrales Symptom der narzisstischen Bedürftigkeit der meisten Bürger in Industriegesellschaften«, wenngleich sie an den Schaltstellen der Macht noch geballter vorkomme.

So wird schon das Kind darauf getrimmt, mitzuhalten in einer Ökonomie, die immer höhere Leistungen abverlangt und Menschen immer rabiater nach Effizienz sortiert. Konkurrenzkampf gegen jeden wird antrainiert. Eltern geben so ihre eigenen Absturzängste und narzisstischen Defizite an das Kind weiter. Mit Höchstleistungen in allen Bereichen soll es möglichst oben bleiben. Zugleich benutzen Eltern ein Kind nicht selten – meist unbewusst – als Objekt der Selbstbestätigung und -aufwertung. Leistungsversagen wird mit Liebesentzug bestraft. Jedes Scheitern wird zur Katastrophe, die den sozialen Status massiv gefährdet. Minderwertigkeitskomplexe summieren sich. Daraus erwächst eine narzisstische Wut, die den Blick auf andere nicht zulässt. Nur so können Betroffene Versagensgefühle und -ängste kompensieren. Mithalten in einer immer schnelleren, flexiblieren, durchökonomisierten Gesellschaft wird zum einzigen Wertmaßstab.

Schon der 1980 verstorbene Psychoanalytiker Erich Fromm warnte vor pathologischen Folgen durch zunehmendes Abdriften der Individuen in den einen Konsumismus. Je stärker sich der Mensch über das Haben statt das Sein definiere, desto weniger sei er zur Empathie fähig. Er vereinzele, werde zum Konkurrent aller anderen und seiner selbst. Die Härte, mit der er sich selbst be- und abwerte, münde in Härte und Gleichgültigkeit gegenüber anderen. Am Ende verliere er sein Ich und werde psychisch krank. Denn die vom System geschürte Egomanie widerstrebe der eigentlich sozialen Natur des Menschen.

Die Soziologin Nathalie Grimm bezeichnet die von »individuellen und sozialen Folgen erwerbsbiographischer Unsicherheiten« gebeutelte wachsende Masse an prekär beschäftigten Menschen in einer aktuellen Studie als »Statusakrobaten«. Drangsalierung und Arbeitszwang unter Hartz IV setze Betroffene, darunter viele Studierte, enorm unter Druck, immer neue, auch schlecht bezahlte Praktika, Projekte, Jobs anzunehmen, dafür hin und her zu reisen und auf Familie und Freundeskreis zu verzichten. »Statusakrobatik«, um nicht in die unterste Unterschicht abzurutschen, werde zum Hauptlebenszweck, der alles überschatte, so Grimm.

Leistungswahn, Ausgrenzung, Entmenschlichung

Kurzum: Der kapitalistische Mensch hat eine »Pflicht zur Leistungseffizienz«, also zur völligen Hingabe an den Markt verinnerlicht. Die Unterteilung in unwerte, zu ächtende »Leistungsversager« und wertvolle »Leistungsträger« dominiert nicht nur politisch aufoktroyierte Leitlinien, sondern das gesamtgesellschaftliche Bewusstsein. Beispiel: Ein Leiharbeiter, der für Mindestlohn malochen geht, ist verständlicherweise sauer. Nie kann er sich was leisten. Trotzdem gleicht sein Leben einem Hamsterrad. Seinen Selbstwert schöpft er nun, politisch konform, aus seinem Fleiß bis hin zur Selbstaufgabe, ungeachtet der Tatsache, dass er mit seiner Selbstvermarktung zu Dumpinglöhnen das gesamte Lohngefüge weiter nach unten drückt. Um sich gegen die ständige Missachtung und Abwertung seines Daseins zu wehren, tritt er auf Erwerbslose.

Ein typisches Argument des geknechteten Niedriglöhners: Er müsse das »faule Pack« mitfinanzieren. Meistens stimmt das nicht einmal, da viele Geringverdiener gar keine Lohnsteuer bezahlen. Zweitens entbehrt dies jeder Rationalität: Die Wirtschaft produziert so viel wie nie zuvor – mit immer weniger Arbeitern. Automaten, Maschinen und Computer als neue »Null-Euro-Jobber« machen es möglich. Sie brauchen keinen Lohn, kein Essen, keine Wohnung. Sie sorgen für Profitmehrung ohne Lohnkosten. Drittens wird der Reichtum zunehmend auf einem von der Produktion abgekoppelten Kapitalmarkt generiert und akkumuliert.

Das heißt: Reichtum ist immer weniger von der Produktion und dem Konsum abhängig. Immer mehr Menschen werden lohnerwerbslos. Zugleich wird diese Gruppe für die Kapitalakkumulation unbrauchbarer. Sie werden als wertlos deklariert, als Plage, als Schmarotzer. Eine moralische Eigenschaft namens »Faulheit« wird zum Massenphänomen erklärt, das Schuld sei am Untergang einer (unmoralischen) Wirtschaftsordnung. Das ist unwissenschaftlicher Bullshit, denn niemals sind Imperien an »Faulheit« ihrer Individuen gescheitert. Wohl aber an der Dekadenz ihrer jeweils herrschenden Klasse und an enormen sozialen Verwerfungen. Diese Zuschreibung dient nur einem: Derart entmenschlichte, für den Markt überflüssig gewordene Wesen wird, wer sich stets narzisstisch aufwerten muss, getrost verhungern lassen.

Individueller »Ausstieg« ist keine Lösung

Natürlich gibt es Lichtblicke, die zeigen, dass Menschen diese Ökonomisierung leid sind. Es finden sich Gemeinschaften zusammen, die Ökohöfe bewirtschaften. Erwerbslose schließen sich zu Vereinen zusammen. Tausende arbeiten ehrenamtlich im sozialen Bereich. Eine Umkehr zeichnet sich dennoch nicht ab. Die ökonomischen Zwänge sind zu stark. Alleine die Tatsache, dass wir Geld benötigen, um leben zu können, um irgendetwas zu erwerben, macht uns abhängig. Wer nicht genügend besitzt, um andere für sich arbeiten zu lassen, hat kaum die Möglichkeit, innovativ und erfinderisch zu sein. »Selbstversorgung« ist ein großes Wort. Möglich ist sie nur sehr begrenzt. Die Kosten für Miete, Grundsteuern, Heizkosten, Autoversicherung, Benzingeld, Strom, Wasser und Abwasser werden trotzdem fällig.

Letztlich wird deutlich: Solange wir nicht umkehren vom Kapitalismus hin zu einer Form der gemeinschaftlichen Produktion ohne Profitzwang, die eine Verteilung nach Bedarf und Beteiligung nach Fähigkeiten erst ermöglicht, verbunden mit wirklich moralischen Wertmaßstäben, wird sich der pathologische Darwinismus weiter in unsere Hirne und Herzen fressen.

Wenn Maschinenmenschen (Charlie Chaplin) weiterhin die Ausrottung der eigenen Spezies und die Vernichtung der Lebensgrundlage vorantreiben, sind wir verloren. Technisch und verstandesmäßig hätten wir alle Voraussetzungen, solidarisch und kooperativ zu leben und uns endlich von der Angst vor dem »zu kurz Kommen« zu befreien. Nur, wenn wir teilen und uns ob unseres Seins wertschätzen lernen, wird es eine Zukunft für den Menschen geben. Sonst ist der Kollaps, der unweigerlich mit dem Ende der ausgeplünderten Ressourcen bevorsteht und einhergehen wird mit brutalen imperialistischen Kriegen, nicht mehr aufzuhalten. Wir müssen über eine Vergesellschaftung der gesamten Wirtschaft nachdenken und über eine Abkehr vom heutigen Geldsystem, das wesentlicher Motor für die Umverteilung von unten nach oben ist. Die Eigentumsfrage ist die wesentliche Frage der Gegenwart. Sie muss oberste Priorität bekommen und erfordert eine schnelle Lösung.

Es wird Zeit, umzusteuern und etwas Neues, etwas Gutes, Schönes und Wahres zu erschaffen. So kanns nicht weitergehen.

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